Musik an sich


Reviews
White Rabbits

It´s frightning


Info
Musikrichtung: Alternative

VÖ: 22.01.2009

(EMI / MUTE)

Gesamtspielzeit: 34:37

Internet:

http://www.myspace.com/whiterabbits
http://www.whiterabbitsmusic.com


Die Amerikaner White Rabbits aus New York veröffentlichen mit It´sfrighening ihr zweites Album und das klingt nicht im geringsten amerikanisch, noch beängstigend. Wenn überhaupt, dann beängstigend gut.
Das Sextett mit Doppelschlagzeug hat viel Harmonie und Melodiearbeit der späten Beatles inhaliert, steht durchaus auf Radiohead und lässt dies mit Ihren eigenen Ideen und dem dreistimmigen Gesang zu einer schönen Alternative Rock (oder mehr Pop) verfließen. Nach dem Eingangsgelächter glaubt man anhand der Drums bei „Percussion Gun“ zunächst die seligen Adam and the Ants zu hören, doch dann perlen Gitarre und Piano in bester Radiohead Manier (Hail to the Thieve Phase). Das straighte Drumming geht durch den ganzen Song, der zwischen atmosphärischen Parts und rockigeren Teilen hin und her schwankt. „Rudiefails“ ist dann sehr Beatles-like, ich denke, wenn die Band heute existieren würde, klänge sie genau so, aber auch hier gibt es wieder diese typische Radioheadgitarre.
„They done wrong / we done wrong“ setzt dann verstärkt auf Elektronics und arbeitet mit spanisch klingenden Perkussionen und einer ebensolchen Gitarre, der Bass pumpt wie bei Pink Floyds One of these days (aber poppiger) darüber liegt der wunderbare Satzgesang, toller Song mit feiner Atmosphäre. Atmosphäre ist dann auch gleich das Stichwort für das mit mystischen Sounds und dissonanten Klängen beginnende „Lionesse“. Schlagzeug und Perkussion duelliert sich zu dunklen Pianoklängen und beißenden Gitarrenkratzern im Hintergrund. Beschreibung: Wohltuend schaurige Dissonanz?
Darauf folgt zum Erholen einer der poppigsten Tracks, „Company I keep“. Sehr ruhig, Gitarre zu Perkussion und sanften Bass. Hier eine klare, einzelne tiefere Stimme, beschwingtes Nachdenken ist angesagt, dieses Stück hätte sicherlich auch auf das nächste Radioheadalbum gepasst. Weiter geht es wieder mit noch deutlicheren Anleihen an die bewussten RH versetzt mit dissonanten Gitarren die an Talk Talk erinnern. Das beschwingte „The Salesman“ ist wiederum eher dunkel, aber eben durch Bass und Schlagzeug treibend und irgendwie auch euphorisch. Man wartet auf die Explosion der Gitarren, die jedoch (leider) ausbleibt.
“Midnight and I“ verströmt wieder mehr unheimliche Atmosphäre. Dunkle Pianoakkorde zu verhallenden Chören. Mollgitarren und feiner Satzgesang. Sobald das Doppelschlagzeug einsetzt, wird es kraftvoll, besonders zusammen mit dem Piano. Hier gibt es dann am Schluss sehr schräge Gitarren, wieder bleibt die Explosion jedoch aus. „Right were they left you“ arbeitet wieder mit sehr viel Rhythmus, versponnen Gitarren, führen tut ein Piano, das ein wenig an Depeche Mode (Enjoy the silence“ erinnert.
Rauswerfer ist das nur aus Piano, Sounds und Harmoniegesang bestehende „Leave it at the door“. Das ist wunderbare, süße Melancholie in Perfektion und zum wegfliegen. Wunderschön.
Was bleibt nach viel zu kurzen 35 Minuten? Ein Album, das die Teile der jüngeren Rock und Popmusik, mit einer kleinen Portion Postrock verknüpft und zu einem Ohrwurmhaltigen Meisterwerk macht. Das wird einem nicht beim ersten Hören und auch nicht beim Nebenbeihören auffallen. Jedoch fressen sich die kleinen Perlen langsam in die Gehörgänge, offerieren bei jedem Hören wieder neue kleine Wendungen und erfreuen das Ohr und das Herz mit gespenstisch schönen, aber nicht zu düsteren, zuckersüßen, aber nicht klebrigen Klängen, die genau in die Jahreszeit passen. Diese Band muss man sich vormerken, ich bin gespannt, was da noch kommen wird.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Percussion Gun3:08
2 Rudiefails3:24
3 They done wrong / We done wrong4:30
4 Lionesse3:10
5 Company I keep4:10
6 The salesman2:50
7 Midnight and I3:34
8 Right where they left3:29
9 The Lady Vanishes3:30
10 Leave it at the door2:52
Besetzung

Brian Betancourt: Bass
Matt Clark: Drums
Alex Even: Guitar, Vocals
Jamie Levinson: Drums
Stephen Patterson: Vocals, Piano
Gregory Roberts: vocals/guitar


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