Der dünnen Papp-Promo von Beardfish war auf meinem Schreibtisch ein Schicksal zugedacht, dass Destined Solitaire angesichts des musikalischen Inhalts eigentlich nicht verdient hat. Von Jewel-Cases und schicken Digi-Packs gerahmt entzog sich das fünfte Album der Schweden lange Zeit meiner Aufmerksamkeit – bis ich sie als transportfreundlichen Begleiter für eine Zugfahrt in die Tasche packte.
Seitdem ist das Album Dauergast im Player. Ohne irgendwie retro zu sein atmet Destined Solitaire die offene Atmosphäre der frühen 70er. Stilistische Schranken? Wozu? Intellektuelle Grübler werden mit fröhlichen Melodien verschreckt. Feinfühligen Ästheten werden Growls für die Füße gekotzt. Und dennoch könnte man sich hundertprozentig vorstellen, dass die am Anfang ihrer Karriere stehenden Genesis exakt dieses Album veröffentlicht hätten, wenn sie denn irgendwann in den 80ern geboren wären.
Im Prinzip kann man den Laser an jeder Stelle in die Bits bohren. Trotzdem drei Empfehlungen – zum einen das Titelstück, das von fröhlichen Gitarrenläufen über jazzige Elemente bis hin zu den bereits erwähnten Growls alles enthält, was einem Longtrack progressive Vielfalt verleiht. Daneben das kompakte „In real Life there is no Algebra”, das satt groovend den rockigsten Punkt im Album darstellt. Last not least das sehr verspielte „Abigails Questions”, das stellenweise Zirkusatmosphäre verströmt.
Wahrscheinlich erschient das Album bei InsideOut in einer Aufmachung, die noch ein oder zwei Punkte mehr verdienen könnte.