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Mendelssohn Bartholdy, F. (Fey)
Sinfonie Nr. 4, Streichersinfonien Nr. 7 & 12
FEURIG
Höchst bemerkenswert ist die Entwicklung, die das noch vergleichsweise junge Orchester der Heidelberger Sinfoniker genommen hat: 1994 gegründet, ist es inzwischen zu einem international renommierten, "historisch orientierten" Orchester geworden. Der Schwerpunkt der Orchesterarbeit liegt auf den Werken der Wiener Klassik und so haben gerade die Einspielungen von Sinfonien Joseph Haydns viel Lob und Anerkennung erfahren.
Die Arbeit an den "Klassikern" merkt man auch der Deutung von Mendelssohns Orchesterwerken an, wie sie die Heidelberger jetzt vorlegen: Klassizistisch in der Grundanlage, aber versehen mit dem Feuer und Überschwang der Romantik. Die Streichersinfonien von Felix Mendelssohn sind stürmisch-bewegte Jugendwerke, die das klassische Grundkonzept mit düsteren Stimmungen und plötzliche Klippen versehen. Unter der Leitung von Thomas Fey vollziehen die Heidelberger Sinfoniker den Werkcharakter in idealer Weise nach: dynamisch und vorwärtdrängend wird musiziert, teils so waghalsig, dass man es mit der Angst bekommt, der "Wagen" könnte sich überschlagen oder aus der nächsten Kurve getragen werden - was aber nie passiert. In den extrem zügigen Tempi und scharfen Schnitten erinnert die Interpretation an die Gesamteinspielung der Streichersinfonien durch Concerto Köln. Der Klang ist aufgrund der eingesetzten modernen Instrumente aber etwas süffiger und basslastiger.
Das geschwinde Tempo bekommt auch der viel gespielten "Italienischen" sehr gut. Statt sie in idyllisch-mediterranes Licht zu tauchen, wird hier eine Ausleuchtung vorgenommen, die alle Umrisse und Kontraste scharf zeichnet wie die Sonne Italiens es zur Mittagszeit tut. Äusserst feurig werden der Eingangs- und der Schlusssatz interpretiert, so dass in dieser vierten Sinfonie noch die Wildheit der frühen Streichersinfonien nachklingt. Den Saltarello, also jenen italienischen Tanz, dem das Finale nachempfunden ist, wird man zwar allenfalls in der Manier der wirbelnden Derwische tanzen können, aber das Konzept geht dennoch auf.
Eine erstaunliche und mitreissende Platte, die diesen Mendelssohn-Zyklus (Vol. 1 ist bereits 2006 erschienen) zu einem der packendsten überhaupt macht.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-4 Streichersinfonie d-moll Nr. 7 21:15 5-7 Streichersinfonie g-moll Nr. 12 20:34 8-11 Sinfonie Nr. 4 "Italienische" A-Dur op. 90 27:06 |
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Besetzung |
Heidelberger Sinfoniker
Ltg. Thomas Fey
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