BAP
X für'e U
| | Info | Musikrichtung:Deutsch Rock
VÖ: 25.08.2006 (1990)
(Capitol / EMI)
Gesamtspielzeit: 92:12
Internet:
http://www.bap.de | |
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„Lass Dir kein X für ein U vormachen!“ Eine alte Lebensweisheit steht über dem mittlerweile achten BAP Studioalbum. Ein Rat, der angesichts dessen, was man auf diesem und dem vorherigen Alben zu hören bekam, durchaus auch gegen die Band in Anschlag bringen kann. Ist dieser biedere Songwriter-Sound wirklich noch BAP oder wird uns hier ein alterschwacher Dylan als lebendiger Springsteen verkauft? Insbesondere eine Stück wie “Wat, usser Rock'n'Roll“ enttäuscht auf ganzer Linie. Hoffte man doch angesichts des Titels auf eine neue “Anna“, einen “Waschsalon“ oder ähnliches. Pustekuchen! Der Rock’n’Roll findet nur in der Titelzeile statt – und das gilt fast für das ganze Album.
Ausnahmen sind der Opener, ein toller, wirklich stimmiger Rocker, sowie “Freio“ und “Domohls“, die ein wenig Tempo ins Programm bringen. “Happy End“ beginnt zwar mit Hard Rock Gitarren, lässt dann aber deutlich nach und endet in einem viel zu braven Saxophon Solo.
Textlich lassen sich zwei Schwerpunkte finden. Zum einen die Rückblicke in die eigene Jugend- und Kinderzeit. “Happy End“, eine Art Fortsetzung von “Fortsetzung folgt“, entführt uns ins Kino. “Freio“ ist eine enttäuschte Kindheitserinnerung, angesichts derer Niedecken die Unfairness des Erwachsenenlebens beklagt. Schwerpunkt zwei ist die Aufarbeitung der deutsch-deutschen Teilung. Erste Euphorien sind verflogen und BAP stimmen lautstark in das Klagelied der enttäuschten Linken ein, die angesichts der kohlschen Wiedervereinigungsgewinner den Sieg der Reaktion beklagen. Wirklich kreative Neuschöpfungen lassen sich kaum finden. “Bleifoss“ ist geradezu ein blasser, zweiter Aufguss von “Ahn ’ner Leitplank“.
Eine persönliche Zusatzbemerkung: Auch heute wundert es mich nicht, dass ich mich nach diesem Album erst einmal von BAP verabschiedet habe. Es war das letzte Album, das ich mir noch unmittelbar nach der Veröffentlichung zugelegt habe. Bei den folgenden Scheiben habe ich auf Sonderangebote oder die Second Hand Läden gewartet. Einige haben den Weg in mein Regal bis heute nicht gefunden. Von daher werden die nächsten Alben für mich ganz besonders spannend.
Wie beim Vorgänger gelingt es auch diesmal die Remaster-Edition durch die Bonus-CD massiv aufzuwerten. Lediglich zwei der Stücke sind Live-Versionen von BAP-Songs. Und die sind hier sehr sinnvoll aufgenommen. Beide stammen von dem Live-Album …affrocke, das wie alle Live-Alben in der Remaster-Edition nicht berücksichtigt wird, und sind nie auf einer Studio-LP erschienen. Daneben stehen je drei Demos und drei Live-Versionen von unveröffentlichten Stücken, die sich in jeder BAP-Sammlung gut machen, auch wenn der BAP-Ton nicht immer ganz getroffen ist. Die Zusammenarbeit mit Zeltinger, Willi Millowitsch und den Bläck Fööss führt ein wenig in die Region des poppigen Schlagers. “Sibbzehn Froore” gehört in die Kategorie der „Kinderfragen-Liedes“, und da gab es schon wesentlich bessere – zuförderst wohl Udo Lindenbergs “Wozu sind Kriege da?“.
Mit gewisser Einschränkung kann man aber auch für diesen Doppeldecker eine herzliche Kaufempfehlung aussprechen, die zur Nötigung wird, wenn man X für’e U mit 90 Proznet von dem vergleicht, was uns heute als Deutsch-Rock angeboten wird.
Norbert von Fransecky
Trackliste | 1 Denn mer sinn widder wer (5:27) 2 Vis á vis (4:57) 3 Bleifooss (5:15) 4 Alles em Lot (5:02) 5 Happy End (4:17) 6 Freio (4:56) 7 Sie määt süchtig (4:17) 8 Wat, usser Rock'n'Roll (5:18) 9 Domohls (4:56) 10 Greifbar noh (5:33) 11 Land en Sicht (5:31)
Bonus-CD 1 Häzzblot (Urversion-Demo) (4:35) 2 Müssjoh Kathedrale (Urversion-Demo) (4:33) 3 Griefbar noh (Urversion-Demo) (5:06) 4 Waade op 'ne Fründ ("Ich stelle mich" (WDR), live mit Zeltinger und G. Köster, Köln 1990) (4:35) 5 Bläck Fööss-Band (Bläck Fööss, Niedecken, Willi Millowitsch, Zeltinger, K. Heuser) (4:28) 6 Sibbzehn Froore (Outtake, Single b-Seite von "Vis a Vis") (3:32) 7 Ex, hopp & weg (Live 1991, von "…affrocke") (3:47) 8 Heroes (Live 1991, von "…affrocke") (5:40) |
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| | Besetzung | Manfred Boecker (Perc) Steve Borg (B) Alexander Büchel (Keys) Klaus Heuser (Git) Wolfgang Niedecken (Voc, Git) Jürgen Zöller (Dr)
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