Musik an sich


Reviews
In Extremo

Kein Blick Zurück. Best of (Limited Ed.)


Info
Musikrichtung: Mittelalter Metal

VÖ: 08.12.2006

(Universal)

Gesamtspielzeit: 96:33

Internet:

http://www.inextremo.de



Pontifex Musicus

Die Namen: Das letzte Einhorn, Dr. Pymonte, Flex der Biegsame, Yellow Pfeiffer, der Lange, der Morgenstern, die Lutter.

Die Sprachen: Althochdeutsch, Latein und Isländisch.

Die Dialekte: Dudelsack, Schalmei, Harfe, Trumscheid, Drehleier, Nyckelharpa, Flöte, Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Das Ergebnis: Diese auf den ersten Blick etwas merkwürdige Zusammenstellung, ist nicht etwa der Turmbau zu Babel, sondern der Brückenbau vom Mittelalter zum zwanzigsten Jahrhundert. Und diese Brücke hat ein Fundament aus wuchtigen Gitarren, tragende Säulen aus Dudelsäcken und filigranen Geländern aus Harfen, Flöten und Schalmeien. Unter ihr fließt ein Fluss aus Bass, Schlagzeug und Drehleier. Schluss mit der Poesie.

Die Fakten: In Extremo mit ihrer bekannt bodenständigen Mittelalter-Metal Musik, legen mit Kein Blick Zurück keins der obligatorischen vorweihnachtlichen „best of`s“ vor, sondern ein best of, dass die Fans durch Abstimmung (mit)kreiert haben. Dies zeigt, dass die sieben Musiker viel Wert auf die Meinung der Fans legen, und ganz nah am Geschehen bleiben wollen.

Auf die einzelnen Titel dieser CD einzugehen scheint mir, angesichts der Bekanntheit zunächst müßig. Eins der Anliegen der Band war jedoch, ältere, ihrer Meinung nach nicht ganz so gelungene Aufnahmen (Hiemali Tempore, Ai Vis Lo Lop, Herr Mannelig, Spielmannsfluch, Rotes Haar, Pavane, Vollmond, Villemann Og Magnhild, Vänner Och, Frände) mit modernen Mitteln neu einzuspielen. Und das Ergebnis ist technisch wie auch musikalisch einfach grandios geworden.

Die Instrumente stehen mit einer bei In Extremo noch nicht da gewesenen klaren und sauberen Ortbarkeit im Raum, dass mich das Gefühl beschlich, ich säße drei Meter vor der Bühne. Perfekt.
Dennoch darf man hier nicht viel Neues erwarten. Es ist eben doch irgendwie ein „best of“. Lediglich „Alte Liebe“ und „Kein Sturm hält uns auf“ sind bisher noch nicht erschienen.

Auf der limitierten Edition befinden sich dann noch gecoverte Versionen von bekannten In Extremo Stücken. Teilweise recht unterhaltsam, kann ich dennoch nichts mit der Mambo Version von Singapur mit Götz Alsmann als Interpreten anfangen. Und das von Blind auf englisch gesungene „Ave Maria“? Naja. Im Mittelalter ein klarer Fall für den Scheiterhaufen.

Ein klares Sahnestückchen dagegen sind die „Merseburger Zaubersprüche“ gespielt von Ougenweide. (Die das Stück ursprünglich in den Siebzigern vertont haben). Für Silbermond Fans dürfte auch das Cover von „Die Gier“ interessant sein. In Extremo Getreue dürften darauf verzichten können. Der Pott kocht: Randalica aus Dortmund machen mit „Nur ihr allein“ ihrem Namen alle Ehre.

Das Fazit:
Die weltbeste Mittelalter-Metall-Rock-Band kommt aus Deutschland uns heißt In Extremo. Von bretthart bis melodiös verspielt zeigen die Musiker, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Fans werden die meisten Titel schon im Schrank stehen haben. Was sie nicht haben, ist diese Qualität der Einspielung. Bleibt zu hoffen, dass sich daran bei zukünftigen Aufnahmen nichts ändert. Die Entscheidung für die Normalauflage, oder die limitierte Edition kann nur eine Geschmacksfrage sein. Sachliche Argumente für den Kauf der letztgenannten konnte ich nicht finden.



Andreas W. Fieseler



Trackliste
CD1
01. Wind 4:23
02. Ai Vis Lo Lop 3:49
03. Vollmond 4:03
04. Herr Mannelig 4:47
05. Kein Sturm hält uns auf 3:15
06. Pavane 4:56
07. Rotes Haar 4:14
08. Omnia Sol Temperat 4:12
09. Küss mich 4:10
10. Spielmannsfluch 3:39
11. Alte Liebe 4:23
12. Hiemali Tempore 4:14
13. Rasend Herz 4:05
14. Liam 3:48
15. Erdbeermund 4:07

CD2 (Limited Edition)
01. Ave Maria - Blind 3:21
02. Singapur - Götz Alsmann 3:55
03. Rattenfänger - Grave Digger 4:14
04. Merseburger Zaubersprüche - Ougenweide 4:07
05. Nur ihr allein - Randalica 4:30
06. Die Gier - Sibermond 4:24
07. Rasend Herz - Killing Joke Remix by Paul Raven 5:51
08. Spielmann - Das Letzte Einhorn & Vince 4:06
Besetzung

Das letzte Einhorn: Gesang
Dr. Pymonte: Dudelsack, Harfe, Schalmeien
Flex der Biegsame: Dudelsack, Schalmeien
Yellow Pfeiffer: Dudelsack, Schalmeien, Nyckelharpa
Der Lange: Gitarre
Der Morgenstern: Schlagzeug
Die Lutter: Bass


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