Terri Clark
Greatest Hits 1994 - 2004
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Nach zehn Jahren im Countrymusikgeschäft und fünf in dieser Zeit produzierten Alben mag man der fast immer Hut tragenden hübschen Countrylady das Recht auf ein "Greatest Hits"-Album nicht aberkennen. Eine gute Chance also für alle, die bisher nichts oder recht wenig von der Schwarzhaarigen in ihrem CD-Regal stehen haben. Im Einzelnen: Bereits der Opener "Better things to do" zeigt, wo die Terri´s Stärken liegen, denn straighter New Country-Pop ist das Refugium für die geradeaus laufenden Drums und die rockenden Gitarren. Dazu ein Text, der dem Verflossenen klar zu erkennen gibt, dass man nicht beabsichtigt, sich lange mit Abschiedsschmerz aufzuhalten, sondern wichtigere Dinge zu tun hat, wie z.B. das Rasenmähen, obwohl man dies erst am Vortag erledigt hatte. Ein Song, der nicht nur durch die Musik in die Beine geht, sondern auch durch den Text zum Schmunzeln animiert. "When boy meets girl" steht dem textlich in nichts nach, denn hier wird beschrieben, wie die Jungen sich verändern, wenn auf einmal eine junge Lady in ihr Leben tritt. Mit "If I were you" tritt die erste Ballade des Albums auf den Plan und hier fällt auf, dass dies nicht der Paradebereich von Terri Clark ist, denn die Sanftheit einer Martina McBride ist ihrer Stimme leider nicht zu entlocken. Ihre Stimme erweckt den Anschein, als bräuchte sie einen gewissen Druck, um zur völligen Entfaltung zu gelangen, und bei Balladen ist dies leider nicht möglich. Aus diesem Grund ist man bei "Poor, poor pittiful me" wieder auf der sicheren Seite, denn hier regieren straighter Rhythmus und angezerrte Gitarren und geben Terri so den passenden Background für ihre Stimme. Dieselbe Rezeptur führte auch bei "Emotional girl" zum Erfolg, das noch temporeicher daherkommt und den Linedancern einige qualmende Sohlen bescheren dürfte, denn die richtigen Countryfans wird es bei diesem Song kaum noch auf den Stühlen halten. "Now that I found you" ist von ruhiger Machart und scheint schon besser auf die Stimme der Sängerin abgestellt zu sein, denn dieser Titel kommt harmonisch und ausgewogen auf die Hörer zu und ist in sich geschlossener. "You´re easy on the eyes" und "Everytime I cry" basieren auf dem bekannten Drum-Gitarre-Rezept, bevor "A little gasoline" leicht ruhigere Töne anschlägt, die jedoch ihre Herkunft auch nicht verbergen können. Eine mittlere Portion Country-Rock gibt es bei "I just wanna be mad", das erst vor Monaten die Country-Charts eroberte. Dem braven Eheleben möchte Terri Clark da entrinnen und wer möchte ihr dabei nicht behilflich sein? Eine ähnliche Problematik liegt "I just wanna do it all" zugrunde, wobei Terri - wieder in satt-rockiger Manier - alles Mögliche und Unmögliche erleben möchte. Auch dieser Titel platzierte sich vor kurzem in den Counrty-Top-20, und das durchaus zu recht, denn mit ihrer Mischung von Rock, Pop und Country ist die junge Dame mit der Fender Telecaster ein gutes Aushängeschild für die moderne Countrymusik.
"Girls lie too" ist die erste Zugabe des Greatest-Hits-Albums, denn es hat sich zwischenzeitlich eingebürgert, alle Best-ofs mit bisher unveröffentlichem Material aufzuwerten, um auch den Besitzern aller vorherigen Alben den Kauf dieser Compilation ans Herz zu legen. Zur Belohnung gibt es einen Clark-Song in bekannter Manier mit einem frech-fröhlichen Text, der sich ebenfalls in den Charts tummelt. Die zweite Zugabe ist das locker-rockige "One of the guys", bevor mit "No fear" ein Live-Mitschnitt präsentiert wird. Warum man gerade dies Stück auswählte, bleibt ein Rätsel der Plattenfirma oder des Produzenten, denn ich geh davon aus, dass ein richtig temperamentvoller Song ein positiveres Bild hinterlassen hätte. Fazit: Wer auf flotte Countrymusik steht, dürfte bei Terri Clark auf der sicheren Seite sein, und wenn da noch ein Greatest-Hits-Album lockt, kann es wohl kein Fehlkauf werden. Was sich bei den 47 Minuten herauskristallisiert, ist die unbestreitbare Fähigkeit der gutaussehenden Countrylady, rockige und poppige Musik zu produzieren und mit teils lustigen Texten zu präsentieren, ohne den Kontakt zu ihren musikalischen Roots zu verlieren. Zudem pflegt sie mit ihrem Cowboyhut das Klischee der Countryszene. Abstriche wird man ab und zu in den ruhigeren Passagen ihrer Songs machen, denn nicht jede Stimme ist für Balladen optimal ausgelegt. Das Schöne ist, das Terri Clark zu den erdigen Stars der Countryszene gehört und einem Mann anscheinend ein richtiger Kumpel sein kann und "Musik mit Sporen" macht, wo andere Ladys mit zarten Stimmchen gesangliche Zärtlichkeiten verbreiten. Gut, dass es auch diese Seite der weiblichen Countrystars gibt - ein richtiges Cowgirl mit Gitarre.
Lothar Heising
Trackliste |
1 | Better things to do | 3:06 |
2 | When boy meets girl | 3:01 |
3 | If I were you | 3:54 |
4 | Poor, poor pittiful me | 3:10 |
5 | Emotional girl | 3:08 |
6 | Now that I found you | 3:37 |
7 | You´re easy on my eyes | 3:32 |
8 | Everytime I cry | 3:47 |
9 | A little gasoline | 3:08 |
10 | I just wanna be mad | 3:18 |
11 | I wanna do it all | 2:52 |
12 | Girls lie too | 3:32 |
13 | One of the guys | 3:14 |
14 | No fear (Live) | 4:04 |
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