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Reviews
Schütz, H. (Helbich)

Musicalische Exequien


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 17.05.2004

Naxos / Naxos (CD, DDD (AD: 2001) / Best.Nr. 8.555705D)

Gesamtspielzeit: 52:50

Internet:

Naxos

Alsfelder Vokalensemble



FEINSINNIGE SCHLICHTHEIT

Die Bedeutung Heinrich Schütz´(1585-1672) für die Entwicklung der Barockmusik vor allem im protestantischen deutschen Sprachraum kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er vereinte den Kirchenchoral mit italienischen Stilelementen aus der Schule Gabrielis und schuf so einen neuen Formen- und Ausdrucksreichtum. Als protestantische Begräbnismusik sind gerade seine Musicalischen Exequien richtungsweisend. Geschrieben für die Beisetzungsfeierlichkeiten für den Grafen von Reuss im Jahre 1636 werden in ihnen Zitate aus verschiedenen Büchern der Bibel vertont. Dabei folgt dem ersten Satz ("Nacket bin ich von Mutterleibe kommen"), in dem sechs Sänger und die Orgel konzertieren, eine breit angelegte Motette für acht Stimmen, zwei Chöre und obligate Instrumentalbegleitung ("Also hat Gott die Welt geliebt"). Es schließt sich eine komplexe Vertonung des Nunc dimittis an, in welcher dieser Text von einem Chor vorgetragen wird, während ein zweiter die Worte "Selig sind die Toten (...)" intoniert.

Bei dieser unter der Leitung von Wolfgang Helbich entstandenen Einspielung liegt das Schwergewicht der Interpretation auf einer schlichten Innerlichkeit. Allen Ausführenden ist der Verzicht auf jede Eitelkeit gemeinsam. Auch dramatische Ansätze, wie sie etwa John Eliot Gardiner in seiner Vergleichseinspielung (Deutsche Grammophon 1988, 423405-2) in den Vordergrund rückt, sucht man hier vergeblich. Das ist indes absolut kein Schade. Im Gegenteil: Text und Musik bekommen so die Chance, ganz aus sich selbst heraus zu wirken. Sie werden fast objektiv vorgestellt und sind dadurch um so mehr geeignet, den Hörer anzurühren und zum Erwägen des Gehörten anzuregen. Zugleich geht damit eine Konzentration auf das Wort einher. Insgesamt kann man somit von einer mustergültig ur-protestantischen Auffassung des Werkes sprechen, die vollkommen adäquat erscheint.
Die hohe Klangkultur und Präzision der Solisten mit ihrem durchweg deklamatorischen Stil, wie des Chores und der Instrumentalisten sorgen dafür, dass der gerade in seiner schlichten Größe für Störungen besonders anfällige Interpretationsansatz aufgeht. Dabei wirkt der hallige Klang der Aufnahme an sich durchaus unterstützend und insbesondere die Solisten werden tontechnisch akkurat abgebildet; jedoch sorgt die Akustik des Bremer St. Petri Domes andererseits dafür, dass bei den chorisch ausgeführten Teilen die Transparenz leidet und die unabdingbar notwendige Textverständlichkeit bisweilen auf der Strecke bleibt.
Gerade im Nunc dimittis mit seiner Verwobenheit wirkt sich das ungünstig aus.

Als weiteres Stück findet sich auf der CD u.a. das Werk "Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz": In ihm beschränkt sich Schütz in der Verwendung der musikalischen Mittel deutlich und läßt die Dramtik sich wiederum vornehmlich im Text selbst entfalten. Hervorzuheben ist hier die Leistung der beiden Tenöre, Jan Kobow und Hennig Kaiser, die eine besonders sensible, zugleich aber eindringliche Interpretation liefern.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Musicalische Exequien, SWV 279-281
1-2 Concert in Form einer teutschen Begräbniss-Missa 22:14
3 Motette "Herr, wenn ich nur dich habe" 02:59
4 Canticum B. Simeonis "Herr, nun lässest du deinen Diener" 03:48

5-9 Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz, SWV 478 17:18

10 Die mit Tränen säen, SWV 378 03:41

11 So fahr ich hin zu Jesu Christ, SWV 379 02:50
Besetzung

Veronika Winter / Bettina Pahn, Sopran
Hennig Voss, Altus
Jan Kobow / Henning Kaiser, Tenor
Ralf Grobe / Ulrich Maier, Baß
Alsfelder Vokalensemble
Himlische Cantorey
Barockorchester I Febiarmonic
Beate Röllecke, Orgel

Ltg. Wolfgang Helbich


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