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Info
Zeit: 16.07.2011
Ort: Wechingen (bei Nördlingen)
Internet:
http://thesweet.com
http://www.myspace.com/thesladeband
http://www.flashmusic.de
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Schützenvereins Wechingen haben sich diese dazu entschlossen, die Rocklegenden Slade und Sweet sowie die Queen-Tribute-Band Flash ins Ries zu holen. Eine besonders coole Aktion fand noch vor Weihnachten statt. Dort konnten die Tickets für dieses Event als Sonderticket zum Preis von 19.90 € gekauft werden. Dies ist für drei Bands dieses Kalibers eine wirklich kostengünstige Sache. An der Abendkasse werden 35 Euro verlangt, was für Band dieser Kategorie noch immer sehr preisgünstig ist. Als wir in Wechingen ankommen staunen wir nicht schlecht: Das Zelt ist riesig, die Theken bzw. Bars sind überdimensional groß und das kulinarische Angebot lässt keine Wünsche offen. Das ganze Fest ist absolut professionell und originell aufgemacht, keiner muss auch bei großem Andrang länger als fünf Minuten auf Essen oder Trinken warten. Note 1 schon aufgrund der perfekten Organisation!
Den Beginn der „Hauptbands“ machen die Jungs von THE SWEET um den unverwüstlichen Recken an der Gitarre und am Gesang, Mr. Andy Scott. Er ist das einzige verbliebene Urmitglied, die anderen drei Musiker sind etwas später dazu gestoßen. Mit dem schmissigen „Hellraiser“ wird gleich von Anfang an ziemlich Gas gegeben. Der Sound ist von Anfang an sehr gut und The Sweet präsentieren sich in ausgezeichneter Spiellaune. Es werden neben den bekannten Klassikern auch Songs aus der Frühphase der Band wie z. B. „Co-Co“, „Funny Funny“ oder „Poppa Joa“ als Medley ausgepackt, was ich so von den Jungs bis jetzt noch nicht gehört habe. Es kommt jedoch sehr gut an und das Publikum ist von Anfang an sehr gut dabei.
Andy Scott, der mittlerweile 62 Jahre alt wird ist zwar nicht mehr der Agilste, aber er singt seine Passagen immer noch sehr sicher und spielt eine druckvolle Gitarre. Steve Grant, der Keyboards und Gitarre spielt; übernimmt große Passagen des Background-Gesangs und singt bei dem Song „No You Don’t“ vom legendären Sweet FA-Album die Leadstimme. Der Doppelschlag „Little Willy“/„Wig Wam Bang“ hält das Stimmungsbarometer am obersten Limit und Songs wie das unsterbliche „Fox On the Run“, „Action“ oder „Blockbuster“ sorgen dafür, dass das Publikum bestens unterhalten wird.
Die Zeit vergeht wie im Flug und ein Klassiker nach dem Anderen wird gespielt. Im Mittelteil von „Love Is Like Oxygen“ spielt Steve Grant Auszüge von ELP’s „Fanfare Of A Common Man“, das für einige überraschte Gesichter sorgt. Zum Abschluss wird noch eine knackige Version von „Ballroom Blitz“ gespielt, danach ist dann nach ca. 75 Minuten Spielzeit Schluss. Sweet bekommen sehr viel Applaus von den zahlreichen anwesenden Fans. Das Zelt scheint rappelvoll zu sein. Am Montag wird in den Rieser Nachrichten, der lokalen Zeitung, von 1.800 Besuchern die Rede sein, eine wirklich beachtliche Menge.
Nach einer kurzen Pause kommen die Kollegen von SLADE zum Zuge. Diese legen ebenfalls mit einem glasklaren Sound und der Dampframme „We’ll Bring The House Down“ wuchtig los. Der Titelsong des gleichnamigen Albums klingt ziemlich hart und fetzig, der Sound ist spitze und druckvoll, wie es sein soll. Die Stimme von Sänger Mal McNulty ist die von Ur-Sänger und Brüllhamster Noddy Holder sehr ähnlich und erinnert mich ein bisschen an Brian Johnson von AC/DC. Von der klassischen Besetzung sind noch der hyperaktive Gitarrist Dave Hill (obligatorisch mit Hut bewaffnet) und der ständig Kaugummi kauende Brutalo-Schlagzeuger Don Powell mit dabei. Am Bass ist mittlerweile John Berry mit dabei, der mit einem soliden Bass-Spiel und ausgezeichnetem Gesang überzeugt.
Slade kommen von Beginn an beim Publikum sehr gut an, obwohl die Songs nicht die Hitdichte aufweisen wie etwa bei The Sweet. Nach dem fetzigen „Lock Up Your Daughters“ (was für ein genialer Titel!) kommt dann bereits die Überhymne „Far Far Away“ zum Zuge, bei dem die Fans im Festzelt begeistert mitsingen. Bei „Everyday“ übernimmt John Berry den kompletten Gesang und es hört sich absolut klasse an. Besonders freue ich mich über den selten gespielten Hit „Coz I Luv You“ bei dem John Berry eine E-Violine spielt. Dave Hill, der kaum größer zu sein scheint als 1,50 m und Bassist John Berry steigen meist gleichzeitig auf kleine Podeste, die auf der Bühne aufgebaut sind. Das sieht sehr cool aus und die beiden heizen dabei sehr häufig das Publikum an.
Die Dampfwalze „Goodbuy T’ Jane“ beweist einmal mehr, dass Slade wesentlich mehr sind als nur „Merry X Mas Everybody“ und hält das Publikum damit bei bester Laune. Bei „Get Down And Get With It“ hat Sänger Mal McNulty seinen großen Auftritt und es ist schon bemerkenswert, mit welchem unterschwelligen Donnergrollen seine Stimmbänder ausgestattet sind. Er spielt nebenbei noch die zweite Gitarre oder auch Bass, was eben gerade benötigt wird. Don Powell scheint in seiner Arbeit, dem Schlagzeugspiel förmlich aufzugehen. Bei jedem Schlag kaut er synchron Kaugummi, das Ganze sieht sehr cool aus. Er drischt förmlich auf die Felle und spielt, als ob es an diesem Abend sein letztes Konzert wäre. Da er durch dieses intensive Kauen wohl schon seinen Kiefer ruiniert hat, trägt er eine Beißschiene, die er immer wieder unter tosendem Beifall dem Publikum präsentiert. Absolut klasse, allein das ist das Eintrittsgeld wert. Dave Hill ist ein ständiger Unruheherd auf der Bühne, genießt jeden Song und den Beifall und präsentiert zwischendurch eine originelle Leuchtgitarre, die mit diversen Lichteffekten ausgestattet ist.
„Run Run Away“ einmal von der Originalband zu hören ist ebenso ein Genuss, wie die Hymne „My Oh My“, bei der das komplette Festzelt mitsingt. Hier ist Gänsehautatmosphäre garantiert und man merkt, dass das Konzert Fans und Band gleichermaßen Spaß macht. „Cum On Feel The Noize“ bildet das Ende des ca. 75 Minuten-Konzerts, bei dem ich noch stundenlang hätte zuhören können. Wechingen tobt und Slade verlassen unter großem Beifall die Bühne.
Den Abschluss bildet die Queen Tribute-Band FLASH, die bereits vor ein paar Jahren in Wechingen zu Gast waren und da sehr gut angekommen ist. Nach einer sehr kurzen Umbaupause geht’s los und die Musiker kommen mit „One Vision“ auf die Bühne. Das Wechinger Publikum ist von Anfang an wieder mit großer Begeisterung dabei und so wird das Konzert für die äußerst sympathischen Musiker ein absoluter Selbstläufer. Ein absoluter Ausnahmesänger ist Frontmann Markus Engelstädter, der bereits nach 1 - 2 Songs stimmlich auf sehr hohem Niveau singt und man tatsächlich das Gefühl hat, Freddie Mercury würde vor einem stehen. Dies gilt auch für den Rest der Band, die musikalisch auf Top-Niveau spielen und die unzähligen Queen-Klassiker mit einer enormen Spielfreude und großer Begeisterung präsentieren.
Gitarrist Hermann Trautner bringt die Solos von Brian May, die nicht gerade einfach sind, äußerst originalgetreu rüber und auch der Gitarrensound hört sich an wie von Brian May. Er spielt dieselbe Gitarre wie sein großes Vorbild, auch das trägt zum großen Teil zu dem legendären Queen-Sound bei. Bassist Roland Bauch sorgt mit Schlagzeuger Matthias Baumann für einen soliden Rhythmusteppich und der links an der Bühne postierte Keyboarder Thomas Basy sorgt für die nötigen Farbtupfer bei Songs wie „Bohemian Rhapsody“ oder „Under Pressure“.
Unglaublich, wie viele Songs die Jungs an diesem Abend vom Stapel lassen, das Konzert dauert satte zwei Stunden. Als besonderes Highlight stufe ich dabei „Bohemian Rhapsody“ mit gekürztem Mittelteil, „Fat Bottomed Girls“, „39“ und „Love Of My Life“ ein, bei dem Markus Engelstädter eine absolute Weltklasse-Leistung zeigt. Zum Schluss bringen „We Will Rock You“ und das unvermeidliche „We Are The Champions“ das Publikum noch einmal auf Hochtouren, danach ist Schluss. Es ist schon faszinierend, wie schnell zwei Stunden vorbei sein können. Die Truppe hat ein wirklich ausgezeichnetes Konzert hingelegt, der wieder einmal gezeigt hat, welche Genies die Originalbesetzung von Queen waren und welche Vielseitigkeit diese Band doch zu bieten hat.
Fazit: Die Veranstaltung war wirklich zu 100 % gelungen. Alle Bands haben sich in ausgezeichneter Verfassung präsentiert und das Publikum war immer mit Begeisterung mit dabei. So könnte es ruhig öfters sein, wenn im Landkreis Feste und Jubiläen ablaufen!
Stefan Graßl
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