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Info
Zeit: 01.07.2011
Ort: Stuttg - Schlossplatz
Internet:
http://www.mothersfinest.com
http://www.bbking.com
Einer der ganz Großen des Blues tourt immer noch fleißig durch die Lande. Es ist der legendäre B.B. King, vor dem selbst die Stones ehrfurchtsvoll den Hut ziehen. Aufgrund dieses glänzenden Rufes wollte ich mir diesen Großmeister des Blues einmal live anschauen. Die Tatsache, dass Mother’s Finest als Vorgruppe dabei sind, hat mich dann überzeugt. Ich war bereits einmal am Schlossplatz bei einem Gratis-Konzert der Scorpions vor einigen Jahren. Diesmal findet die Veranstaltung im Rahmen des Stuttgarter „Jazz Open“ statt. Die Bühne ist im Vergleich zu damals viel kleiner, es sind auch deutlich weniger Leute da. Die malerische Kulisse des Schlossplatzes und das sonnige Wetter haben viele Leute herausgelockt, die sich um das Festivalgelände versammelt haben und die akustischen Eindrücke gratis mitnehmen möchten. Das Publikum auf dem Festivalgelände ist bunt gemischt, es sind auch einige sehr junge Fans anwesend.
Den Opener James Hunter bekomme ich nur noch so am Rande mit. Allerdings ist das was ich höre wirklich gut gemachte Musik und das Publikum feiert ihn entsprechend ab. Nach einer kurzen Pause kommen dann die legendären MOTHER’S FINEST um Frontröhre Joyce „Baby Jean“ Kennedy auf die Bühne. Bei einem glasklaren Sound geben die Funkrock-Pioniere von Anfang an ordentlich Gas. Wenn auch die Stimme von Joyce Kennedy mittlerweile nicht mehr die Höhen früherer Zeiten erreicht, weiß sie immer noch das Publikum zu begeistern und mitzureißen. Von der LP Mothers Finest live sind noch einige Gesichter der Musiker bekannt. Mittlerweile besteht die Band aus Glenn Murdock, der immer noch ausgezeichnet singt, dem Wahnsinnsbassisten Jerry „Wizard“ Seay und „Mo“ Moore (Gitarre). Der zweite Gitarrist heißt John Hayes und am Schlagzeug tobt sich Deion Derrick aus.
Die Songs kommen beim Stuttgarter Publikum sehr gut an. Die Band improvisiert sehr viel und „Wizard“ zieht ein Basssolo ab, das es wirklich in sich hat. Es werden einige Songs gecovert wie z. B. „Strawberry Fields“ (Beatles), „Rock N Roll“ (Led Zeppelin) und „Train Kept A Rolin“ (Yardbirds). Die Songs passen sehr gut in das restliche Set und sorgen für einen rockigen Einschlag. Gegen Ende kommt dann noch der wohl bekannteste Song der Band, „Baby Love“ zum Zug. Hier ist die Stimmung im Publikum am Besten. Gitarrist Mo Moore gibt noch ein geniales Gitarrensolo zum Besten, was vom Stuttgarter Publikum mit großem Beifall honoriert wird. Nach fast genau 90 Minuten ist der fetzige Auftritt vorbei und Mothers Finest verlassen die Bühne. Insgesamt ein sehr solider, routinierter Auftritt der ein bisschen mehr Abwechslung hätte vertragen können.
Setlist Mothers Finest:
Funk A While
Bring It
Truth'll Set You Free
Can't Fight The Feeling
Hard Rock Lover
Gone With The Rain
Give It Up
Thank You For The Love
I Believe
Mandela Song
Mickey's Monkey
Rock And Roll
Strawberry Fields
Baby Love
Piece Of The Rock
Don't Wanna Come Back
Train Kept A-Rollin'
Strawberry Fields
Bass Solo
I'm Ready
The Wall
Flat On My Back
Die Spannung steigt und das Publikum wartet auf den großen B.B. KING. Der ist mittlerweile tatsächlich 85 Jahre alt und schon allein diese Tatsache ist bemerkenswert. Um ziemlich genau 21:15 Uhr kommt die Band von B.B. King auf die Bühne. Es erinnert vom Sound her an die Blues Brothers. Jeder der Saxofonisten bzw. Trompeter usw. macht erstmal ein ausgiebiges Solo, der Rhythmus geht weiter. Einer fehlt noch - es ist B.B. King himself! Er kommt nach ca. 10 Minuten auf die Bühne und hier geht ein Raunen durchs Publikum. Im feinen Zwirn mit schickem Hut macht die lebende Legende einen guten Eindruck. Der Sound ist spitze und unter diesen Bedingungen ist das Gitarrenspiel von B.B. King sehr gut zu hören. Die Band spielt sehr gut zusammen und bereitet ihrem Leader optimale Voraussetzungen, seine Solos und Songs optimal zu präsentieren.
Wenn er spielt, ist das wirklich sehr eindrucksvoll. Allerdings zieht es der Meister häufig vor, sich lieber mit dem Publikum zu unterhalten. Das mag zwischendurch mal ganz nett sein, aber auf Dauer ist das ziemlich nervig. Auch für die Band muss dies ziemlich anstrengend sein, da er manchmal Songs abwürgt oder abkürzt, weil ihm wieder ein Spruch oder eine witzige Geschichte einfällt. Auf jeden Fall lässt Mr. King sich nicht beirren und zieht seinen Auftritt im Sitzen konsequent durch. Bei „You Are My Sunshine“ animiert er das Publikum zum Mitsingen, was ihm problemlos gelingt. In den ersten Reihen steht ein kleines Kind, dass er von der Security auf die Bühne tragen lässt. Er begrüßt den Jungen und spricht kurz mit ihm, das Publikum ist hier kollektiv am Durchdrehen. Mr. King ist sehr freundlich und humorvoll, was ihm viele Sympathien einbringt.
Musikalisch gefallen mir „Rock Me Baby“ und „The Thrill Is Gone“ am Besten. Nach ca. 70 Minuten und während „Oh When The Saints“ endet B.B. Kings Gastspiel in der Schwabenmetropole. Er geht jedoch nicht einfach so von der Bühne, sein Abgang hat Stil. Der Roadie bringt ihm seinen Mantel und seinen Hut. Also geht der Roadie artig hinter die Bühne und bringt haufenweise Plektren, Goldmünzen (vermutlich aus Schokolade) und goldene Taschenuhren, die Mr. King großzügig im Publikum verteilt. Als er nichts mehr hat verabschiedet er sich und verlässt die Bühne. Stuttgart applaudiert und freut sich, dabei gewesen zu sein. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite war es eine tolle Sache, diese Legende live zu sehen. Auf der anderen Seite hab ich mir musikalisch etwas mehr versprochen. Mir war das Konzert etwas zu zerrissen aufgrund der vielen Ansagen, ich hätte gerne etwas mehr Songs gehört.
Setlist B.B. King:
Strung Out
Two I Shot
I Need You So
Every Day I Have The Blues
Key To The Highway
Travelling Man
One Kind Favor
All Over Again
You Are My Sunshine
Rock Me Baby
The Thrill Is Gone
When The Saints
Stefan Graßl
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