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Artikel

Psychedelisches Bielefeld dank Vibravoid und Burn Pilot

Info

Künstler: Vibravoid / Burn Pilot

Zeit: 06.05.2011

Ort: Kanal 11, Bielefeld

Besucher: 60

Veranstalter: Kanal 21 Bielefeld

Fotograf: leider sind meine Fotos nix geworden

Internet:
http://www.vibravoid.de
http://www.myspace.com/vibravoid
http://www.myspace.com/burnpilot
http://www.kanal-21.de

Am Freitag, dem 6. Mai stand für Vibravoid ein besonderer Termin an, ein Konzert im Bielefelder „Kanal 21“ bei dem das Konzert für das Fernsehen aufgezeichnet wurde. Nun gut, das klingt jetzt wahrscheinlich etwas doller, als es ist, denn der Bielefelder Sender Kanal 21 ist nur sehr regional empfangbar. Aber immerhin leben wir ja im Medienzeitalter und das bedeutet das via Internet die Bilder des Konzerts sicher noch weiter verteilt werden können und für Untergrundbands (zu denen Vibravoid auch trotz Ihres Status als die deutsche Psychedelic Band trotzdem zählen) ist es sicher eine große Möglichkeit mal professionelle Visuelle Belege Ihrer Aktivitäten zu erhalten.

Das Studio ist eine kleine, umgebaute Lagerhalle im Bielefelder Stadtteil Sieker in die maximal 100 Zuschauer passen und in die an diesem Abend vielleicht insgesamt 60 „strömen“.

Die Show beginnt dann so gegen 20 nach 8 mit der jungen Bielefelder Band Burn Pilot. Im Nachhinein muss ich mich als Bielefelder ein wenig ärgern, das ich diese Band, die wohl bereits seit 2004 oder 2005 zu bestehen scheint, nicht kenne. Das Trio aus Gitarre, Bass und Schlagzeug hat sich dem pschedelischen Rock verschrieben, allerdings mehr dem modernen Stonersounds als den Retrosounds. Zu Beginn des Konzerts erscheint nur der Gitarist, der sich mit seinem Instrument auf den Boden legt und dieses dann mit einem Akkuschrauber bearbeitet. Er hält den Schrauber mit wenigen Zentimetern Abstand von den Saiten und durch die Elektromagnetischen Wellen des Gerätes erklingen sehr ausgefallene, psychedelische Sounds. Diese jagt er erst einmal einige Minuten über das Publikum bis seine beiden Mitstreiter auftauchen. Die zweite Überraschung ist, das der Schlagzeuger der Sänger ist, was ja auch nicht so oft vorkommt. Nach dem psychedelischen Intro spielt sich die Band in einen rockigen Song, der gut als Annheizer funktioniert. Dann wird ein dreiteiliges Stück angekündigt. Die Band spielt nun weniger verspielt und sphärisch sonder eher härteren Psych der Marke MC5. Der Bass wummert schön im Magen und der Zuhörer wird durch die Weiten des psychedelischen Alls getrieben. Und immer wieder wird der Akikuschrauber eingesetzt, manchmal auch eine CDR als Plektron benutzt und so sehr spacige, schräge Sounds erzeugt. Bis zum letzten Song arbeitet sich die Band durch eher härtere denn sphärische, aber dennoch fein psychedelisch aus tarierte Songs, das letzte Stück wird dann auf ca. 15 - 20 Minuten ein wirkliches psychedelisches Meisterwerk in dem alle Sounds wieder eingesetzt werden, auch der „kleine - große“ Gong und auch der Bassist beginnt sein Instrument unkonventioneller zu bearbeiten um diese Sounds rauszuhauen. Das Abschlussstück ist ein wahrer Hammer und haut jeden Psychedelikfreund auf diesem Planeten um. Die Band gibt noch eine kurze Zugabe, angeblich einen ganz neuen Song, der wieder mehr in die MC5 Richtung geht, das Konzert aber absolut würdig beendet!
Eine tolle Stunde Musik einer tollen Band mit drei guten Musikern, die viel Spaß am musizieren, aber auch am experimentieren haben. Diese Jungs muss man sich auf alle Fälle merken.

Nach ca. einer halben Stunde Umbaupause, in der das spärliche Publikum ein wenig die milden Frühsommertemperaturen genoss, marschierten dann Vibravoid in der aktuellen Viererbesetzung ein. Bandleadeer Christian Koch wie gewohnt im Genrespezifischen Flowerpower-Anzug gewandet. Die Band begann das Konzert mit der eher Songorientierten aber trotzdem mächtig psychedelischen Nummer „Save My Soul“, mit der sie auch von diesem kleinen Publikum frenetisch begrüßt wurden. Nach der Nummer, die das Publikum schon mal schön „einpsychte“ musste die Band erst mal neues Bier ordern und die Instrumente mussten gestimmt werden. Auch in der zweiten Nummer „Silver Bird“ ließ man zunächst die eher poppigen psychedelischen Wurzeln eines Syd Barratt erklingen mit fein gesponnen Gitarrenharmonien und darunter liegendem subtilen Rhythmusgerüst um sich dann jedoch ein wenig in eine psychededlische Landschaft aus sich wiederholenden Gitarren und Keyboardsounds zu steigern. Besonders spielfreudig, nicht nur in diesem Song, zeigte sich der Bassist. Das ganze Konzert wurde im Übrigen hinter mit einer feinen psychedelischen Lightshow unterlegt, die auch dem Original entsprang. Ein Diaprojektor warf Farbspiele hinter die Band die sehr abgefahren waren, ich denke es war das Original 60er Jahre System, in dem eine mit Farben gefüllte Scheibe willkürliche Farbmuster hinter die Band projizierte. Im Gegensatz zu heutigem Aufwand ein minimaler Aufwand mit maximalen Effekt - klasse.
Mit dem dritten Song „Seefeel“ stöpselte die Band dann erstmals sich und das Publikum völlig aus. Eine lange, ausufernde Nummer die den Hörer auf eine unglaubliche Reise ins bunte Land der Fantasie mitnahm. Dazu ein treibender Schlagzeug / Bass Beat, der den Fuß wippen lässt und einen einfach nur davon fliegen lässt. Als Zuhörer ist man hin und weg gerissen - soll diese manische Musik am Besten niemals enden oder ganz schnell stoppen, da man einfach nicht mehr mittanzen kann. In der Folge wechselt die Band, die an diesem Tag sehr gut drauf ist, jedoch wenig mit dem Publikum spricht, jedoch dafür quasi ständig zwischen den Songs Ihre Instrumente stimmt, kurze Songs mit ausufernden Psychedelikreisen gekonnt ab. Das Publikum wird von Song zu Song relaxter aber auch manischer und als dann zum Schluss die wohl über 20 Minuten lange Reise durch „Mot5her Sky“ ansteht, fällt für die meisten Zuschauer (übrigens aller Altersgruppen ab 20 Jahre bis 60 Jahre, würde ich schätzen) endgültige die Barriere und ein wildes Tanzen beginnt. Bei diesem Hammersong, der sich langsam hochschraubt und jedem Instrumentalisten seine Parts gibt (besonders natürlich der Gitarre und dem Keyboard, aber auch der Bass tilt zwischendrin mal aus. In diesem Falle mag ich sagen, man wünschte sich, dass dieser Moment niemals endet, denn zu perfekt harmonierte Musik, Lightshow und der eigene Körper.
Natürlich musste die Band dann den Song doch beenden und verließ die Band unter Beifall, ließ jedoch die PA´s dröhnen und machte Hoffnung auf Zugaben.
Da es jedoch bereits nach Mitternacht geworden war, machte ich mich dann nach Hause auf, da die Band auch ca, 15 Minuten nach dem sie die Bühne verlassen hatte, nicht auf selbige zurück kehrten. Am Auto angekommen hörte ich aus der Ferne noch mal das Schlagzeug einsetzen, ob es dann noch eine Zugabe gab, weiß ich leider nicht.
Vibravoid boten an diesem Abend eine fantastische Show mit grandiosen Sound und einer tollen Songauswahl. Man sollte die Augen aufhalten, wann und wo und wie diese Fernsehaufzeichnung zu sehen sein wird. Und natürlich sollte man Vibravoid auf der bald beginnenden Tour keinesfalls verpassen.

Wolfgang Kabsch


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