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Als Anfang der 80er plötzlich im Radio und sogar in den Hitparaden mit österreichischem Akzent Georg Danzers Worte „Ned nur i hab so a Angst; ned nur i hab so an Haß auf Euch, die ihr uns regiert in Kriege führt’s. Wir san nur Dreck für Euch.“ erklangen, war das in verschiedener Weise eine Zeitenwende. Zum einen war das ein deutlicher Lackmus-Test dafür, dass die Friedensbewegung, die sich in diesem Fall ganz konkret gegen die von der Bundesregierung unterstützte Stationierung von Pershing II Mittelstrecken in Deutschland richtete, in der Mitte der Bevölkerung angekommen war.
Zum anderen wurden plötzlich die bislang als völlig antiquiert geltenden Liedermacher auch vom jüngeren und alternativen Publikum wahrgenommen. Da war das österreichisch-bayerische Trio Danzer-Ambross-Wecker, der Niederländer Robert Long, Pete Wyoming Bender mit seiner indianischen Abstammung. Aber auch die alte Garde der orthodox Linken, wie Degenhard, Wader oder Mossmann wurde neu entdeckt.
Der eher unpolitische Rainhard Fendrich passte eigentlich nicht in dieses Schema, wurde aber - ähnlich wie BAP oder Klaus Lage im Sog der neuen Deutschen Welle - von dem Trend nach vorne gezogen. Airplay erhielt er mit den eher vordergründig kritischen, bis comedyartigen Titeln „ Es lebe der Sport“, „Feine Damen“ oder „Oben ohne“. Das bringt ihn in eine Linie mit Reinhard Mey - obwohl der Anteil hintergründig, fast philosophischer Titel bei ihm deutlich höher ist, als bei dem Berliner.
Langfristigen Eindruck löste das Album aus, das den oben genannten Stücken folgte. Nicht weil es auf die vordergründigen Stücke verzichtete, sondern weil es auf eine geradezu fett zu nennende Art von Produktion verfügte, die es nicht nur inhaltlich, sondern auch ganz schlicht musikalisch zum Genuss machte. Welchen tieferen Sinn das Titelstück „Wien bei Nacht“ hat, habe ich bis heute nicht ergründet, aber auch Stücke wie „Africa“, „Mighty Quinn“ oder „The logical Song“ hört man sich ja nicht in erster Linie wegen der textlichen Aussage an.
So kommt es, dass sich zwischen CD-Schnäppchen und Progressive-Perlen auch ein Liedermacher unter meinen ersten zehn CDs befindet. Dass ich die Live-CD Alle Zeit der Welt als CD des Monats Juli 86 ausgewählt hat, hat zudem einen äußeren Grund. Die anderen beiden Alben, die zur Auswahl standen, sind Supertramp-Alben, mit denen ich überspielte Cassetten ersetzt habe .Und in diesen Topf wollte ich nach dem Roger Hodgson-Album vom letzten Monat nicht schon wieder greifen.
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