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Info
Zeit: 26.04.2011
Interview: E-Mail
Stil: Pop, Alternative, Jazz, Ambient
Internet:
http://www.leawfrey.de
http://www.traumton.de
Am ersten April ist das fantastische Album We Can’t Rewind von Lea W. Frey bei Traumton Records erschienen. Enthalten sind bekannte Songs, die liebevoll, intensiv und spannend umgestaltet und gecovert wurden. Grund genug, die beteiligten Musiker mit einigen Fragen näher vorzustellen.
Da man Euch bisher kaum kennt wäre es zunächst einmal schön, wenn Ihr uns etwas über Euren Werdegang erzählen und Euch etwas näher vorstellen könntet.
Lea: Ich bin in West-Berlin aufgewachsen. Peter und Bernhard kommen aus der Nähe von Bremen und sind beide nach Berlin gekommen, um Musik zu studieren. Wir drei haben uns bei den Studioarbeiten für mein Projekt Nachtlüx kennengelernt. Somit stehen wir schon länger zusammen im Studio und auf der Bühne.
Auch wenn das Album unter Leas erscheint, hat man doch den Eindruck, dass es sich um ein richtiges Gruppenalbum handelt. Peter und Bernhard Meyer besitzen einen sehr eigenständigen Sound, den sie ganz offensichtlich ausleben können. War es im Gespräch, einen ‚neutralen‘ Gruppennamen zu wählen?
Bernhard: Wir haben eigentlich nie darüber nachgedacht. Hier treffen drei individuelle Musiker aufeinander, die sich für ein Coveralbum zusammengefunden haben. Auch wenn wir natürlich jetzt als feste Band zusammen spielen, soll man auch jeden einzelnen von uns wahrnehmen und mit der Musik in Verbindung bringen; deswegen brauchen wir für dieses Projekt keinen Namen. Und ganz richtig, Peter und ich haben uns im Studio sehr ausleben können. Wir sind improvisierende Musiker und zudem steht die kreative Arbeit an Songs und Sounds für uns immer im Mittelpunkt. Und irgendeine musikalische Vorstellung, welche sich mit der unsrigen nicht deckt, zu bedienen, liegt uns nicht sonderlich; insofern müssen wir sowohl live wie im Studio die Möglichkeit haben unseren Ideen freien Lauf lassen zu können. Auch bei der gemeinsamen Arbeit mit Lea funktioniert das sehr gut. Wir müssen über keinerlei grundsätzliche Dinge sprechen und versuchen einfach gemeinsam schöne Musik zu machen.
Wie habt ihr zusammengefunden? Es scheint ja fast so, als ob ihr euch gesucht und gefunden habt.
Peter: Als Musiker oder Musikstudent lernt man natürlich viele andere Musiker kennen. Oft hat man dabei sofort eine Ahnung, dass die musikalische Sprache zu der eigenen passen könnte. Das ist die Grundvoraussetzung: dass man die gleiche Sprache spricht, die gleichen musikalischen Vorstellungen hat. Lea hat damals Bernhard und mich mit unserem damaligen Trio in Weimar gehört. Daraufhin hat sie uns gefragt, ob wir bei Nachtlüx einsteigen möchten. Vermutlich weil sie geahnt hat, dass es gut zusammen passt. Und weil es so erstaunlich gut funktioniert hat, haben wir nun zu dritt eine Platte aufgenommen.
Lea: Gesucht und gefunden, das kann man nicht anders sagen. Es ist ein sehr großes musikalisches Vertrauen da, anders kann man keine Platten, schon gar kein Cover-Album, zusammen machen.
Wie kam es zu der Idee, ein ganzes Album mit Cover-Versionen aufzunehmen?
Bernhard: Es gab nie die Idee ein Konzept-Album zu machen. Aber nach und nach kamen immer mehr Stücke dazu, in denen wir unseren eigenen Sound gut entfalten konnten. Das wollten wir schließlich auf CD festhalten. Jetzt freuen wir uns natürlich sehr, dass diese bei dem tollen Label Traumton Records erschienen ist.
Lea: Letztlich hat also die Musik entschieden. Ich wollte das schon länger mal ausprobieren und habe mit den beiden die für mich optimale Besetzung dafür gefunden. Wir alle sind als Texter bzw. Komponisten tätig, so ist die Coversprache für uns völlig neu und das wirkte sich auf den Sound der Platte aus. Wir haben uns jedes Stück ganz neu erobert. Teilweise habe ich das Gefühl beim Covern, sollte der Hörer das Stück im Original schon kennen, nochmal ganz andere musikalische Möglichkeiten zu haben. Manchmal wird dann unwichtiger „was“ ich sage als „wie“.
Wer hat die Songs ausgewählt? Sie stammen ja aus einem sehr breiten musikalischen Spektrum. Mit welchen Kriterien habt ihr die Songs ausgewählt?
Bernhard: Jeder von uns bringt Vorschläge; der Kern des Songs muss interessant sein; etwas spezielles und sehr eigenes haben...beim Proben stellen wir dann meistens sehr schnell fest, welcher Song uns dann auch wirklich inspiriert spielen lässt und uns zu neuen Ideen anregt.
Lea: Ein paar der Stücke bedeuten mir sehr viel, wie z.B. „Disarm“ oder „Oh my love“ aus Kindertagen.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf We Can’t Rewind? Seid Ihr damit zufrieden? Und wie verliefen die bisherigen Konzerte?
Bernhard: Die Reaktionen sind sehr positiv. Viele empfinden unsere Coverversionen als sehr spezielle Varianten dieser Songs, die man sonst im 80er Sound oder als Grungenummer kennt. Ich denke der Versuch, Interpretationen zu schaffen, die sich weit von den Originalen lösen und so ein Eigenleben entwickeln, dass die ursprünglichen Fassungen nur noch schleierhaft zu erkennen sind oder in ein gänzlich anderes Licht getaucht sind, ist uns ganz gut gelungen. Live gehen wir dann, je nach Situation, oft mit dem Songmaterial noch entschieden freier um; und die Tatsache dass man dann auch sehen kann, dass diese teils skurrilen Sounds und die übereinander geschichteten Klangwelten alle live von uns erzeugt werden, fasziniert doch einige Zuhörer.
Arbeitet ihr auch an eigenen Songs? Werden diese vielleicht auch schon live vorgestellt und einmal auf CD erscheinen?
Lea: Ich schreibe weiterhin eigene Texte und Stücke- wie und wann die auf die Bühne gebracht werden, lasse ich gerade auf mich zukommen. Es kann gut sein, dass es ein zweites Trio-Album geben wird.
Bernhard: Für die Bands MSV Brecht (CD Urwaldallee / JHM) und unser Trio mit Moritz Baumgärtner (CD erscheint im Oktober ebenfalls bei TRAUMTON) komponieren Peter und ich. Unsere Kompositionen sind alle im zeitgenössischen Jazz anzusiedeln; mit einem Hang zum melancholischen und immer wieder auch mit vielen Sounds versehen.
Habt Ihr irgendwelche Vorbilder und welche Bands und Musiker sind Eure wichtigsten Einflüsse?
Da sind zum Beispiel Bill Frisell, Radiohead, Pat Metheny, Claudia Quintett, Tom Waits, John Abercrombie, Sigur Ros, Bob Marley, Björk, Bach, Reich, Pärt, Kurt Rosenwinkel, Jan Gabarek, Hendrix...nur um ein paar unserer Einflüsse zu nennen.
Ihr spielt alle auch im Projekt Nachtlüx, das momentan eine Pause einlegt. Wird es hier in naher Zukunft etwas Neues zu hören geben?
Lea: Momentan konzentriere ich mich auf mein Trio. Was mit meinen neuen Ideen passiert, vor allem mit dem deutschsprachigen Material, ist noch geheim.
Lea, dein Gesangsstil hat seine ganz eigene Qualität - im positiven Sinne. Stilistisch lässt sich das nicht wirklich einordnen. Wie würdest Du den Gesang und Eure Musik selbst beschreiben?
Lea: Da ich mich sowohl mit Jazz als auch klassischem Gesang beschäftige, und auch mit der Schnittmenge der beiden Bereiche, hat das natürlich Auswirkungen auf meinen Sound und meine Klangvorstellung. Meine Aufgabe sehe ich darin so authentisch wie möglich zu klingen, ungeachtet dessen wie das nach Außen wirkt- so kann eigentlich nichts schief gehen. Mit dem Mikrofon hat man völlig andere Möglichkeiten als ohne und umgekehrt. Unsere Musik nennen wir Kammergrunge, aber eher als Arbeitstitel. Wir befinden uns an der Grenze zwischen Pop und Jazz/Improvisation.
Auch Peter und Bernhard Meyer spielen auf höchstem Niveau und verleihen den Songs eine sehr intime aber stets auch ungeheuer intensive Atmosphäre. Ist es als Brüderpaar eher einfach miteinander zu musizieren weil man sich gut kennt?
Bernhard: Peter und ich arbeiten sehr viel und sehr gerne zusammen. Wir verstehen uns auf der Bühne blind, bei Aufnahmen haben wir eigentlich immer die gleiche Vorstellung davon wie unsere Musik klingen soll. Schließlich haben wir auch ziemlich identische musikalische Vorlieben und entwickeln uns oft zur gleichen Zeit in eine ähnliche Richtung.
Peter: Für die anderen ist es vielleicht manchmal nicht so leicht, da wir recht oft eine große Koalition bilden. Aber bisher gab es keine Beschwerden.
Lea: Ich empfinde das als sehr förderlich. Viele Fragen, die man in anderen Bandgefügen klären muss, kommen gar nicht erst auf.
Könnt Ihr von der Musik leben oder müsst Ihr neben der Musik noch einer ‚geregelten‘ Arbeit nachgehen?
Bernhard: Die Arbeit an der Musik ist sehr geregelt. Aufstehen, üben, Booking, üben, Komponieren oder ein Konzert spielen. So sehen die meisten Tage aus; was auch sehr schön ist.
Lea: Wir sind glücklich mit diesem Leben, ich kann mir das gar nicht mehr anders vorstellen.
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