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Artikel

Kurt Henkels steht als Orchesterchef zwischen Pflicht und Kür, zwischen Ost und West

Info

Autor: Gerhard Conrad

Titel: Kurt Henkels. Eine Musikerbiographie mit ausführlicher Diskographie

Verlag: Edition Olms, Hildesheim, 2010

ISBN: 978-3-487-08499-2

Preis: € 19,80

252 Seiten

Gerhard Conrad ist ohne Zweifel ein großer Fan von Kurt Henkels. Das lässt sich jeder der völlig unkritischen Zeilen dieses Buches entnehmen.

Kurt Henkels wird als der führende Tanz-Orchester-Leader der DDR beschrieben, der auch allen westdeutschen Konkurenten von Max Greger bis Kurt Edelhagen das Wasser reichen konnte. Ja, er war mehr, ein Jazzer aus Berufung, der die Tanzmusik zwar überzeugend, aber nur aufgrund des äußeren Drucks gespielt halt. Sonst, so legt es der Unterton nah, hätte aus ihm noch viel mehr werden können.

Und natürlich war er Regime-Gegner. Das wird gelegentlich mehr angedeutet als erwähnt und passt zu seiner Republik-Flucht im Jahr 1959, weil er angeblich damals schon vom Mauerbau gewusst hatte (S. 136).

In der BRD versiegte seine Karriere recht schnell. 1966 ging er nach Engagements beim NDR und ZDF 56-jährig in den musikalischen Ruhestand. 20 Jahre später verstarb er in Hamburg.

Wenn das, was Conrad uns hier erzählt, der Wahrheit entspricht, könnte eine Henkels-Biographie eine spannende Sache sein. Ein profilierter und ambitionierter Musiker, der in dem repressiven Kulturbetrieb der DDR seinen Weg zwischen (musikalischem und staatlichem) Anspruch sucht, der dem Obrigkeitsregieme gegenüber kritisch wird, in den Westen geht und dort offenbar nur bedingt erfolgreich versucht, seinen Weg fortzusetzen.

Conrad kann oder will diesen Weg nicht gehen. Politische und gesellschaftliche Aspekte erscheinen in seiner Biographie nur am Rande. Er fokussiert massiv auf der Musik. Streckenweise liest sich seine Arbeit, wie eine Ausgabe der Story und Songs kompakt Reihe, die den Anspruch hat, jeden Titel, den der behandelte Musiker aufgenommen hat, zu betrachten. Dazu passt die extensive Diskographie am Ende des Buches, die immerhin 70(!) Seiten umfasst.

Norbert von Fransecky


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