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Info
Zeit: 23.01.2011
Ort: Garage Deluxe, München
Besucher: 50
Internet:
http://www.davidgogo.org
Nach dem Erscheinen der Alben Vibe (2008) und Different Views (2009) hatte ich mir dringend gewünscht, den Herrn, auf dessen mist diese beiden Hammeralben gewachsen sind, einmal live sehen zu können. Wunsch erfüllt: Dieser Herr namens David Gogo tourt aktuell durch die Schweiz, Deutschland und die Niederlande; ich selbst fahre nach München zur "Garage Deluxe" in der Nähe des Ostbahnhofes.
Die kleine, heimelige "Garage" sieht neben mir gerade einmal 50 Leute an diesem Sonntag Abend, als David Gogo, sein Drummer und sein Bassist die ebenfalls kleine Bühne betreten und beginnen. Der Sound ist eine Spur zu laut für den kleinen Raum, die vocals zu Beginn etwas unterrepräsentiert - das wird sich im Verlauf des Abends jedoch zum besseren wenden...
Die ersten zwei Songs stammen aus der Zeit vor Vibe, Gogo präsentiert sie mit minimalistischer Pose und geschlossenen Augen. Erst danach wendet er sich an sein Publikum: Er freue sich, einmal wieder in München zu sein, sei direkt aus der Schweiz gekommen - und der Meinung, auf dem Weg in die Isarmetropole auf der Straße einen Wolpertinger überfahren zu haben... Der Saal bleibt still, keinerlei Reaktion, und das wird auch so bleiben, egal ob der immer besser gelaunte David Gogo über seinen Scotch-Verbrauch der letzten Nacht nachdenkt, mitten im Solo eines Songs über die Gleichzeitigkeit von "Schnitzel" und "Intrenet" sinniert oder das Objektiv einer der auf ihn gerichteten Kameras lobt. Reaktion: null. Mein Eindruck: Münchener verstehen kein Englisch. Oder haben keinen Humor. Schade.
Dafür schlägt das folgende "Where the Devil won't go" vom Album Different Views umso mehr ein: fett, groovy - und ohne Chorus, Mundharmonika und Hammond etwas roher und dadurch noch besser als auf dem Album. Man merkt deutlich, wenn Gogo zwischen den Stücken des neuen Albums und älteren Songs switcht: Die neueren gitarrenlastiger, die älteren bestechen durch klassischere Bluesanklänge und sind immer wieder Anlaß für den Kanadier, das eine oder andere freihändige Solo zu spielen; die Bandkollegen reagieren professionell auf den leisesten Wink, da ist es sogar egal, dass dem Herrn mitten im Solo eine Seite reißt und eine neue Gitarre aufgeschnallt werden muß... denn die Soli sind das Herzstück dieses Abends: David Gogo zelebriert sie selbstironisch, in dem er sie mit Scotchglas und Bierflasche in der Hand spielt, oder auch hinter dem Rücken... dass er allerdings irgendwann die Bühne verläßt, langsam durch das Publikum geht, durch die Eingangstür der "Garage" auf den Hof verschwindet, wieder zurückkommt, sich an der Bar einen Jägermeister holt, diesen ext und auf die Bühne zurückkehrt - ohne das Solo zu unterbrechen! - das erstaunt anscheinend selbst die Band, die dem Leader lange hinterhersieht...
Mit einem Medley, in dem u.a. John Lee Hooker "Boom Boom" zu hören ist, beendet David Gogo nach fast zwei Stunden das Konzert, um sich noch in München zu vergnügen - ein richtig gutes Konzert des im Verlauf auch als Entertainer immer stärker werdenden Kanadiers, ein Konzert mit ordentlichem groove, aber einem lahmen Publikum: Dieser gute Musiker hätte mit seiner Musik deutlich mehr verdient gehabt...
Andreas Matena
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