Artikel
Info
Zeit: 03.11.2010
Ort: Augsburg - Spectrum
Internet:
http://pavlovsdogband.tripod.com
http://www.pavlovs-dog.de
PAVLOV’S DOG ist keine alltägliche Band. Sänger David Surkamp hat eine außergewöhnliche Stimme, die sich anhört, als wäre sie von einer anderen Welt. Die Songs sind mystisch und geheimnisvoll. Von daher war ich sehr interessiert, die Band einmal live zu sehen. 2010 veröffentlichen PAVLOV’S DOG wieder ein neues Album, „Echo and Boo“, das durchwegs sehr gute Kritiken erhalten hat. Ein Grund mehr, nach Augsburg zu fahren und sich diese Ausnahmeband live zu geben.
Die Vorband ist auch im Stil einer Progressive-Band angelegt. Die Songs werden von einer Sängerin vorgetragen. Ich finde diese Lieder zwar musikalisch perfekt, allerdings ist mir das Songmaterial etwas zu sperrig und teilweise kitschig. Aber das ist bekanntlich Geschmacksache.
Bevor das Konzert von Pavlov’s Dog beginnt, kommt Frontmann David Surkamp auf die Bühne und hält eine kleine Ansprache. Schlagzeuger Mike Safron ist vor kurzem zusammengebrochen und fast gestorben. Die genauen Details bekomme ich leider nicht mit. Es hört sich alles sehr dramatisch an und ich für mich befürchte in diesem Moment, dass das Konzert nicht stattfindet. Mike Safron befindet sich im Krankenhaus und es geht ihm anscheinend schon wieder etwas besser. Doch David ist es gelungen, einen Ersatzschlagzeuger zu finden, das Konzert findet doch statt!
Los geht’s nach einem kurzen Intro mit dem schnellen „Natchez Trace“. Mit einem erstklassigen Sound, einer coolen Lightshow und fabelhaften Mitmusikern ausgestattet klingt der Song noch um einiges besser, als auf der LP. David Surkamp, der noch zusätzlich Gitarre spielt und komplett anders aussieht, als ich ihn mir vorgestellt habe, singt tatsächlich so wie auf den Platten und er hat eine exzellente Gesangstechnik. Es sieht in keiner Sekunde so aus, dass er sich beim Singen anstrengen müsste. Links von ihm steht seine Frau, die ihn beim Background unterstützt, einen Song selber singt und ansonsten auch noch Gitarre spielt. Die gesamte Band spielt wie aus einem Guss und es passt einfach alles zusammen. Die Geigerin sorgt für einen Gänsehautmoment nach den andern, indem sie die sehr rockig vorgetragenen Stücke mit der Geige veredelt. Die Bassistin spielt unglaublich präzise und songdienlich und der Keyboarder, den David Surkamp immer wieder mit den Worten „and he’s still single“ vorstellt, untermalt mit seinem Klangteppich die epische Wirkung der Songs. David und sein Gitarrist teilen sich die Songs zweckdienlich auf und beweisen, dass musikalische Klasse keinesfalls mit den Größen der Gitarrenboxen einhergehen muss.
Einen Song spielt David lediglich mit seiner Telecaster, die komplette Band hat hier die Bühne verlassen. Doch auch dieser Song verfehlt seine magische Wirkung nicht. Vom neuen Album werden auch einige Stücke gespielt. Am besten gefallen mir davon „Angeline“, das die kleine Schwester von „Julia“ sein könnte. Das Highlight des ganzen Konzertes ist für mich jedoch der Song „Magic“, ebenfalls vom neuen Album. Da ist der Band eine wahre Meisterleistung gelungen. Respekt! David Surkamp ist neben seinen musikalischen Qualitäten ein unglaublich sympathischer Sänger, der authentisch rüberkommt und sofort einen Draht zum Publikum herstellt. Das Augsburger Publikum honoriert jeden Song mit tosendem Applaus und es macht wahnsinnig viel Spaß, hier dabei zu sein. Von Starallüren oder Eitelkeiten scheint er ebenfalls sehr wenig zu halten. Beim letzten Song „Valkerie“ holt er einen befreundeten Sänger und die Sängerin der Vorband auf der Bühne, die mitsingen dürfen. Das hab ich so bisher selten erlebt.
Pavlov’s Dog könnten auch unter dem Namen „Time Machine“ herumreisen, denn nichts anderes machen sie. Die Musik ist hörbar aus einer anderen musikalischen Epoche und auch die neuen Songs sind in diesem Stil gemacht - Zeitgeist hin oder her. Es werden von allen Alben der Band Songs interpretiert. Am meisten freue ich mich jedoch über Songs der ersten beiden Alben. Hier werden fast alle Highlights gespielt. Am besten gefallen mir hier eindeutig „Late November“, „Theme From Subway Sue“, das unsterbliche „Episode“ und natürlich das überragende „Song Dance“. Als letzte Zugabe wird dann „Julia“ gespielt. Ebenfalls sehr ergreifend, das Ganze. Augsburg ist begeistert und die Band ebenfalls. David kündigt an, nach 10 Minuten Pause alles zu unterschreiben, was man ihm unter die Nase hält. Der Mann scheint ein gutes Zeitgefühl zu haben. Nach fast exakt 10 Minuten kommen er und der Rest der Band aus der Umkleidekabine und unterschreiben wirklich alles, was sie vorgehalten bekommen. Er, sowie die restlichen Bandmitglieder, sind sehr nett und freundlich.
Fazit: Das Konzert war einmalig, atmosphärisch und sehr sehenswert!
Stefan Graßl
Zurück zur Artikelübersicht |