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Titel: Neil Young – Long may you run. The illustrated History (Englisch)
Verlag: Edition Olms
ISBN: 978-3-283-01143-7
Preis: € 24,95
224 Seiten
Neil Young dürfte zu den amerikanischten aller amerikanischen Musiker gehören. Daniel Durchholz & Gary Graff führen uns auf gut zweihundert großformatigen, großzügig bebilderten Seiten durch ein Musikerleben, das reich an Erfahrungen und ziemlich arm an Kompromissen gewesen ist. Ein Heldengedenken ist dabei nicht entstanden. Young hat vieles getan, Richtiges und Falsches, Großes und Belangloses und er hat dabei wohl nicht sonderlich viel an die gedacht, die rechts und links von ihm gelebt haben und unter den Folgen seiner manchmal einschneidenden, spontanen und nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen zu leiden hatten. Dass oft auch er selber die Folgen spüren musste, macht sein Verhalten nicht sympathischer.
Eine Tour mit Stephen Stills verließ er völlig unangekündigt. Stills, einer seiner besten und ältesten Freunde, bekam lediglich ein Telegram mit den Worten. „Merkwürdig, dass manche Dinge, die spontan beginne, auch so enden. Iß einen Pfirsich!“ „Vielleicht der kälteste Abschied in der Rock-Geschichte,“ kommentieren Durchholz / Graff (S. 99)
Auch an anderen Stellen sperrt sich - in diesem Fall vor allem das europäische Verständnis für Young, wenn er, fast wie ein starrer Redneck, Ronald Reagans Politik unterstützt, die den größten Keil zwischen Europa und Amerika seit dem zweiten Weltkrieg getrieben hat.
Auf der anderen Seite ist da das soziale Engagement des Vaters eines behinderten Kindes, der zusammen mit seiner Frau in jahrelanger Arbeit eine Schule aufgebaut hat, die es auch behinderten Kinder ermöglichen soll, möglichst gut am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Je länger je mehr schob sich bei der Lektüre das Bild eines John Waynes des Music Biz vor mein geistiges Auge. Ein bis zur Selbstaufgabe verlässlicher Mitkämpfer, solange er etwas als seine Aufgabe ansieht, der aber genauso schnell und konsequent mit dem Pferd in die Sonne reitet, wenn er meint, das tun zu müssen, egal wie viel und welche Herzen dabei gebrochen und wie viel Tränen vergossen werden - eigene eingeschlossen.
Immer wieder werden in den laufenden Text kurze Exkurse eingeschoben, die spezielle Fragen besonders hervorheben: die Frauen an seiner Seite, die Geschichte seiner Band Crazy Horse, seine Filme, seine Lieblingsgitarre.
Dadurch kommt es gelegentlich zu inhaltlichen Doubletten, da diese Fragen etwas knapper auch im Haupttext behandelt werden.
Natürlich werden die Alben ausführlich gewürdigt - und das mit sehr kritischem Blick. Auch bei ihrer Produktion ist Young extrem starrköpfig vorgegangen, hat Hörerwartungen ignoriert und sein Publikum vor den Kopf gestoßen.
Und nicht immer heilt die Zeit alle Wunden. Das Urteil von Durchholz und Graff fällt auch im historischen Rückblick in vielen Fällen noch mehr oder weniger vernichtend aus.
Ein Buch so ehrlich, wie der beschriebene Musiker!
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