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Bereits im April 2010 hätte diese Tour stattfinden sollen. Allerdings machte ein Vulkanausbruch auf Island und das daraus resultierende Flugverbot über Deutschland das geplante Konzert zunichte. Sehr sympathisch von den alten Haudegen, dass sie das Konzert nachholen!
Um 21.30 Uhr kommt das Intro der Sensational Alex Harvey Band, „Faith Healer“. Dann geht’s los, die Veteranen entern zu „Mother Mary“ die Bühne. Der Sound ist vom ersten Moment an absolut klasse und Phil Mogg stimmlich absolut auf der Höhe. Pete Way, der leider krankheitsbedingt ausfällt, wird an diesem Abend vom Tausendsassa Barry Sparks (Ted Nugent, Dokken) ersetzt. Barry ist ein absolutes Arbeitstier und zeigt 100 %-igen Einsatz, der beim Publikum sehr gut ankommt. „Let It Roll“ heißt der nächste Song und auch hier beweisen die Altmeister, dass sie nix verlernt haben. Vinnie Moore an der Gitarre hat sich im Laufe der Jahre als vollwertiges Bandmitglied etabliert und muss Vergleiche mit seinem übermächtigen Vorgänger Michael Schenker nicht scheuen. Auch wenn er die Solos ein bisschen anders präsentiert und er einen anderen Stil hat, haben die Songs nichts von ihrer Frische eingebüßt. Vor allem die neuen Songs wie das coole „Helldriver“ oder das eingängige „Saving Me“ beweisen, dass auch neue Lieder der Formation qualitativ hochwertig sind. Der Rest des Programms besteht ausnahmslos aus Klassikern. Das Highlight des Abends ist für mich klar mein Lieblingssong „Out In The Streets“ und das lässige „Cherry“, das an Coolness fast nicht mehr zu toppen ist. Eine absolute Seltenheit ist „Ain’t No Baby“ vom Obsession-Album, das ich von UFO noch nie live gehört habe. Es ist überhaupt auffällig, das UFO-Songs einen gewissen Charme und Authentizität besitzen, von denen andere Bands leider nur träumen können.
Phil Mogg ist heute sehr gut gelaunt und macht zwischendurch immer wieder seine Witze. Das Nürnberger Publikum ist heute stimmungstechnisch sehr gut drauf und peitscht die Briten mächtig nach Vorne. Das gefällt auch der Band und der Abend wird aufgrund dieser Tatsache sehr kurzweilig und interessant. Bei den Songs und der Leidenschaft, mit denen sie präsentiert werden, ist das auch kein Wunder. Selbst der sehr introvertierte Paul Raymond lächelt für seine Verhältnisse oft ins Publikum und applaudiert zwischen den Songs. Bei „Rock Bottom“ beweist Vinnie Moore, dass er ein Wahnsinnsgitarrist ist und er treibt Paul Raymond mit seinem Keyboard zu Höchstleistungen an. Schlagzeuger Andy Parker versorgt die Band mit dem notwendigen Rhythmusteppich aus dem Hintergrund. Bei „Too Hot To Handle“ spielen Vinnie Moore und Barry Sparks einen Großteil des Songs mit ihren Instrumenten auf dem Rücken, was sehr cool aussieht und unterstreicht, welche Ausnahmemusiker die beiden sind. Die Zugaben „Too Hot To Handle“, „Shoot Shoot“ und das finale „Doctor Doctor“ beenden einen 90-minütigen Gig, der alle Anwesenden mit auf eine kleine Zeitreise genommen hat. Ich persönlich hätte dem ganzen noch stundenlang zuhören können.
UFO haben sich heute viel besser präsentiert als auf dem Rock Of Ages-Festival 2006, bei dem ich sie das letzte Mal live gesehen haben. Dort waren alle bis auf Vinnie Moore neben der Mütze und meiner Ansicht nach erheblich alkoholisiert. Ich finde auch, dass Barry Sparks der optimale Ersatz für Pete Way ist. Er ist sympathisch, spielfreudig und kommuniziert viel mit dem Publikum. Es wäre jedoch trotzdem schön, wenn Pete Way wieder gesund ist, da er einfach eine Legende am Bass war und immer noch ist. Mir würde auch noch sehr gut gefallen, wenn UFO einige Klassiker aus den 70er Jahren wie „Mother Mary“, „This Kids“ oder sogar „Doctor Doctor“ durch Songs aus den 80ern wie „Chains Chains“, „It’s Killing Me“, „The Wild, The Willing And The Innocent“ oder ähnlich hochwertigen Songs ersetzen würde. Die anderen Songs haben doch die meisten Fans eh schon 1000-mal live gehört.
Setlist:
Mother Mary
Let It Roll
Helldriver
Out In The Streets
Saving Me
Ain’t No Baby
This Kids
Only You Can Rock Me
Love To Love
Ain’t No Baby
Rock Bottom
Lights Out
Too Hot To Handle
Shoot Shoot
Doctor Doctor
Stefan Graßl
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