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Titel: Sex Money Kiss
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag / Verlagsgruppe Radom House GmbH
ISBN: 978-3-453-67578-0
Preis: € 12,00
320 Seiten
Internet:
http://www.randomhouse.de
http://www.heyne-hardcore.de
http://www.genesimmons.com
Sex sells - das weiß auch Gene Simmons und lässt den Sex in seinem Buchtitel Sex Money Kiss nicht nur auftauchen, sondern stellt ihn auch ganz nach vorn. Dabei spielt Sex eher eine untergeordnete Rolle in seinem Buch, und was das Thema KISS angeht, darf man hier auch keine tieferen Details über die Geschichte der Band oder gar Simmons' Beziehungen zu Cher und Diana Ross erwarten. Hier verweist der KISS-Bassist auf seine Autobiografie Kiss and Make-Up, welche es, wie er nicht müde wird zu betonen, in die Bestsellerlisten geschafft hat. Nein, dieses Buch handelt in erster Linie, oder besser gesagt fast nur, vom Mittelteil des Titels, nämlich von Money und ist somit eine Art Finanzratgeber eines Rockstars.
Es geht eigentlich im Großen und Ganzen um den amerikanischen Traum, der im Allgemeinen vom Tellerwäscher zum Multimillionär und im Speziellen bei Gene Simmons vom Zeitungsausträger zum Rockstar, Schauspieler, Manager, Produzenten und Verleger führt. Das Thema Geld ist dabei zum Teil derart präsent, dass man sich über einige erlösende KISS-Randgeschichten richtig freuen kann. Ich habe nicht nachgezählt, aber das Wort Geld scheint eines der häufigsten Substantive in diesem Buch zu sein. Simmons liebt Geld jedenfalls ebenso wie die amerikanische Lebensweise und das amerikanische Steuersystem ("Für meine Steuergelder bekomme ich eine mit Atomwaffen ausgerüstete Armee, ein Fernstraßennetz, Schutz durch Polizei und Feuerwehr...").
Was er dagegen nicht liebt, ist das amerikanische Unterhaltsrecht ("Sind Sie männlich, egal wie alt, und wollen heiraten? TUN SIE ES NICHT! Jetzt nicht und auch später nicht!"). Und in diesem Zusammenhang sein Ratschlag an die Frauen: Heiraten! Und zwar so schnell und so oft es geht wie möglich! Die wichtigsten übrigen Kernaussagen seiner sehr direkten und pragmatischen Lebensphilosophie sind zusammgefasst: Geld macht glücklich, Geld ist der Schlüssel zu allem, Liebe macht nicht satt und Frauen wollen Männer mit (viel) Geld. Ferner auch noch: gib der Kirche kein Geld und Geiz ist geil (so lautet tatsächlich eine der Überschriften in der deutschen Übersetzung).
Sein Erfolgsrezept, welches er anfangs darlegt, ist zunächst einmal der richtige Umgang mit Geld. Seine Ratschläge sind zwar zum Teil so banal und platt wie sein (oder das amerikanische?) Geschlechterverständnis, aber eine gewisse Wahrheit kann man ihnen nicht absprechen: laufende Kosten minimieren, nur Geld für Dinge ausgeben für die man auch das Geld hat, man braucht nicht wirklich ein tolles Auto, lade Frauen nicht ins Kino oder zum Essen ein sondern gehe gleich direkt zu ihnen nach Hause, spare und sei geizig, arbeite sieben Tage in der Woche statt fünf und mache keinen Urlaub. Und: keinen Alkohol, keine Drogen, keine Zigeretten. Wohl alles gute Tipps; würden wir uns in Deutschland etwas mehr daran halten, wäre wohl RTL-Schulden-Nanny Peter Zwegat arbeitslos...
Was dann folgt, sind alle möglichen Geschäftsmodelle von Gene Simmons, die aber fast alle entweder etwas mit dem Thema KISS oder aber mit dem Bekanntheitsgrad seiner Person zu tun haben und somit wohl nur bedingt auf jeden Leser übertragbar sind. Das beginnt bei sowohl erfolgreichen als auch gescheiterten KISS-Merchandising-Produkten wie KISS-Toilettenpapier, KISS-Schuhen, KISS-Filmen, KISS-Schokoküssen, KISS-Wrestlern und geht über den Bau und Vertrieb von Bassgitarren und -verstärkern bis zur Verlagsgründung ("Simmons Books"), zu Comics ("Simmons Comics"), zur Labelgründung ("Simmons Records") und vielem mehr.
Simmons ist sehr von sich überzeugt und sieht dies auch als eine positive Seite von sich - und provoziert dabei eben gern: "... eigentlich ist mir klar, dass ich weder besonders gut noch besonders übel aussehe. Aber ich weiß genau, dass ich nach einer kurzen Begrüßung sofort Ihre Feundin abschleppen könnte - ganz egal, wie gut Sie selbst aussehen.". Aber solche Sätze erwartet man vielleicht auch von einem Buch von Gene Simmons. Und so etwas vielleicht auch: der perfekte Tag endet für einen Mann mit einem "Zwanzig-Sekunden-Furz, der viermal die Tonhöhe wechselt und den Hund dazu bringt, das Zimmer zu verlassen.". Oder: "Ein Mann trägt die Verantwortung und muss sich eines klar machen: Gott mag ihm ja zwei Eier gegeben haben, aber sobald er geheiratet hat, gehört eins ab sofort ihr.". Oder: "...wer sich zum Pissen wie ein Welpe hinhockt, kann nicht mit den großen Wölfen mitlaufen."... Sex Money Kiss ist wohl eher für Männer als für Frauen geschrieben...
Und somit dürften Gene Simmons' Verallgemeinerungen über Männer und Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft hierzulande nicht unbedingt auf die Gegenliebe von Feministinnen stoßen. So hält er es für Blödsinn, olympische Disziplinen für Männer und Frauen getrennt zu werten ("In der Natur gibt es nur ein Gesetz. Das des Stärkeren."). Aber ansonsten kann man ihm eine Frauenfeindlichkeit in seinem Buch nicht nachsagen, er respektiert sie ausdrücklich - auch oder erst recht welche mit geschäftlichem Erfolg, mögen sie auch eine Ausnahmeerscheinung sein.
Das mag insgesamt alles ein wenig an seinen deutschen Kollegen Dieter Bohlen erinnern (wenn dieser nicht zweimal verheiratet gewesen wäre...), oft aber auch an Dagobert Duck, vor allem wenn Simmons ausführlich und überaus begeistert von seinem patentierten Firmenlogo, einem Geldsack mit Dollarzeichen drauf, berichtet...
Zusammenfassend ist Sex Money Kiss einerseits unterhaltsam zu lesen, denn bei der Lektüre kann man so manches Mal grinsen, aber auch so manches Mal den Kopf schütteln. Andererseits geht es inhaltlich manchmal auch etwas langweilig zu, da sich vieles wiederholt. Für einen Finanzratgeber ist das Buch wohl etwas zu speziell, daher wird man es wohl nicht von der Steuer absetzen können, für eine KISS-Biografie dagegen steckt zu wenig KISS drin. Aber: mit einem Preis von nur 12 Euro ist es recht preiswert und in jedem Fall damit günstiger als eine Heirat... Und nach den Finanztipps von Gene Simmons sollte man sich vielleicht überlegen, ob man das Geld für eine Eintrittskarte der diesjährigen KISS-Europa-Tour (Mai/Juni 2010) nicht gewinnbringender anlegen könnte...
Jürgen Weber
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