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MOB RULES - Radical Peace - Track By Track

Mit ihrem neuen Album Radical Peace konnte die deutsche Power Metal Formation Mob Rules nicht nur bei musikansich.de gute Kritiken einfahren. Mit Radical Peace schliessen Mob Rules zu den Top Acts der deutschen Power Metal Gemeinde auf. Dass die Band nicht nur musikalisch etwas zu sagen hat, sondern auch in ihren Texten nicht unbedingt alltägliche Inhalte verpackt, wird in den Kommentaren der Band zu den einzelnen Songs mehr als deutlich.

”Children Of The Flames”
Der Opener des Albums war eines der letzten Stücke, die wir im Frühjahr 2009 für Radical Peace komponiert haben. Die musikalischen Grundideen des Songs stammen von Sven, allerdings war zunächst etwas unklar, wie wir die einzelnen Parts arrangieren sollen. Als der Vorschlag aufkam, dass wir aus einem ursprünglich als Anfangsriff gedachten Gitarrenpart den eigentlichen Refrain machen, bekam der Song plötzlich ein leichtes Maiden-Flair. Dadurch entstand wiederum auch die Idee des Textes über den KZ-Arzt Josef Mengele, der wegen seiner Versuche an lebenden Menschen besonders berüchtigt war. Auch dieser Aspekt des Songs hat in Punkto Inhalt und Wortwahl durchaus Bruce Dickinson-Anteile. Im Mittelteil und am Ende des Stückes gibt es diese doomige Gitarrenlinie, die perfekt die tragisch-melancholische Stimmung des Holocaust-Textes widerspiegelt. “Children Of The Flames“ war nicht ganz einfach zu komponieren, doch als das Stück stand, wussten wir sofort, dass es ein echtes Highlight des neuen Albums werden würde.

“Trial By Fire“
Diese Nummer entstand in relativ kurzer Zeit und wurde quasi um ein Strophenarrangement aus Gitarrenriff und Gesangsmelodie herum gebaut. Zunächst schien “Trial By Fire“ ein eher unspektakulärer Song zu werden, doch dann kamen die Ideen des atmosphärischen Intros und des sehr eingängigen Refrains dazu, und plötzlich hatten wir das Gefühl, eine Art neue Variante unseres Klassikers ´Rain Song` (vom Debüt SAVAGE LAND) in den Händen zu halten. Der Entschluss, einen Text über Hexenverbrennung und Treibjagd zu schreiben, wurde durch das Gitarren/Keyboard-Intro (Sven und Sascha sei Dank!) beeinflusst, bei dem man sich sehr gut die schottischen Highlands als stimmungsvolles Ambiente vorstellen kann. Bei den Studioaufnahmen stellten wir dann durch den hinzugefügten Chor den Hymnencharakter des Refrains noch stärker in den Vordergrund. Das alles zusammen genommen ergibt ein Stück, das auf geschickte Weise Tradition und Gegenwart von Mob Rules perfekt miteinander verbindet.

”Warchild”
Dieses Stück wurde von Sascha und Matthias ins Leben gerufen, das grandiose Gitarren/Keyboard-Fade Out am Ende des Songs entstand beim Jammen des Stückes im Proberaum. Irgendwie hat die Nummer ein leichtes Savatage-Feeling, vor allem wegen der melancholischen Stimmung, der harten, druckvollen Rhythmusgitarren und der atmosphärischen Piano-Passagen. Die ursprüngliche Studioaufnahme ist übrigens noch etwa 1:30 Min. länger, wurde dann aber auf allgemeinen Wunsch hin gekürzt, um den Song straffer und etwas kompakter wirken zu lassen. Der Text fasst die Gräuel des Vietnamkriegs (1965-1975) und des Irakkriegs im Jahr 2003 zusammen. Als Koalition der Willigen bezeichneten insbesondere die USA eine Allianz von Staaten, die den Angriff der USA politisch und militärisch unterstützten. Der Begriff „Die Achse des Bösen“ wurde vom früheren US-Präsident George W. Bush geprägt, der die Länder Nordkorea, Iran und Irak in einen gemeinsamen Kontext stellte und behauptete, sie seien mit Terroristen alliiert und rüsteten auf, um den Weltfrieden zu bedrohen. Wir dagegen sind überzeugte Pazifisten und lehnen jede Form von Krieg ab.

“Astral Hand“
”Astral Hand“ gab es im Laufe des Entstehungsprozesses mit mindestens drei anderen Refrains, bevor Sascha glücklicherweise seinen Segen für eine (ihm eigentlich zuwider laufende) G-F-E-D/G-F-C-Folge gab und wir sofort diesen hymnischen Gesang dazu fanden. Anschließend wurden Intro und Outro der generellen Stimmung des Songs angepasst und schon war die erste Single zu Radical Peace in trockenen Tüchern. Besonders schön sind die Hookline am Anfang, die am Ende des Songs sogar mit akustischen Gitarren wieder auftaucht, und die jeweils vor den Strophen und vor dem Soloteil wiederkehrende rhythmische Gitarrenfigur. Wenn eins der neuen Mob Rules-Stücke wahre Radioqualität hat, dann dieses hier.

The Oswald File
Puh, war das eine Schufterei! “The Oswald File“ hat letztendlich ein komplettes Jahr Arbeit - wenn auch immer wieder mit dringend notwendigen Unterbrechungen, um verfahrene Situationen aufzulösen - benötigt. Es gibt mindestens zehn verschiedene Versionen des Songs, mit unzähligen Parts, die komplett wieder verworfen wurden, Passagen, die unmittelbar vor Studiobeginn noch einmal verändert wurden und diversen Arrangement-Varianten. Die Grundidee zu dieser Monumentalnummer: Nach dem vierteiligen ´Ethnolution I` vom Vorgängeralbum ETHNOLUTION A.D. fragten unzählige Fans nach einer Fortsetzung. Lange Zeit waren wir uns nicht sicher, ob das eine gute Idee sei, aber nachdem uns plötzlich das Thema ´Kennedy-Attentat` im Kopf herumgeisterte und Sascha mit dieser wunderbaren Pianomelodie und Klaus mit der eingängigen Gesangsidee auftauchte, hatten wir die entsprechende Grundlage für einen solchen Song. Allerdings wollten wir die Story - im Gegensatz zur üblichen Herangehensweise - unbedingt aus der Sicht des vermeintlichen Attentäters Lee Harvey Oswald erzählen, ein in diesem Zusammenhang völlig neuer Ansatz also. Und: Im Gegensatz zu ´Ethnolution I`, bei dem unterschiedliche Ideen aneinandergereiht wurde, sollte “The Oswald File“ am Ende des Songs wieder das starke Anfangsthema aufgreifen, um so eine in sich geschlossene Geschichte zu dokumentieren. Es gab unzählige Proben, bei denen dieses Stück auf der Kippe stand und wir die generelle Idee sogar fast wieder verworfen hätten. Dann im Studio während der Aufnahmen merkten wir jedoch, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Zunächst war die Magie dieses Tracks nur in Fragmenten zu erkennen, doch nach und nach verdichteten sich Atmosphäre und Einzelteile und verschmolzen zu einem großartigen Ganzen. Jetzt, da ´The Oswald File` fertiggestellt ist, sind wir wohl auf nichts in der Mob Rules-Karriere so stolz wie auf diese 18 Minuten progmetallische Achterbahnfahrt durch einen der spektakulärsten Politthriller aller Zeiten. Augen schließen, hören und Gänsehaut bekommen.

Waiting For The Sun
Die perfekte Nummer, um einen Kontrast zum opulenten “The Oswald File“ zu bilden. “Waiting For The Sun“ ist kurz, knackig, basiert auf einem relativ simplen Riff und einer eingängigen Refrainmelodie, die erst durch Klaus tolle Studioperformance zu dem wurde, was er heute ist. Vorher eher ein Wackelkandidat, von dem wir zunächst nicht wussten, ob er es überhaupt aufs neue Album schaffen würde, ist dies der perfekte Aufgalopp zum letzten Viertel der Scheibe.

The Glance Of Fame
Neben “Astral Hand“ war “The Glance Of Fame“ eine der ersten Nummern, die wir für Radical Peace fertiggestellt hatten. Auch hier gibt es wieder ein leichtes Prog-Metal-Feeling und einen wirklich hymnischen Refrain. Diese Nummer braucht möglicherweise ein oder zwei Durchläufe mehr, um seine wahren Qualitäten zu entfalten, aber wenn er erst gezündet hat, geht er einem nicht wieder aus dem Ohr. Der Text handelt übrigens vom Amerikaner Steve Fossett, der als erster Mensch mit einem Ballon die Erde nonstop umrundete. Im September 2007 kehrte der Milliardär von einem Ausflug über Nevada nicht mehr zurück. Seither rätseln seine Freunde: War es ein Unfall oder Absicht?

Rainer Janaschke


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