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Diese Liste beruht auf zehn spontanen Griffen in mein CD-Regal, auch wenn sich bereits erste Bedenken melden. Was soll’s! Wenn ich jetzt auf die Einsame Insel müsste, würde ich diese Platte einpacken (chronologisch, ohne Platzwertung):
1. Carlo Gesualdo: Tenebrae Responsorien für die Karwoche (1611)
Hilliard Ensemble, ECM New Series, 1991
Die reine Männerbesetzung sorgt dafür, dass die extreme Chromatik und gänsehauterzeugenden Dissonanzen dieser Zukunftsmusik optimal zur Geltung kommen.
2. Claudio Monteverdi: Madrigali guerrieri et amorosi (8. Madrigalbuch, 1638)
Concerto Italiano, Rinaldo Alessandrini, Naive, 1997-2006
Eine Einspielung, bei der Feinsinn und Dramatik schön ausbalanciert sind und die Fülle von Monteverdis musikalischer Poesie bestens zur Geltung kommt. Die Marienvesper vom selben Ensemble ist ebenfalls zu empfehlen.
3. Marc-Antoine Charpentier: Te Deum - Missa „Assumpta est Maria“ - Litanies de la Vierge (nach 1650)
Les Arts Florissants, William Christie, Harmonia Mundi, 1989
Meine Lieblingsversion von Charpentiers Hit mit der Eurovisionsfanfare: Prächtig, dramatisch und geschmeidig. Dazu eine herrliche Messe und eine wahrhaft betörende Fassung der Lauretanischen Litanei, von jungen Musikern vollendet realisiert.
4. Jean-Philippe Rameau: Dardanus. Tragédie lyrique (1. Fassung 1739)
Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski, Deutsche Grammophon Archiv, 2000
Ein Höhepunkt von Rameaus Opernschaffen mit fabelhafter, kurzweiliger Musik in einer wuchtigen, aufregenden Interpretation.
5. J. S. Bach: Goldberg-Variationen (1741/41)
Glenn Gould (2. Einspielung 1981), Sony, 1993
An den meisten von Goulds Einspielungen ist die Zeit nicht spurlos vorrübergegangen, doch seine 2. Version der Goldberg-Variationen bleibt für mich unangefochten die Referenzeinspielung vom Bachs Meisterstück auf dem modernen Konzertflügel.
6. Georg Friedrich Händel: Theodora, Oratorium (1749)
Orchestra of the Age of Enlightment, William Christie, NVC ARTS/Warner Music Vision 1996
Diese DVD-Produktion aus Glyndebourne ist aufgrund der vorzüglichen Interpreten eine Händelsternstunde. Historisch informiertes Musizieren und eine kontemplative, fast schon romantische Sinnlichkeit gehen mit der provokanten Inszenierung von Peter Sellars eine ideale Synthese ein.
7. W. A. Mozart: Idomeneo (1781)
Freiburger Barockorchester, RIAS-Kammerchor, René Jacobs, Harmonia Mundi, 2009
Von Mozarts großen Opern immer noch die unbekannteste, musikalisch aber auf gewisse Weise doch die reichste, kühnste, vielschichtigste - und in dieser von aufregenden interpretatorischen Einfällen strotzenden Einspielung sollte Mozarts genialer Wurf in keiner Sammlung fehlen.
8. Karlheinz Stockhausen: Elektronische Musik (u. a. Gesang der Jünglinge, 1955-56 und Kontakte, 1959-60)
Karlheinz Stockhausen, Stockhausen Verlag, 2001
Alterungsbeständige Schlüsselwerke der Neuen Musik mit ebenso aufregenden wie hinreißend schönen(!) elektronischen Klängen. Der Anfang vom Gesang der Jünglinge ist unvergesslich ...
9. Olivier Messiaen: La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ. Oratorium 1965-1969
Westminster Symphonic Choir, National Symphonie Orchestra, Washington D. C., Antal Dorati, Decca, 1973 (in Lizens nur noch über www.ArkivMusic.com)
Ekstase und Mystik: La Transfiguration ist für mich die ideale Synthese von Messiaens flamboyantem und harmonisch süffigen Stil. In diesem Werk ist alles drin, von der orientalisierten Gregorianik über die Hindu-Rhythmen bis hin zu den instrumentalen Vogel-Gesängen. Das Riesenensemble vollbringt unter Dorati bei dieser Regenbogenmusik eine Glanzleistung, zudem in ausgezeichneter Decca-Klangqualität.
10. Morton Feldman: Piano and String Quartett (1985)
Aki Takahashi, Kronos Quartet, Nonesuch, 1993
Feldman erreicht in seinem Spätwerk mit unerhört delikat orchestrierten Patterns eine abstrakte Schönheit, die einzigartig in der Neuen Musik ist. Diese achtzigminütige Pianissimo-Kontemplation lässt die Zeit stillstehen.
Georg Henkel
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