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Info
Ort: Washington, National Museum of Natural Art
Veranstalter: Smithsonian Institution
Fotograf: Norbert von Fransecky
Internet:
http://www.si.edu/visit/whatsnew/nmnh.asp
Mit einer gewissen Skepsis war ich die Stufen des Naturkunde(!)-Museums in Washington hinaufgestiegen. Warum gerade dieses Museum innerhalb des gigantischen Smithsonian Institus die Ausstellung Discovering Rastafari beherbergen sollte, war mir nicht so recht klar.
Aber tatsächlich. Man muß im ersten Stock nur an einer Reihe von Dinosaurier-Skeletten vorbei gehen, dann erreicht man nach der Eiszeit die Abteilung für „Afrikanische Kulturen“. Dort steht die „Focus Gallery“ für spezielle Wechselausstellung zur Verfügung.
Nach dem überschwenglichen Artikel Anfang des Jahres im Reggae-Magazin Riddim war ich über die Größe der Ausstellung doch etwas erstaunt und ich fragte mich, ob sich die zwei Stunden Anfahrt aus Pennsylvania für den einen Raum gelohnt haben. (Aber klar, schliesslich hast Du endlich an dem Ort vor dem Weißen Haus gestanden, wo unsere ganzen USA-Nachrichten herkommen; Red)
Die Antwort ist zweispältig. Zum einen ist die Ausstellung ziemlich gut aufgebaut. Man kann gut nachvollziehen, wie es aus einer Mischung von biblischen Berichten, äthiopischen Traditionen und Ereignissen im 20. Jahrhundert zu der Vorstellung vom „schwarzen Messias“ Heile Selassie aka Ras Tafari gekommen ist. Man findet Grundzüge der Lehre, Ausblicke auf die Beziehung zur Reggae-Musik und Andeutungen der Aufspaltung der Bewegung in verschiedene Organisationen. Eine Videopräsentation verdichtet das Ganze, wenn man sich die Zeit nimmt, sie anzusehen.
Ein guter erster Einstieg für Leute, die etwas, aber noch nicht sehr viel wissen. Etwas Vorkenntnis, um die einzelnen Versatzstücke einzusortieren, sollte zum Verständnis vorhanden sein.
Aus Sicht eines Musikmagazin kommt die Musik natürlich viel zu kurz. Aber auch inhaltlich kann man Fragen stellen. Die Frage der Repatriierung, also der physischen Rückkehr der Nachfahren der entführten afrikanischen Sklaven nach Afrika, nimmt einen sehr dominanten Raum ein. Ihr heute viel wichtigeres symbolisches Verständnis wird nicht einmal erwähnt. Das besteht nämlich in einer ziemlich massiven Kulturkritik an der vor allem von der USA repräsentierten Lebensweise und dem von ihr dominierten Weltwirtschaftssystem. All das ist in der Sprache der Rastas „Babylon“, das schlechterdings Böse, wogegen Reggae, Rastafari und Afrika das gute „Zion“ repräsentieren. Es ist kein Zufall, dass Bob Marley sein in den USA eingespieltes Live-Album Babylon by Bus genannt hat.
Insgesamt bleibt die Ausstellung im Jahre 2008 viel zu weit bei den Wurzeln stehen. So hätte sie auch schon vor 25 oder 30 Jahren präsentiert werden können. Und gerade in den letzten zehn Jahren ist viel passiert, insbesondere was die internationale Ausdehnung anbelangt. Aber da hätte man dann massiv auf die Reggae-Szene zurückgreifen müssen, was in der Ausstellung zu wenig geschieht.
Fazit:
Nur wegen der Ausstellung nach Washington zu fahren, kann ich nicht wirklich empfehlen. Wer sowieso da ist, sollte aber hingehen. Die Aussellung scheint jedenfalls ein Erfolg zu sein. Das ursprünglich mit Oktober dieses Jahres angegebene Schlussdatum ist durch ein „Indefinietly (new closing date)“ ersetzt worden.
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