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Info
Zeit: 22.07.2008
Ort: Zitadelle Spandau
Besucher: 2.500
Veranstalter: Trinity Concerts
Internet:
http://www.rogerhodgson.com
Vor fast genau 25 Jahren (plus einem Monat und einem Tag - am 21. Juni 1983) saß ich im Hamburger Volksparkstadion. Auf der Bühne standen Supertramp und absolvierten ein Konzert im Rahmen ihrer Abschiedstournee mit Roger Hodgson.
Jetzt also Roger Hodgson solo. Im Prinzip wieder ein Supertramp-Konzert. Dieses Mal mit ein paar eingestreuten Titeln von den Solo-Scheiben des sympathischen Wahl-Kaliforniers. Und auch wenn das Programm über weite Strecken identisch mit der im letzten Jahr veröffentlichten Live-DVD war, hatte Hodgson ein paar Überraschungen parat.
Die eine konnte man bereits erkennen, während Ray Wilson sein verzichtbares Vorprogramm absolvierte. Denn im Hintergrund wies das aufgebaute Drumkit darauf hin, dass wir heute Abend nicht nur das von Hodgson in den letzten Jahren gepflegte Duo mit ihm und Aaron MacDonald sehen würden. In der zweiten Hälfte des Konzertes wurden die beiden dann auch von einer Bass-Schlagzeug-Rhythmus-Fraktion unterstützt.
Die nächste Überraschung bestand in zwei Stücken, die ich nicht im Programm erwartet hätte - zum einen die Europa-Premiere von „You make me love you“, einem Stück des zweiten Hodgson-Solo-Albums Hai Hai und vor allem der Rückgriff in die Zeit vor den klassischen Supertramp-Alben. Nachdem die vier wichtigsten Supertramp-Alben mit je einem Stück berücksichtigt worden waren, folgte vor dem Superhit „The logical Song“ mit „Rosie had everything planned“ erst einmal eine Nummer von einer der beiden Supertramp-Scheiben vor dem Durchbruch mit Crime of the Century 1973; zwei Scheiben, die auf Hodgsons Homepage überhaupt nicht in Erscheinung treten.
Last not least präsentierte Hodgson den funkelnagelneuen Titel „The Awakening“.
Eröffnet hatte er den Abend mit einem Stück vom kommerziell erfolgreichsten Supertramp-Album Breakfast in America, um dann LP-technisch über die Dörfer zu gehen. Optimal war’s nicht. Der Sound dröhnte und die Dynamik von „Hide in your Shell“ kam in der Zwei-Mann-Besetzung so nicht rüber. Auf das grandiose instrumentale Feuerwerk, das in der zweiten Hälfte des Stückes im Original abgebrannt wird, verzichtete Hodgson vernünftiger Weise gleich ganz. Dafür entschädigte die Crisis? .. What Crisis?-Doublette „Easy does it / Sister Moonshine“, mit der beweisen wurde, dass ein Sänger mit einer Akustikgitarre - unterstützt von einem pfeifenden Publikum - mehr Power los machen kann, als manch eine Five-Piece-Band. Das erste echte Stimmungshoch war da.
Das zweite kam gut planbar mit dem „Logical Song“, dem auch Soundprobleme - kurze Aussetzer und das schon gewohnte Dröhnen - nichts anhaben konnten. Da war der tiefe Graben zu den eher mauen neuen Stücken sehr deutlich zu spüren - insbesondere bei dem etwas folkig angeflötete „Along comes Mary“, das Hodgson zwischen den beiden Superhits „The logical Song“ und „Breakfast in America“ eingebaut hatte. Den poppigen Fluss des letzteren kommentierte er selbstironisch, das Stück erinnere ihn immer an „dieses Münchner Bierfest“.
Der erste Teil des Konzertes wurde nach zwei weiteren neueren Solonummern mit „Don’t leave me now“ abgeschlossen, womit - mit ‚Ausnahme des Debüts - sämtliche Supertramp-Alben, die unter Hodgsons Beteiligung entstanden sind, mindestens einmal berücksichtigt worden waren.
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Nach einem grandiosen „School“ als erstem Song im Zugabenblock war noch lange nicht Schluss. „Schluss ist hier erst um 22 Uhr,“ meinte Hodgson mit einem Blick auf die Uhr - und nutzte den Zeitrahmen voll aus. Abschluss war die bei ihm übliche zweite Version von „Give a little Bit“ - dieses Mal zu fünft. Auch Ray Wilson durfte sich noch mal die Gitarre umschnallen.
Ein schönes Konzert mit einem grandiosen Finale - trotz der Soundprobleme in der ersten Hälfte. Während die Bandphase am Ende wie Faust aufs Auge passte, wäre der Duo-Teil am Anfang von der Stimmung her besser in einem Club, als auf einer Open Air Bühne aufgehoben gewesen.
Fazit: Roger Hodgson hat sich und dem Publikum mit dem Bandauftritt einen großen Gefallen getan, der aber auch gleich den Wunsch nach mehr weckt - nach mehr Supertramp nämlich. Damit man auch einmal wieder in den Genuss von Rick Davies Kompositionen wie „Bloody well right”, „Rudy“, „Asylum“, „Lover Boy“ oder „From now on“ kommt, die Hodgson in seinem Soloprogramm konsequent außen vor lässt.
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