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Nicht, dass der Son Of Dave mit seiner Feststellung "Old Times Were Good Times" gleich in nostalgische Sentimentalitäten versinken möchte. So heißt einfach nur die erste Singleauskopplung zu seinem neuen Album, mit dem sich Benjamin Davill aka Son Of Dave erneut als vollblutmusizierende Einmannband outet. Gut, dass er früher einmal bei den Crash Test Dummies zugange war, sollte als Fußnote genügen, da das hier wenig gemein mit deren sich anbiedernden Rockpop hat. Mit der Eigencharakteristik ‚a bolt of blues, a flash of funk' trifft der Son Of Dave selbst wohl am Besten den Nagel auf den Kopf, da "3" (Kartel/Rough Trade) wie eine Kollaboration von John Lee Hooker mit Prince erscheint, hier jedoch wirklich inszeniert von einem Einzelnen. Und, ja, die Songs haben den Blues. Schon deshalb, weil vor allem Mundharmonika und Footstomping die Grundlage zu den meisten Arrangements bilden. Simple Sounds auf höchstem Niveau!
MAS:
Das ist wirklich eine obskure Scheibe, die du da mit "3" veröffentlicht hast
SOD:
Findest du? Meiner Meinung nach ist "3" einfach eine Art Harmonica/Beat-Box/Funky One-Man Band Platte, zu welcher Menschen aller Altersgruppen in den Strassen tanzen können und sollen.
MAS:
Siehst du dich hiermit der Tradition des Delta Blues verpflichtet?
SOD:
Mir ist eigentlich nur eines wichtig, nämlich Leute mit meinen Lieblingsinstrumenten und -grooves zu unterhalten. Ich mache dann eben auch selbst die Art Musik, die ich am liebsten höre. Es steckt auch nicht unbedingt eine Philosophie hinter dem Modern Blues an sich. Das passiert eben von ganz allein. Ich sehe mich auch selbst nur in dem Zusammenhang als traditioneller Bluesman, dass ich das Publikum mit Whiskey und Grooves konfrontiere und selbst ohne komplizierte Effekte, einen großen Tourbus oder Glimmer und Glamour einfach eine gute Zeit habe. Trotzdem klinge ich eben nicht wie ein hundertjähriger Delta Bluesmusiker. Aber der Job ist eigentlich derselbe. Geh auf die Bühne und hau einen funky Tune raus. Geh in die nächste Stadt und mach dort dasselbe wieder. Ich brauche nicht unbedingt ein Video auf MTV, welches mich berühmt macht.
MAS:
Wo sucht man dann die Zusammenhänge in deinen Einflüssen?
SOD:
Da braucht man nicht zu suchen. Es gibt derer einfach zu viele. Ich mag Musik von den Zwanzigerjahren bis heute, vor allem aber die von '45 bis '50. Die Meisten der frühen 78rpm-Platten, dir ich bevorzuge, wurden ja um 1945 herum veröffentlicht. Auf meiner Platte gibt es dagegen aber keinen speziellen Einfluss.
MAS:
Wie ist dein Blues von heute mit dem Poprock, den du mit den Crash Test Dummies gespielt hat, in Einklang zu bringen?
SOD:
Ich spielte schon vor den Dummies meine ‚loud shit kicking funky blues music'. Aber es machte mir auch Spaß, in den verschiedenartigsten Bands zu spielen. In den Dummies versuchte ich, meine Sachen in Brads Songs einzubringen. Aber, man muss erst in einem Orchester spielen bevor man es leiten kann. Wie ein Duke Ellington. Gut, ich spielte eine zeitlang in einer Band, aber jetzt muss ich dann doch erst einmal das machen, wofür mich mein Vater Dave in die Welt setzte...
MAS:
Und wie funktioniert das alles eigentlich live?
SOD:
Eigentlich ist das überhaupt kein Problem. Das Live-Set klingt zwar simpler, ist aber auf Grund der Leute, des Lichts, der Atmosphäre und der großen Lautsprecher für mich selbst die bessere Alternative zur Platte. Und das auch mit weniger Instrumenten. Live Musik und Studioaufnahmen können eben auch unterschiedlich sein.
MAS:
Warum die One-Man-Schiene? Hast du keinen Bock auf andere Musiker?
SOD:
Natürlich macht es mir auch Spaß, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, aber es ist eben überaus schwierig, mit diesen zu leben. Die meisten Musiker wollen mit dem Touren eben nur Geld verdienen. Eigentlich bin ich auf der Bühne ja auch gar nicht so allein, da das Publikum anwesend ist. Aber, es stimmt schon, ich fühle mich motivierter, alles allein zu machen. Ich finde das irgendwie inspirierend.
MAS:
Gibt es in dem Zusammenhang Musiker, mit denen du dann trotzdem einmal zusammenarbeiten würdest?
SOD:
Ich könnte mir schon vorstellen, mit einigen großen Leuten zusammenzuarbeiten - Neil Young, Grace Jones, Amy Winehouse, King Sonny Ade, The Rolling Stones. Es hängt eigentlich nur davon ab, wer von diesen die Zeit hat, einmal nach mir zu schauen.
MAS:
Was war eigentlich der Grund für den Split der Dummies?
SOD:
Eigentlich ist es mit den Dummies noch gar nicht zu Ende. Brad macht weiterhin zusammen mit Dan und Ellen sowie anderen Musikern, die hin und wieder dazu stoßen, Platten. Schaue hier doch einfach einmal im Internet nach. Du wirst erstaunt sein, was du hier alles finden wirst. Ich fand einmal einen ganzen Stapel an Klingeltönen für nur einen Euro das Stück. Aber nach "Give Yourself A Hand" wurde die Band von der Plattenfirma fallen gelassen und das ganze Ding machte erst einmal eine lange Pause. Ich selbst machte danach wieder auf den Strassen sowie kleinen Clubs Musik und nahm Platten mit räudiger Bluesmusik auf. Das Leben ist, im Unterschied zu dem, was die Leute von den Plattenfirmen dir versuchen, einzureden, doch recht lang.
Carsten Agthe
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