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Info
Zeit: 20.10.2007
Ort: Aschaffenburg (Colos-Saal)
Internet:
http://www.teslatheband.com
Der Kontakt zu Tesla entstand bei mir wirklich eher zufällig. Im Rock Hard Special der besten 300 Hard Rock LPs aller Zeiten stand das Tesla-Album The Great Radio Controversy ziemlich weit vorne und dessen Beschreibung hat mir auch gleich gefallen. Nach dem Anhören dieses Albums hatte ich Blut geleckt und mir im Zuge der Begeisterung die restlichen Tesla-Scheiben noch dazugekauft. Nach den überschwänglichen Festivalberichten über Tesla 2007 war es für mich klar, dass ich diese Band unbedingt live sehen muss.
Am 20.10. war es dann soweit und ich mache mich auf den Weg ins 180 km entfernte Aschaffenburg. Das Städtchen ist sehr schön, gemütlich und überschaubar. Den Colos-Saal entdeckt man nicht gleich, man muss schon ein Stück in die Fußgängerzone hineinlaufen. Ich finde schon allein den Standort des Saals beeindruckend, er liegt mitten in der Altstadt. Als ich dort ankomme steht schon eine ziemlich große Schlange von Fans davor und wartet darauf, eingelassen zu werden. Der Colos-Saal an sich wirkt von außen total unspektakulär und klein. Der Eindruck bestätigt sich, wenn man drin ist. Ich schätze mal, dass vielleicht 500 Leutchen da rein passen, mehr sicherlich nicht. An der Kasse erfahre ich, dass das Konzert ausverkauft ist. Der Merchandise-Stand lässt keine Wünsche offen. Tolle Tesla-Tourshirts für sage und schreibe 15 Euro werden angeboten. Na bitte, es geht doch!
Es ist proppenvoll und es wird noch voller. Von der Erhöhung im Hintergrund nähe Mischpult hat man eine Supersicht und die Stimmung passt auch. Vor der Bühne hat das Colos-Saal-Team eine Leinwand aufgebaut, auf der Live-Mitschnitte von Bands präsentiert werden, die schon hier gespielt haben und demnächst auftreten. Bei der Auswahl von hochklassigen Musikern und Bands (Uriah Heep, Fish, Lez Zeppelin, eine hervorragend Led Zeppelin-Coverband, in der nur Frauen mitspielen) kann man erkennen, dass sich der Colos-Saal schon seit geraumer Zeit zu einer festen Größe in der momentanen Live-Szene gemausert hat. Respekt!
Bei der Vorband CHALICE ist die Stimmung schon sehr gut, die Band ist auch klasse. Sie spielen etwa 45 Minuten und mir gefällt ehrlich gesagt jeder einzelne Song. Hinter mir sind einige, die nach jedem Lied ganz laut entweder „Tesla“, „Feierabend“ oder „Aufhören“ brüllen. Das hört die Vorband jedoch nicht, was auch ganz gut ist, denn das haben sie überhaupt nicht verdient. Der Sound in diesem Saal ist wirklich vom Allerfeinsten und beweist wieder einmal, dass es gar nicht so laut sein muss. Zu Recht bekommen Chalice zwischen den Songs und auch am Schluss Applaus vom fachkundigen Aschaffenburger Publikum, das gute Musik zu würdigen weis.
Nun steigt der Spannungspegel gewaltig nach oben und man merkt, dass die deutschen Fans doch mittlerweile relativ lange auf TESLA warten mussten. Hat sich der weite Weg gelohnt? Als das Licht ausgeht, die Band auf die Bühne kommt und die Fans zu toben beginnen, bin ich mir sicher: Das wird ein toller Abend! Zu „Cumin’ Atcha Live“ geht es los und Tesla geben von Anfang an mächtig Gas. Besonders eindrucksvoll und cool ohne Ende sind die beiden Gitarristen. Allen voran Frank Hannon, der spielt und post wie ein Weltmeister und fast vor Spielfreude platzt. Auch der Tommy Skeoch-Nachfolger Dave Rude am linken Bühnenrand gibt alles und hat sich mittlerweile sehr gut in die Band integriert. Über allem thront natürlich der Reibeisengesang von Jeff Keith. Es ist einfach unglaublich. Jeder Ton sitzt und ich versteh gar nicht, wo der kleine, hagere Typ die Luft und die Energie für diese Songs hernimmt. Noch dazu, dass er an dem Abend bereits von Beginn der Show an ziemlich fertig aussieht. Brian Wheat am Bass grinst permanent in die Menge und auch er versprüht gute Laune am laufenden Band und bildet mit dem unauffälligen Troy Luccketta am Schlagzeug einen Rhythmus mit der Präzision und Wucht eines Schweizer Uhrwerks.
Frank Hannon, der einige Ansagen macht und viel mit dem Publikum agiert will Aschaffenburg mit ins Jahr 1986 nehmen und das gelingt ihm auch spielend mit dem Überhit „Modern Day Cowboy“. Besonders gut kommen die teilweise halbakustischen Anfänge, die Frank Hannon unglaublich lässig bringt. „Heaven’s Trail (No Way Out)“ bekommt das Prädikat Weltklasse. Hier zeigt sich die ganze Klasse der Band. Frank lobt Deutschland für den „besten Gitarristen aller Zeiten“, Michael Schenker und darauf legt die Band ein derart furioses „Rock Bottom“-Cover (für alle Unkundigen: Original von U.F.O. - Anm.d.Red.) hin, dass einem das Hören und Sehen vergeht. Tesla verleihen dem Song soviel Dampf, dass es fast schon beängstigend ist. Jeff Keith nutzt die kleine Pause um durchzuschnaufen. „Into The Now“ kommt brachial wie ein Dampfhammer, während mit „Signs“ eher wieder die Balladenschiene ausgepackt wird. Hier und beim unsterblichen „Love Song“ präsentiert sich Aschaffenburg als absolut textsicher und singt jede Zeile mit.
Die Stimmung und die Atmosphäre während des kompletten Konzertes ist Magie und Begeisterung pur, das Publikum ist begeistert, die Band ebenfalls und jeder einzelne Song ein Genuss. Als Zugabe werden „Little Suzi“ und „Edison’s Medicine“ ausgepackt, die Aschaffenburg den Rest geben. Nach fast zweieinhalb Stunden verlassen Tesla unter tosendem Applaus der Menge die Bühne und jeder der Anwesenden ist sich einig, ein absolutes Weltklasse-Konzert gesehen zu haben. Da wäre es nur allzu schön, wenn die Jungs nächstes Jahr aufs Bang-Your-Head oder Rock Of Ages-Festival kommen würden.
Setlist:
Cumin’ Atcha Live
Miles Away
Modern Day Cowboy
Heaven’s Trail (No Way Out)
Mama’s Fool
Changes
Hang Tough
Walk Away
Freedom Slaves
Love Song
What You Give
Rock Bottom
Into The Now
Solution
Signs
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Little Suzie
Edison’s Medicine
Stefan Graßl
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