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Zeit: 11.09.2007
Ort: Ringlokschuppen, Bielefeld
Am heutigen Abend findet im Ringlokschuppen ein sehr gediegenes Programm statt: Der in Deutschland und Europa sehr erfolgreiche Amerikaner Adam Green (in den USA ist er tatsächlich weniger erfolgreich als hier zu Lande) bittet zu einem Akustik-Konzert. Zu diesem Zwecke wurde der schöne Bielefelder Ringlokschuppen bestuhlt. Will heißen, dass mehrere Reihen Klappstühle vor der Bühne aufgebaut wurden. Insgesamt ist der Ringlokschuppen etwa zur Hälfte gefüllt. Somit ist auch für einen gediegenen Musikabend alles gerichtet, denn es herrscht kein Gedränge und die Luft ist äußerst angenehm.
Und für einen schönen Abend hat Mr. Green noch zusätzlich etwas arrangiert: Er hat die in New York lebenden aber aus Alabama stammenden Mädels von The Pierces mitgebracht. Die Schwestern Alison und Catherine sehen beileibe nicht nur gut aus (das tun sie allerdings wirklich), nein, sie haben eine wundervolle Ausstrahlung und bringen auch wundervolle Songs mit. Sie kommen zusammen mit einem Gitarristen (man verzeihe mir, dass ich den Namen nicht ausfindig machen konnte) auf die Bühne und spielen sich ebenfalls durch einen überwiegend akustischen Set.
Die meisten Stücke dürften von ihrem aktuellen Album Thirteen Tales of Love and Revenge stammen. Ihre Stücke sind kleine Popsongs mit griffigen Melodien, interessanten Arrangements und oftmals sehr spitzen, ironischen Texten. Die blonde Catherine wechselt zwischen Saiteninstrumenten, Perkussionsinstrumenten und Xylophon hin und her und singt mit einer klaren, hohen Stimme, während sich die dunkelhaarige Alison an der zweiten Gitarre betätigt und eine dunklere Stimme hat. Diese Zweistimmigkeit macht das Duo auch aus. Manchmal wirken ihre Songs ganz typisch nach Singer / Songwriter, mal hört man aber auch die Raffinessen der Kompositionen und Arrangements heraus, wenn z.B. bei “Lies“ ein leichter Reggae Rhythmus auf südeuropäische Melodien trifft.
Leider kenne ich die Studioarbeiten der beiden (noch) nicht, aber ich denke, der Songwriter-Touch entstand bei dem Konzert natürlich auch auf Grund der akustischen Darbietung, und somit des Verzichts auf technische Effekte und produktionstechnische Spielereien. Die Show wurde auch ganz klar von den Mädels geführt, sie erzählten über sich, über die Songs, und führten so überaus galant und witzig durch ihr ca. einstündiges Set. Eben durch diese offene, kokettierende Art haben sie das Publikum schnell erobert und unterhielten es prächtig. Von diesem angenehm verrückten Duo wird noch einiges zu erwarten sein. Und ganz nebenbei legten sie die Latte für den nun folgenden Hauptact sehr hoch.
Da keine großen Umbauten zu verrichten waren, betrat Adam Green die Bühne ziemlich zügig nach den frenetisch verabschiedeten Pierces. Er schloss sich gleich dem Publikum an und lobte die Mädels bereits in seinen Begrüßungssätzen. Adam Green trat noch spärlicher bewaffnet auf, er bestritt, bis auf einen Song, das gesamte Set nur mit der akustischen Gitarre. Natürlich passt diese Instrumentierung und diese Atmosphäre auch zu seinen Songwriter Stücken. Er bot eine Reihe seiner bekannten Songs und schaffte es, nie Langeweile zu verbreiten - was bei reiner Begleitung mit akustischer Gitarre ja schnell passieren kann. Bei dieser Begleitung wurde auch häufig offensichtlich, was für freche und zum Teil wirklich nicht jugendfreie Texte der gute Adam so drauf hat. Diese unterstrich er noch mit seinen ebenfalls sehr amüsanten und interessanten Ansagen und Zwischentexten. Besonders kleben geblieben ist eine Situation, in der er jemandem in den vorderen Reihen erklärt, dass es ganz einfach sei, Gitarre zu lernen und Klassiker zu schreiben. Um dies zu untermauern spielte er die bekannten Hooklines von „Smells like Teenspirit“ auf der akustischen und erfüllte damit den ganzen Raum, fantastisch. Zu einem Song holte er dann auch noch die Pierces auf die Bühne, und diese Zusammenstellung erfreute das Publikum besonders.
Auch Adam Green gelang es mit einer Mischung aus seiner Musik und der Art, wie er auf das Publikum zu- bzw. einging, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Insgesamt durfte man so einen mal etwas anderen, aber genau darum so fantastischen Abend erleben.
Wolfgang Kabsch
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