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Artikel

HOT WATER MUSIC im Interview

Info

Gesprächspartner: Hot Water Music

Stil: Punk

Hot Water Music gelten als eine der innovativsten Punk-Bands. Auch wenn sie sich selbst nie auf einen Stil fixieren und beschränken, sind ihre Punk-Einflüsse zwar zu übersehen, da die vier Jungs aus Gainesville nicht mit bunten Haaren rumrennen müssen, um echt zu wirken, jedoch nicht zu überhören. Mit ihrem aktuellen Album "Caution" haben sie vergangenes Jahr eine der prägenden Scheiben aus diesem Genre veröffentlicht. Vor dem Gig in Karlsruhe hatte ich das Vergnügen mit Sänger/Gitarrist Chris Wollard ein angenehmes Interview zu führen.

MAS:
Wie war denn die Tour bisher? Du hast gesagt, sie war sehr anstrengend. Erzähl mal von deinen Erfahrungen und Eindrücken von dieser Tour.

CW:
Erst mal war das auf alle Fälle die beste Tour, die wir je in Europa gehabt haben. Wir haben keine Pausen gemacht und waren jeden Tag wo anders. Wir haben versucht überall zu spiele,n wo es möglich war, da es einfach ne Menge Spaß macht. Jede Nacht ist auf Tour die Beste.

MAS:
Ihr seid nun seit beinahe einem Jahr mit eurem aktuellen Album "Caution" auf Tour. Wird es euch nicht langweilig jeden Abend dieselben Songs zu spielen?

CW:
Es ist nicht so, dass man müde ist, die Songs zu spielen. Vielmehr entwickelt man dadurch den Ehrgeiz neue Songs zu schreiben. Wir schreiben die ganze Zeit und umso öfter man die alten Songs spielt, desto mehr Ideen ergeben sich für neue Songs. Morgen gehen wir heim und dann können wir wieder damit beginnen, Demos aufzunehmen und neues Material zu machen.

MAS:
Irgendwelche Pläne für ein neues Album?

CW:
Nein, nur ein paar Demos. Für ein richtiges Studio sind wir noch zu weit am Anfang. Wir wollen uns Zeit nehmen und nicht so hetzen.

MAS:
Ich habe gelesen, dass ihr bei "Caution" im Gegensatz zum Vorgänger "A Flight And A Crash" mehr und härter gearbeitet habt. Würde "A Flight ..." sehr anders klingen, wenn ihr es heute aufnehmen würdet?

CW:
Auf jeden Fall! Es würde komplett anders klingen. Da war einfach, wie wir damals über Songs genau zu diesem Zeitpunkt gedacht haben. Die Songs, die wir von diesem Album live spielen, klingen live auch anders. Wir basteln da immer weiter rum und deshalb klingt jeder Song live anders als auf der Platte, weil es auf der Platte die Momentaufnahme eben dieser einen Minute ist. Damals hat es so gut geklungen.

MAS:
Also ist das eine natürliche Entwicklung für dich?

CW:
Ja, man versucht einfach, sich als Musik noch besser zu verstehen und sich näher zu kommen. Je öfter man den anderen seinen Part spielen hört, umso mehr erkennt man, was man selbst noch machen könnte. So sind alle Songs immer irgendwie im Wandel. Eigentlich recht bizarr.

MAS:
Auf dem Bizarre-Festival hattet ihr letztes Jahr einen beschissenen Sound. Wie geht ihr mit so was um?

CW:
Das ist bei solchen Veranstaltungen leider oft so. Wenn man auf diesen großen Bühnen spielt, wird der Sound oft einfach vom Winde verweht. Es klingt in einem kleinen Club immer besser.

MAS:
Vor allem wart ihr sehr schlecht abgemischt. Ein Mikro hat man zeitweise gar nicht gehört.

CW:
Ja, auf der Tour hatten wir einige Probleme mit dem Sound und deshalb touren wir jetzt auch mit unserem eigenen Mixer. Das ist vor allem deshalb cool, weil er ein guter Kumpel von uns ist. Er hat in Gainesville in kleinen Punk-Läden gearbeitet.

MAS:
Ihr kommt ja alle aus Gainesville, Florida. Ich habe gehört, dass die Punk-Szene dort sehr frisch ist, da sie ständig mit neuen Studenten belebt wird. Was meinst du zu der Szene?

CW:
Das ist auf jeden Fall so. Aber vor allem ist es auch so, dass in den letzten Jahren kein geeigneter Club da war, um Shows zu spielen. Es gibt nur kleine Läden und jede Menge Haus-Shows oder Gigs in Lagerhallen. Wenn eine große Band kommen möchte, können sie nirgends spielen. Das hält eigentlich viele gute Sachen dort zurück. Es ist alles ziemlich klein und echter Underground, zwangsweise. Jetzt macht ein neuer, größerer Laden auf und das wird natürlich alles wieder etwas verändern. Bisher war es einfach so, dass niemand nach Gainesville kommt, höchstens er passt in den kleinen Raum.

MAS:
Viele Journalisten schreiben, dass ihr das beste Gesangsduo im Punkrock seid. Was meint ihr zu so was?

CW:
Ich versuche, das nicht allzu sehr zu beachten. Ich lese schon einige Kritiken über unsere Musik, aber ich versuch mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Das hat ja nichts mit dem zu tun wieso ich schreibe. Ich schreibe, weil ich es will. Man sollte das nicht tun, um anderen zu gefallen. Es ist nicht mehr seine eigene Kunst, wenn man es nach anderen Leuten richtet.

MAS:
Auf jeden Fall. Was würdest du als Einflüsse bezeichnen, die dich und euch dazu geführt haben, euch künstlerisch auszudrücken?

CW:
Es gibt einige Menschen, die ich für das respektiere, was sie tun. Aber das sind so viele verschiedenen Sachen. Mir gefällt nicht nur Punkrock. Es gibt so viele gute Sachen, wie alter Blues oder alter Rock'n'roll. Es geht einfach darum, dass einem manche Sachen nahe gehen und so sollte es sein. Es gibt da auch sehr viele eindimensionale Sachen, die einen gar nicht berühren. Es muss ich lebendig anhören. Es ist dasselbe mit Bildern oder Büchern. Ich lasse mich genauso von Büchern beeinflussen, wie ich das von Platten tue. Es gibt da einfach viele Möglichkeiten sich auszudrücken.

MAS:
Wo du gerade über Bücher sprichst. Hot Water Music ist ja ein Buch von Charles Bukowski.

CW:
Ach, das war Zufall. Wir brauchten einen Namen, da wir einen Auftritt hatten und als unser Drummer das Cover des Buches sah, war das eben unser Bandname. Es ging uns darum, einen Namen zu finden, der gar nichts bedeutet und uns nicht in irgendeiner Weise abstempelt. Wir mögen alle natürlich Bukowski, aber meiner Meinung nach ist das sein schlechtestes Buch.

MAS:
Ich hab auch gelesen, dass HWM nur funktioniert, da es um Freundschaft geht und auch die ganzen Leute um euch rum Freunde von euch sind. Ist das eine Art HWM-Familie und wie wichtig ist das?

CW:
Ja, das ist auf jeden Fall so. Unser Mixer, unser Roadie, der T-Shirt-Designer und Künstler, Fotograf... Das sind alles Freunde. Oder auch die Tourmanagerin haben wir schon so oft in Europa getroffen. Mit den Freunden geht das alles einfach am besten. Auch bei der Produktion von " A Flight..." hatten wir zunächst noch Probleme bis wir unseren Produzenten gut genug kannten. Das war bei "Caution" alles schon viel einfacher. Auch mit dem Label ist das so.

MAS:
Ihr seid ja bei Epitaph. Praktisch die Major-Company unter den Indie-Labels.

CW:
Ich denke, sie sind auf alle Fälle noch Indie. Die Tatsache dass sie so groß sind, hat uns fast davon abgehalten dort zu unterschreiben. Wir haben denen nie was geschickt. Ich habe nur einem Typ, der bei Epitaph arbeitet, mal ein Demo gegeben nachdem ich mich mit ihm betrunken hatte. Dann ist das Label auf uns zugekommen. Bei Epitaph sind vor allem viele Musiker, viele Leute von anderen Bands und so. Das sind die Leute, die uns recht ähnlich sind. Die wissen, um was es geht. Es sind keine Geschäftsleute dort. Das sind alles Typen in unserem Alter und einfach die Leute, die wir anrufen, ob wir was zusammen machen, wenn wir nach LA kommen. Ich liebe das Label.

MAS:
Was machst du eigentlich, damit deine Stimme auf so einer längeren Tour nicht versagt?

CW:
Das lernt man auf die harte Weise. Letztes Jahr musste ich deshalb zum Beispiel aufhören zu rauchen. Und man macht auch viele ganz blöde Sachen. Kaffee ist schlecht für die Stimme, Orangensaft ist sehr säurehaltig und deshalb schlecht, Milch ist schlecht, ... Ich esse auch ein paar Stunden vor dem Auftritt nichts mehr, weil es einen sehr müde macht. Und ich versuche, vor der Show nicht zu viel zu trinken. Und ich versuche alles ganz ruhig angehen zu lassen den Tag über. Wenn man gestresst ist, schreit man anstatt zu singen und so soll es nicht sein. Außerdem ist mir Meditation auch sehr wichtig. Das mache ich jeden Tag für ne Stunde oder so.

MAS:
Bist du Hindu oder so?

CW:
Nee, das bin ich nicht. Es ist eher so, dass ich mir von vielen Sachen einfach die Teile herausnehme, die ich mag und die für mich Sinn machen. Ich denke, dass ich durch Meditation mehr Energie habe. Das hat mit dem Dehnen angefangen, das ich machen musste als ich vor einigen Jahren mein Knie verletzt hatte. Das klingt alles doof, aber wenn sich der Körper besser fühlt, ist eben alles irgendwie besser. Man singt besser, man spielt besser. Und das ist Teil eines recht festen Tagesablaufs. Das gehört für mich zur Vorbereitung auf die Show, um die es ja eigentlich ausschließlich den ganzen Tag geht.

MAS:
Der Ansatz, die Sachen für sich zu gewinnen, die einem gefallen, lässt sich ja eigentlich auch ganz gut auf eure Musik übertragen, die sich ja aus vielen Elementen zusammensetzt.

CW:
Ja, das kann man auf jeden Fall so sagen. Vor allem, weil die Band ja ein Teil von einem ist oder ein Spiegel von sich selbst, findet man all dies zwangsläufig in der Band wieder. Man versucht, der beste Mensch zu sein, der man sein kann und so. Die Kunst ist ein Spiegel von einem selbst und man selbst ist der Spiegel seiner Kunst. Wir wollen auch keine Punkrock-Band sein, sondern eine Band.

MAS:
Offenheit ist sehr wichtig.

CW: Ich finde es sehr langweilig, wenn Bands nur irgendwas abkupfern und keine Entwicklung zu sehen ist.

MAS:
Ich nehme eure Platten auch so auf, dass jede Einzelne in sich geschlossen ist und man die Songs nicht durcheinander würfeln könnte. Jedes Album ist wie ein Bild oder ein Foto von dem Moment Wie denkst du darüber?

CW:
Ja, darum geht's auch in den Texten. Das mit dem Foto ist ein ganz guter Vergleich. Man könnte auch sagen, dass die Songs Seiten und die Alben Kapitel sind. Ich möchte jetzt keine Songs mehr über die Dinge schreiben, über die ich mit 19 gesungen habe. Ich denk da nicht mehr darüber nach, ich habe jetzt dafür andere Sachen im Kopf.

MAS:
Okay, ich möchte mich sehr für das Interview bedanken. Es war mir eine große Ehre.

Kevin Kirchenbauer


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