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Der Meister in der zweiten Reihe - BLACKMORE'S NIGHT in der Zitadelle
Nachdem sich vor einigen Jahren ein Konzert in der Berliner Passionskirche zerschlagen hatte, weil sich der Meister kurz vorher einen Finger gebrochen hatte, durfte ich nun zum ersten Mal der Legende vieler Deep Purple- und Rainbow-Alben gegenüber treten.
Wer die Vergangenheit nicht kennt und sich keine Gedanken über den Bandnamen macht, der hätte Ritchie Blackmore in der Zitadelle schlicht für einen Musiker unter mehreren anderen gehalten. Die Primadonna, die früher keinen anderen Gott neben sich geduldet hätte, trat brav ins zweite Glied zurück. Die Position im Scheinwerferlicht gehörte eindeutig Candice Night. Selbst dem Bassisten lies Blackmore häufig eine ihm ebenbürtige Position.
Das Publikum hatte sich zum Teil gründlich auf den „neuen“ Blackmore eingestellt. Etliche Zuschauer - besonders in den ersten Reihen - kamen in Renaissancekostümen oder standen zünftig aus dem Horn trinkend im Innenhof der Renaissancefestung. Hoffentlich ging ihnen der Nachschub nicht aus. Denn das Konzert hatte seine eigenen - recht un-rockigen - Regeln. Nicht nur das Fotografieren, das Rauchen und das Einschalten von Handys waren während des Konzertes verboten. Auch die Getränke- und Fressbuden mussten mit den ersten Tönen von der als mittelalterliche Burg verkleideten Bühne ihre Tätigkeit einstellen. Merke: Wenn Dir so etwas exklusives wie ein Blackmore’s Night-Konzert geboten wird, rennst Du bitte nicht wegen eines neuen Bieres durch die Gegend.
Die eingangs beschriebene Ambivalenz prägte auch das Erleben dieses Konzertes. Neben einigen netten lebendigen Stücken, gab es Durchhänger, die das über zweistündige Konzert mit deutlichen Längen versahen. Nicht zuletzt die Coverversionen zeigten die Grenzen von Candice Nights Stimme überdeutlich auf. Egal ob sie sich an Stücken von Ian Gillan („Child in Time“), David Coverdale („Soldier of Fortune“) oder Joan Baez („Diamonds and Rust“) versuchte, der Vergleich mit den Originalen stellte ihr ein eher katastrophales Zeugnis aus.
Ihr war das egal. Sie sprühte über die Bühne, lachte viel und überzogen, schwang gelegentlich das Tanzbein oder blies die Schalmei. Nach fast zwei Stunden Spielzeit steigerte sich die Band - jetzt um einen Gitarristen und zwei Flötistinnen erweitert - zu einer Top-Leistung, die stimmungsmäßig irgendwo zwischen Pop, Rock, Folk und CanCan lag. Danach konnte sich die Band für geschlagene fünf Minuten zurückziehen, ohne dass die Begeisterung auch nur einen Deut nachließ. Wer sich ins Bockshorn hatte jagen lassen, verpasste die „Deep Purple-Phase“, in der Blackmore nun endlich die Zügel straf in die Hand nahm, um mit einem nicht ver-renaissanceten „Black Night“ an die eigene Vergangenheit zu erinnern.
Nach einem zweiten Abgang und einer dieses Mal nur kurzen Pause kam die Band noch mal zurück und verabschiedete das Publikum mit einem durchschnittlichen Blackmore’s Night-Stück.
Ich habe den Besuch nicht bereut, teilweise sogar genossen. Die Ambivalenz der Band gegenüber ist aber im Wesentlichen bestätigt worden.
Info
Künstler: Blackmore's Night
Zeit: 01.08.2007
Ort: Zitadelle Spandau
Fotograf: Norbert von Fransecky
Zeit: 01.08.2007
Ort: Zitadelle Spandau
Fotograf: Norbert von Fransecky
10 Jahre Blackmore’s Night können mit der diesjährigen Tournee gefeiert werden. 10 Jahre, die ich mit wechselnden Gefühlen durchlebt habe. Hatte mir das erste Album als überraschende neue Seite des Gitarrengottes noch recht gut gefallen, fiel es mir bei den folgenden Outputs zunehmend schwer über die Seichtigkeit vieler Kompositionen hinwegzusehen.
Candice Night stand im Rampenlicht |
Nachdem sich vor einigen Jahren ein Konzert in der Berliner Passionskirche zerschlagen hatte, weil sich der Meister kurz vorher einen Finger gebrochen hatte, durfte ich nun zum ersten Mal der Legende vieler Deep Purple- und Rainbow-Alben gegenüber treten.
Wer die Vergangenheit nicht kennt und sich keine Gedanken über den Bandnamen macht, der hätte Ritchie Blackmore in der Zitadelle schlicht für einen Musiker unter mehreren anderen gehalten. Die Primadonna, die früher keinen anderen Gott neben sich geduldet hätte, trat brav ins zweite Glied zurück. Die Position im Scheinwerferlicht gehörte eindeutig Candice Night. Selbst dem Bassisten lies Blackmore häufig eine ihm ebenbürtige Position.
Ein zünftiges Publikum |
Das Publikum hatte sich zum Teil gründlich auf den „neuen“ Blackmore eingestellt. Etliche Zuschauer - besonders in den ersten Reihen - kamen in Renaissancekostümen oder standen zünftig aus dem Horn trinkend im Innenhof der Renaissancefestung. Hoffentlich ging ihnen der Nachschub nicht aus. Denn das Konzert hatte seine eigenen - recht un-rockigen - Regeln. Nicht nur das Fotografieren, das Rauchen und das Einschalten von Handys waren während des Konzertes verboten. Auch die Getränke- und Fressbuden mussten mit den ersten Tönen von der als mittelalterliche Burg verkleideten Bühne ihre Tätigkeit einstellen. Merke: Wenn Dir so etwas exklusives wie ein Blackmore’s Night-Konzert geboten wird, rennst Du bitte nicht wegen eines neuen Bieres durch die Gegend.
Die Bühne als Burg |
Die eingangs beschriebene Ambivalenz prägte auch das Erleben dieses Konzertes. Neben einigen netten lebendigen Stücken, gab es Durchhänger, die das über zweistündige Konzert mit deutlichen Längen versahen. Nicht zuletzt die Coverversionen zeigten die Grenzen von Candice Nights Stimme überdeutlich auf. Egal ob sie sich an Stücken von Ian Gillan („Child in Time“), David Coverdale („Soldier of Fortune“) oder Joan Baez („Diamonds and Rust“) versuchte, der Vergleich mit den Originalen stellte ihr ein eher katastrophales Zeugnis aus.
Candice bläst die Schalmei |
Ihr war das egal. Sie sprühte über die Bühne, lachte viel und überzogen, schwang gelegentlich das Tanzbein oder blies die Schalmei. Nach fast zwei Stunden Spielzeit steigerte sich die Band - jetzt um einen Gitarristen und zwei Flötistinnen erweitert - zu einer Top-Leistung, die stimmungsmäßig irgendwo zwischen Pop, Rock, Folk und CanCan lag. Danach konnte sich die Band für geschlagene fünf Minuten zurückziehen, ohne dass die Begeisterung auch nur einen Deut nachließ. Wer sich ins Bockshorn hatte jagen lassen, verpasste die „Deep Purple-Phase“, in der Blackmore nun endlich die Zügel straf in die Hand nahm, um mit einem nicht ver-renaissanceten „Black Night“ an die eigene Vergangenheit zu erinnern.
Nach einem zweiten Abgang und einer dieses Mal nur kurzen Pause kam die Band noch mal zurück und verabschiedete das Publikum mit einem durchschnittlichen Blackmore’s Night-Stück.
Der Bassist und der Meister |
Ich habe den Besuch nicht bereut, teilweise sogar genossen. Die Ambivalenz der Band gegenüber ist aber im Wesentlichen bestätigt worden.
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