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RAINBOW: Mein Weg auf dem Regenbogen - Ein ganz persönlicher Rückblick auf den Beginn einer 30-jährigen Beziehung
Aus Anlass der Veröffentlichung einer ganzen Reihe von Rainbow Live-Mitschnitten von der Welttour 1976 hat Norbert von Fransecky sich in die mentale Zeitmaschine gesetzt und Erinnerungen eines 13/14 jährigen Zeitzeugen aus den Tiefen seiner Hirnsynapsen gefischt.
Als ich (Jahrgang 63) langsam aus den durch Single-Hitparaden geförderten Niederungen der Popmusik in die edlen Etagen der Rock-Musik vorstieß, war die erste Generation des Hard Rock lange etabliert. Und es gab damals auch keinerlei Trennung zwischen den Fans von Hard- und Prog-Rock. Wir trennten eher zwischen LP- und Single-Bands.
Und so prangten auf den Jeansjacken die aufgenähten, oder noch häufiger selbst gemalten Logos von Deep Purple, Black Sabbath, Uriah Heep und Led Zeppelin in trauter Einsamkeit mit denen von Yes, Genesis, Supertramp und Pink Floyd.
Und dann kam da plötzlich, gerade als ich mit dem musikalischen Erwachen beschäftigt war, ein neuer Name ins Gespräch. Ich glaube, ich kann die Erstbegegnung mit ihm sogar noch datieren. Es müsste im Herbst 1977 gewesen sein. Als frisch Konfirmierter durfte ich zum ersten Mal an der Herbstfreizeit der „Großen“ nach Baltrum teilnehmen. Dort leuchtete auf der beigen Kordjacke eines Frank Hartmann (der meines Wissens nach später einmal eine Zeit lang im Kader von Hannover 96 gewesen sein soll) ein vierfarbiger Regenbogen unter dem in klotzigen germanischen Lettern der Name Rainbow stand.
Der Name sagte mir erst einmal gar nichts. Aber als „Geheimnis der Größeren“ hatte er das Flair das exotisch Unbekannten, das es zu erforschen galt. Zumal die dahinter steckende Band skandalumwittert und umstritten zu sein schien. Warum das so war, habe ich erst viel später begriffen, als ich die Musik von Rainbow über das mystisch geheimnisvolle Album Rising und vor allem den Live-Doppeldecker On Stage bereits innig zu lieben gelernt hatte.
Die Älteren aber zerfielen in ihrer Einstellung zu Rainbow in zwei Lager. Die „noch nicht ganz so alten Älteren“ liebten Blackmore’s Band ebenso wie ich es bald tun würde. Es war dieser neue aggressivere Sound - noch nicht ganz Heavy Metal, aber bereits deutlich direkter und unmittelbarer, als die noch stärker vom Blues und Beat geprägten Hard Rocker der ersten Stunde. Vor allem ihre krachenden Nummern, “Kill he King“, Starstruck“ oder “Long live Rock’n’Roll“ hatten es uns angetan. Da kamen eigentlich nur noch unsere Lokalmatadoren, die Scorpions, mit. Deren Album Virgin Killer hatte uns nicht nur mit seinem bald der Zensur zum Opfer fallenden sehr direkt den Albumtitel interpretierenden Cover angesprochen. Für uns, wie gesagt, waren Rainbow ganz einfach eine neue musikalische Offenbarung; nicht zuletzt, weil es auf deren Alben neben den direkt ins Blut gehenden Nummern auch fantasievolle Balladen, unheimliche Mystik und progressive Vielfalt gab, die man nach und nach entdecken konnte. Grandios!!
Warum die „älteren Älteren“ mit dieser Band ein Problem hatten, habe ich nicht verstanden, konnte ich nicht verstehen. Ich war nicht mit dem Mythos Deep Purple aufgewachsen. So wie sich mir mit Rainbow neue Welten erschlossen, so war es ihnen mit In Rock, mit Machine Head und natürlich mit Made in Japan gegangen. Die Wirkung dieser Alben dürfte für unsere Altvorderen sogar noch intensiver gewesen sein, als für uns selber die später erscheinenden Alben. Wir hatten im Hintergrund ja schon vorher Hard und Heavy Rock gehört. Der Sprung von Deep Purple zu Rainbow war eben nicht so gewaltig, wie der den das Hard Rock-Quartett Purple-Sabbath-Heep-Zeppelin zu ihren Vorgängern gemacht hatte.
Und so war Rainbow für die gestandenen Hard Rocker nicht nur ein zu begrüßender neuer Stern am Rock-Himmel. Rainbow war für sie auch der Inbegriff für die Zerstörung ihrer wichtigsten Helden. Denn dass Deep Purple ohne Ritchie Blackmore nie mehr das sein würden, was sie einmal waren, war wohl jedem klar. So kam es zwischen mir und einigen Freunden, die mir musikalisch eigentlich recht nah standen, zu erbitterten Streits über den Deep Purple-Schwanengesang Last Concert in Japan. Während mir die Live-Versionen von “Burn“, „Lady Luck“, Woman from Tokyo“ und “Soldier of Fortune“ ausnehmend gut gefielen, konnte - ja durfte - eine Deep Purple-Scheibe mit Tommy Bolin, statt Gott Blackmore an der Gitarre einfach nicht gut sein.
Das alles aber habe ich erst wesentlich später begriffen. „Meinen“ Rainbow-Skandal entdeckte ich erst im Jahre 1989. Dass Blackmore Deep Purple verlassen hat, war für mich nie ein Problem; eher im Gegenteil. Da ich die meisten Purple-Scheiben erst nach Rainbow kennen gelernt hatte, war für mich die Trennung eher ein Gewinn, der die Existenz einer meiner Lieblingsbands überhaupt erst ermöglicht hatte. Und dass die Diva Blackmore ihre neu zusammen gewürfelte Band nun nicht schlicht Rainbow, sondern Ritchie Blackmore’s Rainbow nannte, erschien mir promo technisch und von der Bedeutung des Gitarristen her gesehen, verständlich und gerechtfertigt, bis …
…ja bis zum Juni 1989. Da stieß ich im Import-Regal bei WOM auf eine Scheibe, bei der bereits der Bandname meine Augen hoffnungsvoll aufleuchten lies. Und ein paar Minuten unter dem Kopfhörer machten mich sicher. Ronnie James Dio and Elf war tatsächlich eine Band um den Rainbow-Gesangsgott. Die genauere Untersuchung zu hause zeigte mir aber The gargantuan Elf Album war kein neues Produkt von Dio, sondern ein Doppelpack mit zwei Alben, die Dio mit seiner Band Elf bereits vor seinem Engagement bei Rainbow aufgenommen hatte.
Wo da der Skandal ist? Habt noch einen Moment Geduld. Es stand nicht viel im Booklet vom Gargantuan Elf Album, aber das was da stand, kam mir merkwürdig vertraut vor. Ein ganz gemeiner Verdacht bemächtigte sich meiner. Ich holte das Rainbow-Debüt aus dem Regal und verglich die Besetzungsliste. Sie war praktisch identisch mit der von Elf. Lediglich der Gitarrist hieß nun Ritchie Blackmore und der Percussionist Mark Nausef war nicht mehr mit an Bord. Rainbow - eine neue Band von Ritchie Blackmore?? Nix da! Blackmore war schlicht in Dios Band eingestiegen, die bei Purple Records unter Vertrag stand und von Roger Glover produziert worden war. Und dann wurde noch kurz die Fahne gewechselt. Aus Ronnie James Dios Elf wurde Ritchie Blackmore’s Rainbow. Das fand ich dann irgendwie nicht mehr die feine englische Art.
Nun aber zurück zu meiner ersten Begegnung mit Rainbow. Nach der Baltrum-Freizeit unserer Gemeinde muss irgendwann der Tag gekommen sein, an dem ich den Rubikon zwischen Pop und Rock überschritten habe und für einige Jahre nur noch mit Verachtung auf Menschen herab gesehen habe, die Bands gehört haben, die in den Single-Charts vertreten waren. Nur auf den Gemeindefeten sind wir noch begeistert zu den Klängen von Mud, Sweet, Abba, den Bee Gees oder Donna Summer und dann später von Lipps Inc., Ottawan oder Peter Kent durch den Jugendkeller oder den Gemeindesaal getobt.
Der Rubikon fand in dem - wie üblich unaufgeräumten - Zimmer meines besten Freundes statt. Er hatte sich bei einem Freund, der musikalisch schon etwas weiter war als wir, eine Tasche mit LPs ausgeliehen. Zwei oder drei Nachmittage haben wir vor der Stereoanlage gesessen, uns in die neuen, zum Teil ungewohnten, zum Teil auch noch unzugänglichen Klänge hineingehört. Entscheidungen waren gefragt. Einfach eine Cassette in den Schacht schieben und den ganzen Stapel überspielen war nicht drin. Cassetten mussten ja finanziert werden. Und so standen erst einmal 90 Minuten für die Essenz dessen, was in der Plastiktüte war, zur Verfügung.
Nach dem langen Anlauf wird es niemanden überraschen, dass natürlich auch die Rainbow - On Stage mit in dieser Tasche war. Im ersten Anlauf haben es bei mir nur “Kill the King“ und das aus dem Medley heraus geschnittene “Starstruck“ auf das Band geschafft - brutal geschnitten übrigens. Über Equipment, das das Ein- und Ausblenden eines Stückes ermöglicht hätte, verfügten wir damals noch nicht. Das langsame “Catch the Rainbow“ hatte mir zwar auch gefallen, aber es war mir mit seinen über 15 Minuten zu „teuer“.
Und so tummelten sich die beiden Rainbow Stücke auf einem Band gemeinsam mit dem “Excerpts of The six Wives of Henry VIII“ von den Yessongs, “Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin, zwei oder drei Scorpions-Stücken, Pink Floyds “Wish you were here“, “Doctor, Doctor“ von UFO und, wenn ich mich richtig erinnere, zwei Stücken des Debüt Albums vom Alan Parsons Project.
Ich weiß nicht, wie oft dieses Band bei mir gelaufen ist. Aber irgendwann war es überflüssig, da sich fast alle Alben, von denen wir damals Stücke aufgenommen hatten, in meinem Besitz befanden. (Heute fehlt mir nur noch die UFO-Scheibe.) Und so begann die intensivere Begegnung mit Rainbow On Stage.
Und diese Begegnung war damals noch in jeder Hinsicht etwas anderes als heute. Die schiere Größe der Schallplatte und die Empfindlichkeit des Vinyls erforderte eine ganz andere Herangehensweise. Man brauchte ein Minimum an Platz - Platz für den sorgfältig und waagerecht aufgestellten Plattenspieler, Platz, wo man das Vinyl vor und nach dem Einsatz ablegen konnte - und natürlich auch Platz für die gesamte Verpackung, das aufklappbare Doppelcover, die bedruckten Innenhüllen und die selbstverständlich angeschafften zusätzlichen Innenhüllen mit Seidenpapier, um das wertvolle Stück zu schützen.
Vor und während dem Hören spielte das Sehen eine wichtige Rolle. Allein der Blick auf die gigantische Bühne auf dem Cover, deren Lampenbestückung auf dem LP-Cover Spot für Spot abgedruckt war, war ein Vergnügen, das der CD-Hörer, dem das Bild in gerade eben Skatkarten Größe geboten wird, kaum nachvollziehen kann.
Aber das wichtigste war natürlich die Musik. Freudig konnte ich meine beiden alten Freunde neu begrüßen, endlich auch “Catch the Rainbow“ in voller Länge und Schönheit genießen. Als schmusige Engtanz-Nummer war das Stück schon lange ein Muss auf jeder Fete. Schnell konnte ich mich auch den “Sixteen Century Greensleeves“ und dem “Man on the silver Mountain“ nähern. Das instrumentale “Still I’m sad“ und vor allem das stark improvisierte Blues-Stück “Mistreated“ lag noch ausserhalb meines Fassungsvermögens - und so blieb die zweite LP wesentlich häufiger in der Hülle, als LP Nummer eins.
Insgesamt dürfte dieses Live-Album stark für die Entwicklung meiner musikalischen Interessen verantwortlich sein. Natürlich führte es dazu, dass ich mir relativ bald alle drei mit ihm verbundenen Studioalben zulegte. Rising zuerst nur auf Cassette, weil es im Freundeskreis greifbar war. Long live Rock’n’Roll und das Debüt gleich als Vinyl. Am faszinierendsten war dabei Rising. Das wohl stark von Ronnie James Dios Mystizismus geprägte Album, dessen Tradition später eigentlich eher von den Dio-Solo-Alben, als von Rainbow fortgeführt wurde, öffnete völlig neue Welten, erforderte ein neues, gespanntes offeneres Zuhören, das wohl auch mitgeholfen, mir die Welt progressiver Rockmusik zu öffnen.
Jetzt wird diese Vergangenheit neu lebendig. Mehrere deutsche Konzerte der legendären 1976er-Rainbow-Welttour, bei der On Stage vor über 30 Jahren mitgeschnitten wurde, sind in voller Länge in die Regale der Plattenläden gehievt worden. Mir liegt das Konzert aus der Düsseldorfer Philipshalle vom 27. September 1976 vor. Und Erinnerungen kommen wieder. Eine Reihe davon habe ich bereits erzählt. Eine Letzte will ich noch ergänzen, bevor ich Rainbow live in Düsseldorf en Detail in Augenschein nehmen werde.
Irgendwo in einem Aktenordner in Hannover befinden sich einige uralte Artikel, der Restbestand meiner Bravo- und Rocky-Zeit. Erst sind die Hefte gesammelt worden. Die wurden irgendwann geplündert - und jedem Ausmisten fielen wieder ein paar nun als überflüssig erachtete Berichte zum Opfer. Der Rest, das müssten einige Serien sein, zu Uriah Heep, Smokie, Sweet, den Runaways und Status Quo - und einige Künstlerportraits, u.a. Ken Hensley und - Ritchie Blackmore. Dieser Bericht machte den sich heute sanft der Renaissance-Musik widmenden Musiker in meinen, das „Böse“ noch ungewohnten Augen zum Rock-Ungeheuer schlechthin.
Das Münchner Konzert 1977(?) hätte beinahe ausfallen müssen, lass ich da. Denn Blackmore befand sich mehrer Stunden in Wien hinter schwedischen Gardinen. Von der Bühne aus hatte er einem Ordner, der seinen Unwillen erregt hatte, mit der vollen Wucht seiner Plateauschuhe einen Tritt an den Kopf versetzt. Ich weiß nicht mehr, was mit dem Ordner war. (Für die Opfer interessiert sich in solchen Fällen ja meist niemand.) Die österreichische Justiz war jedenfalls erst einmal nicht bereit, Blackmores Aktion als „künstlerischen Bestandteil“ einer Rockshow zu akzeptieren.
Irgendwann hat man den Gitarristen dann doch laufen lassen und das Münchner Konzert - so meine ich mich zu erinnern - konnte mit reichlich Verspätung beginnen. Mit diesen Erinnerungen im Hinterkopf lege ich die „neue“ Live-CD in den Player und muss schmunzeln. Wie brav klingt das, was da aus den Lautsprechern kommt, im Vergleich mit all den Nu-Death-Hardcore-Metal-Combos, die uns heute akustisch belästigen. Und dennoch, die Energie dieses Albums ist um ein vielfaches echter und daher mitreißender, als die dieser Jungspunde.
Anderthalb Minuten erklingen nun “Ritchie Blackmore“-Chöre. Dieses Intro, mit dem die Fans den genialen Rüpel auf die Bühne fordern, kennt man von der Original On Stage nicht. Dann aber bewegen wir uns gut 40 Minuten lang auf vertrautem Terrain. “Over the Rainbow“, “Kill the King”, “Mistreated”, “Sixteenth Century Greensleeves” und ”Catch the Rainbow” befinden sich zwar an anderen Positionen als auf der alten LP, sind aber in Länge und Performance nahezu identisch - kleine Änderungen am Ende des um 40 Sekunden verlängerten “Mistreated“ einmal ausgenommen. Würde jemand behaupten, man habe für die On Stage die Düsseldorfer Aufnahmen von “Sixteenth Century Greensleeves“ oder “Catch the Rainbow“ genommen, hätte ich keinen Grund zu widersprechen.
Dann aber ändert sich der Ablauf. “Man on the silver Mountain”, das kann man schon im Booklet sehen, ist anderthalb Minuten länger, obwohl man auf den Einbau von “Starstruck“ im Mittelteil verzichtet hat.
Die Band steigt in Düsseldorf viel heftiger ein und Ronnie James Dio veranstaltet gleich zu Beginn Mitklatschspiele. Ab Minute 5 setzt auch hier der Blues ein, aber ganz anders als auf der alten CD. “The World needs Love” intoniert Dio - und gestaltet über diesen Worten den nächsten Mitklatsch-Teil. Es folgt eine bluesige acapella Gesangsimprovisation über die “Man on the silver MountainLyrics. Blackmore deutet das “Smoke on the Water Riff” an.
Die zweite CD beginnt mit einem sehr langen Synthesizer und Keyboard-Intro von Tony Carey, das einen Löwenanteil an den siebeneinhalb Minuten beansprucht, die “Stargazer“, das auf der Original On Stage überhaupt nicht vertreten war, im Vergleich zur Studioversion verlängert ist. Der eigentliche Song wird dann wie bekannt von Dios charismatischer Stimme getragen. Blackmore begleitet das ganze mit einer ganz eigenwilligen Gitarre. Sein Solo in der Mitte des Songs ist für seine Verhältnisse eher langweilig. Carey „hängt“ ein mystisches Keyboard Backdrop dahinter. Bevor Dio das Stück dann konventionell beendet, lässt Blackmore seine Axt noch einmal wild und verzerrt aufheulen.
Es ist letztlich verständlich, warum man 1977 für die Live-CD auf diese Aufnahem verzichtet hat. Der progressive Longtrack setzt seine Stimmng live nicht so gut um wie im Studio und gewinnt auch keine neue Power hinzu.
Die Diagnose bei “Still Im sad“ (Sieben Minuten länger als auf On Stage) lautet ähnlich. Das eingebaute Drum-Solo von Cozy Powell ist zu eindimensional Fast genau in der Mitte des Stückes läutet Tony Carey das erste Finale ein - icl. Kirchenglockenklang. Dann haben wir ein ewig dauerndes „Auslaufen“ der Drums bevor knapp sechs Minuten eine zweites Mal zum Finale angesetzt wird. Aber immer ist noch nicht Schluss - im Gegenteil. Es gibt noch einmal einen Neustart, nach dem das Ende die On Stage im Maßstab 1:1 wiederholt.
Tolle Sache dieses komplette Konzert, das als Doppelalbum mit ausführlichen Linernotes ins Haus kommt. Aber man muss auch den Compilern von vor 30 Jahren ein Lob aussprechen. Sie haben eine gute Wahl getroffen. Was uns hier entgegenkommt, hat im Konzert sicher gut gewirkt. Auf der Couch kommt es nicht ganz so gut rüber. On Stage kommt da präziser auf den Punkt.
Warum diese Konzerte, und gerade diese Konzerte nun veröffentlicht werden, darauf konnte man mir auch bei AFM keine befriedigende Antwort geben - zumal die Veröffentlichungspolitik ungewöhnlich ist. Drei Konzerte (Düsseldorf, Nürnberg, Köln) sind bei AFM erschienen. München gibt es über Spitfire. Das 30ste Jubiläum ist sicher ein Anlass. Und es gab wohl genug Nachfrage nach den Konzerten, die zum Teil bereits einmal als Vinyl zu haben waren.
Für On Stage-Nicht-Besitzer könnte eines dieser Doppelalben eine authentischere Alternative zu On Stage sein. Zusätzlich lohnt sich die Anschaffung sicherlich nur für Rainbow-Spezialisten.
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Aus Anlass der Veröffentlichung einer ganzen Reihe von Rainbow Live-Mitschnitten von der Welttour 1976 hat Norbert von Fransecky sich in die mentale Zeitmaschine gesetzt und Erinnerungen eines 13/14 jährigen Zeitzeugen aus den Tiefen seiner Hirnsynapsen gefischt.
Als ich (Jahrgang 63) langsam aus den durch Single-Hitparaden geförderten Niederungen der Popmusik in die edlen Etagen der Rock-Musik vorstieß, war die erste Generation des Hard Rock lange etabliert. Und es gab damals auch keinerlei Trennung zwischen den Fans von Hard- und Prog-Rock. Wir trennten eher zwischen LP- und Single-Bands.
Und so prangten auf den Jeansjacken die aufgenähten, oder noch häufiger selbst gemalten Logos von Deep Purple, Black Sabbath, Uriah Heep und Led Zeppelin in trauter Einsamkeit mit denen von Yes, Genesis, Supertramp und Pink Floyd.
Und dann kam da plötzlich, gerade als ich mit dem musikalischen Erwachen beschäftigt war, ein neuer Name ins Gespräch. Ich glaube, ich kann die Erstbegegnung mit ihm sogar noch datieren. Es müsste im Herbst 1977 gewesen sein. Als frisch Konfirmierter durfte ich zum ersten Mal an der Herbstfreizeit der „Großen“ nach Baltrum teilnehmen. Dort leuchtete auf der beigen Kordjacke eines Frank Hartmann (der meines Wissens nach später einmal eine Zeit lang im Kader von Hannover 96 gewesen sein soll) ein vierfarbiger Regenbogen unter dem in klotzigen germanischen Lettern der Name Rainbow stand.
Der Name sagte mir erst einmal gar nichts. Aber als „Geheimnis der Größeren“ hatte er das Flair das exotisch Unbekannten, das es zu erforschen galt. Zumal die dahinter steckende Band skandalumwittert und umstritten zu sein schien. Warum das so war, habe ich erst viel später begriffen, als ich die Musik von Rainbow über das mystisch geheimnisvolle Album Rising und vor allem den Live-Doppeldecker On Stage bereits innig zu lieben gelernt hatte.
Die Älteren aber zerfielen in ihrer Einstellung zu Rainbow in zwei Lager. Die „noch nicht ganz so alten Älteren“ liebten Blackmore’s Band ebenso wie ich es bald tun würde. Es war dieser neue aggressivere Sound - noch nicht ganz Heavy Metal, aber bereits deutlich direkter und unmittelbarer, als die noch stärker vom Blues und Beat geprägten Hard Rocker der ersten Stunde. Vor allem ihre krachenden Nummern, “Kill he King“, Starstruck“ oder “Long live Rock’n’Roll“ hatten es uns angetan. Da kamen eigentlich nur noch unsere Lokalmatadoren, die Scorpions, mit. Deren Album Virgin Killer hatte uns nicht nur mit seinem bald der Zensur zum Opfer fallenden sehr direkt den Albumtitel interpretierenden Cover angesprochen. Für uns, wie gesagt, waren Rainbow ganz einfach eine neue musikalische Offenbarung; nicht zuletzt, weil es auf deren Alben neben den direkt ins Blut gehenden Nummern auch fantasievolle Balladen, unheimliche Mystik und progressive Vielfalt gab, die man nach und nach entdecken konnte. Grandios!!
Warum die „älteren Älteren“ mit dieser Band ein Problem hatten, habe ich nicht verstanden, konnte ich nicht verstehen. Ich war nicht mit dem Mythos Deep Purple aufgewachsen. So wie sich mir mit Rainbow neue Welten erschlossen, so war es ihnen mit In Rock, mit Machine Head und natürlich mit Made in Japan gegangen. Die Wirkung dieser Alben dürfte für unsere Altvorderen sogar noch intensiver gewesen sein, als für uns selber die später erscheinenden Alben. Wir hatten im Hintergrund ja schon vorher Hard und Heavy Rock gehört. Der Sprung von Deep Purple zu Rainbow war eben nicht so gewaltig, wie der den das Hard Rock-Quartett Purple-Sabbath-Heep-Zeppelin zu ihren Vorgängern gemacht hatte.
Und so war Rainbow für die gestandenen Hard Rocker nicht nur ein zu begrüßender neuer Stern am Rock-Himmel. Rainbow war für sie auch der Inbegriff für die Zerstörung ihrer wichtigsten Helden. Denn dass Deep Purple ohne Ritchie Blackmore nie mehr das sein würden, was sie einmal waren, war wohl jedem klar. So kam es zwischen mir und einigen Freunden, die mir musikalisch eigentlich recht nah standen, zu erbitterten Streits über den Deep Purple-Schwanengesang Last Concert in Japan. Während mir die Live-Versionen von “Burn“, „Lady Luck“, Woman from Tokyo“ und “Soldier of Fortune“ ausnehmend gut gefielen, konnte - ja durfte - eine Deep Purple-Scheibe mit Tommy Bolin, statt Gott Blackmore an der Gitarre einfach nicht gut sein.
Das alles aber habe ich erst wesentlich später begriffen. „Meinen“ Rainbow-Skandal entdeckte ich erst im Jahre 1989. Dass Blackmore Deep Purple verlassen hat, war für mich nie ein Problem; eher im Gegenteil. Da ich die meisten Purple-Scheiben erst nach Rainbow kennen gelernt hatte, war für mich die Trennung eher ein Gewinn, der die Existenz einer meiner Lieblingsbands überhaupt erst ermöglicht hatte. Und dass die Diva Blackmore ihre neu zusammen gewürfelte Band nun nicht schlicht Rainbow, sondern Ritchie Blackmore’s Rainbow nannte, erschien mir promo technisch und von der Bedeutung des Gitarristen her gesehen, verständlich und gerechtfertigt, bis …
…ja bis zum Juni 1989. Da stieß ich im Import-Regal bei WOM auf eine Scheibe, bei der bereits der Bandname meine Augen hoffnungsvoll aufleuchten lies. Und ein paar Minuten unter dem Kopfhörer machten mich sicher. Ronnie James Dio and Elf war tatsächlich eine Band um den Rainbow-Gesangsgott. Die genauere Untersuchung zu hause zeigte mir aber The gargantuan Elf Album war kein neues Produkt von Dio, sondern ein Doppelpack mit zwei Alben, die Dio mit seiner Band Elf bereits vor seinem Engagement bei Rainbow aufgenommen hatte.
Wo da der Skandal ist? Habt noch einen Moment Geduld. Es stand nicht viel im Booklet vom Gargantuan Elf Album, aber das was da stand, kam mir merkwürdig vertraut vor. Ein ganz gemeiner Verdacht bemächtigte sich meiner. Ich holte das Rainbow-Debüt aus dem Regal und verglich die Besetzungsliste. Sie war praktisch identisch mit der von Elf. Lediglich der Gitarrist hieß nun Ritchie Blackmore und der Percussionist Mark Nausef war nicht mehr mit an Bord. Rainbow - eine neue Band von Ritchie Blackmore?? Nix da! Blackmore war schlicht in Dios Band eingestiegen, die bei Purple Records unter Vertrag stand und von Roger Glover produziert worden war. Und dann wurde noch kurz die Fahne gewechselt. Aus Ronnie James Dios Elf wurde Ritchie Blackmore’s Rainbow. Das fand ich dann irgendwie nicht mehr die feine englische Art.
Nun aber zurück zu meiner ersten Begegnung mit Rainbow. Nach der Baltrum-Freizeit unserer Gemeinde muss irgendwann der Tag gekommen sein, an dem ich den Rubikon zwischen Pop und Rock überschritten habe und für einige Jahre nur noch mit Verachtung auf Menschen herab gesehen habe, die Bands gehört haben, die in den Single-Charts vertreten waren. Nur auf den Gemeindefeten sind wir noch begeistert zu den Klängen von Mud, Sweet, Abba, den Bee Gees oder Donna Summer und dann später von Lipps Inc., Ottawan oder Peter Kent durch den Jugendkeller oder den Gemeindesaal getobt.
Der Rubikon fand in dem - wie üblich unaufgeräumten - Zimmer meines besten Freundes statt. Er hatte sich bei einem Freund, der musikalisch schon etwas weiter war als wir, eine Tasche mit LPs ausgeliehen. Zwei oder drei Nachmittage haben wir vor der Stereoanlage gesessen, uns in die neuen, zum Teil ungewohnten, zum Teil auch noch unzugänglichen Klänge hineingehört. Entscheidungen waren gefragt. Einfach eine Cassette in den Schacht schieben und den ganzen Stapel überspielen war nicht drin. Cassetten mussten ja finanziert werden. Und so standen erst einmal 90 Minuten für die Essenz dessen, was in der Plastiktüte war, zur Verfügung.
Nach dem langen Anlauf wird es niemanden überraschen, dass natürlich auch die Rainbow - On Stage mit in dieser Tasche war. Im ersten Anlauf haben es bei mir nur “Kill the King“ und das aus dem Medley heraus geschnittene “Starstruck“ auf das Band geschafft - brutal geschnitten übrigens. Über Equipment, das das Ein- und Ausblenden eines Stückes ermöglicht hätte, verfügten wir damals noch nicht. Das langsame “Catch the Rainbow“ hatte mir zwar auch gefallen, aber es war mir mit seinen über 15 Minuten zu „teuer“.
Und so tummelten sich die beiden Rainbow Stücke auf einem Band gemeinsam mit dem “Excerpts of The six Wives of Henry VIII“ von den Yessongs, “Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin, zwei oder drei Scorpions-Stücken, Pink Floyds “Wish you were here“, “Doctor, Doctor“ von UFO und, wenn ich mich richtig erinnere, zwei Stücken des Debüt Albums vom Alan Parsons Project.
Ich weiß nicht, wie oft dieses Band bei mir gelaufen ist. Aber irgendwann war es überflüssig, da sich fast alle Alben, von denen wir damals Stücke aufgenommen hatten, in meinem Besitz befanden. (Heute fehlt mir nur noch die UFO-Scheibe.) Und so begann die intensivere Begegnung mit Rainbow On Stage.
Und diese Begegnung war damals noch in jeder Hinsicht etwas anderes als heute. Die schiere Größe der Schallplatte und die Empfindlichkeit des Vinyls erforderte eine ganz andere Herangehensweise. Man brauchte ein Minimum an Platz - Platz für den sorgfältig und waagerecht aufgestellten Plattenspieler, Platz, wo man das Vinyl vor und nach dem Einsatz ablegen konnte - und natürlich auch Platz für die gesamte Verpackung, das aufklappbare Doppelcover, die bedruckten Innenhüllen und die selbstverständlich angeschafften zusätzlichen Innenhüllen mit Seidenpapier, um das wertvolle Stück zu schützen.
Vor und während dem Hören spielte das Sehen eine wichtige Rolle. Allein der Blick auf die gigantische Bühne auf dem Cover, deren Lampenbestückung auf dem LP-Cover Spot für Spot abgedruckt war, war ein Vergnügen, das der CD-Hörer, dem das Bild in gerade eben Skatkarten Größe geboten wird, kaum nachvollziehen kann.
Aber das wichtigste war natürlich die Musik. Freudig konnte ich meine beiden alten Freunde neu begrüßen, endlich auch “Catch the Rainbow“ in voller Länge und Schönheit genießen. Als schmusige Engtanz-Nummer war das Stück schon lange ein Muss auf jeder Fete. Schnell konnte ich mich auch den “Sixteen Century Greensleeves“ und dem “Man on the silver Mountain“ nähern. Das instrumentale “Still I’m sad“ und vor allem das stark improvisierte Blues-Stück “Mistreated“ lag noch ausserhalb meines Fassungsvermögens - und so blieb die zweite LP wesentlich häufiger in der Hülle, als LP Nummer eins.
Insgesamt dürfte dieses Live-Album stark für die Entwicklung meiner musikalischen Interessen verantwortlich sein. Natürlich führte es dazu, dass ich mir relativ bald alle drei mit ihm verbundenen Studioalben zulegte. Rising zuerst nur auf Cassette, weil es im Freundeskreis greifbar war. Long live Rock’n’Roll und das Debüt gleich als Vinyl. Am faszinierendsten war dabei Rising. Das wohl stark von Ronnie James Dios Mystizismus geprägte Album, dessen Tradition später eigentlich eher von den Dio-Solo-Alben, als von Rainbow fortgeführt wurde, öffnete völlig neue Welten, erforderte ein neues, gespanntes offeneres Zuhören, das wohl auch mitgeholfen, mir die Welt progressiver Rockmusik zu öffnen.
Jetzt wird diese Vergangenheit neu lebendig. Mehrere deutsche Konzerte der legendären 1976er-Rainbow-Welttour, bei der On Stage vor über 30 Jahren mitgeschnitten wurde, sind in voller Länge in die Regale der Plattenläden gehievt worden. Mir liegt das Konzert aus der Düsseldorfer Philipshalle vom 27. September 1976 vor. Und Erinnerungen kommen wieder. Eine Reihe davon habe ich bereits erzählt. Eine Letzte will ich noch ergänzen, bevor ich Rainbow live in Düsseldorf en Detail in Augenschein nehmen werde.
Irgendwo in einem Aktenordner in Hannover befinden sich einige uralte Artikel, der Restbestand meiner Bravo- und Rocky-Zeit. Erst sind die Hefte gesammelt worden. Die wurden irgendwann geplündert - und jedem Ausmisten fielen wieder ein paar nun als überflüssig erachtete Berichte zum Opfer. Der Rest, das müssten einige Serien sein, zu Uriah Heep, Smokie, Sweet, den Runaways und Status Quo - und einige Künstlerportraits, u.a. Ken Hensley und - Ritchie Blackmore. Dieser Bericht machte den sich heute sanft der Renaissance-Musik widmenden Musiker in meinen, das „Böse“ noch ungewohnten Augen zum Rock-Ungeheuer schlechthin.
Das Münchner Konzert 1977(?) hätte beinahe ausfallen müssen, lass ich da. Denn Blackmore befand sich mehrer Stunden in Wien hinter schwedischen Gardinen. Von der Bühne aus hatte er einem Ordner, der seinen Unwillen erregt hatte, mit der vollen Wucht seiner Plateauschuhe einen Tritt an den Kopf versetzt. Ich weiß nicht mehr, was mit dem Ordner war. (Für die Opfer interessiert sich in solchen Fällen ja meist niemand.) Die österreichische Justiz war jedenfalls erst einmal nicht bereit, Blackmores Aktion als „künstlerischen Bestandteil“ einer Rockshow zu akzeptieren.
Irgendwann hat man den Gitarristen dann doch laufen lassen und das Münchner Konzert - so meine ich mich zu erinnern - konnte mit reichlich Verspätung beginnen. Mit diesen Erinnerungen im Hinterkopf lege ich die „neue“ Live-CD in den Player und muss schmunzeln. Wie brav klingt das, was da aus den Lautsprechern kommt, im Vergleich mit all den Nu-Death-Hardcore-Metal-Combos, die uns heute akustisch belästigen. Und dennoch, die Energie dieses Albums ist um ein vielfaches echter und daher mitreißender, als die dieser Jungspunde.
Anderthalb Minuten erklingen nun “Ritchie Blackmore“-Chöre. Dieses Intro, mit dem die Fans den genialen Rüpel auf die Bühne fordern, kennt man von der Original On Stage nicht. Dann aber bewegen wir uns gut 40 Minuten lang auf vertrautem Terrain. “Over the Rainbow“, “Kill the King”, “Mistreated”, “Sixteenth Century Greensleeves” und ”Catch the Rainbow” befinden sich zwar an anderen Positionen als auf der alten LP, sind aber in Länge und Performance nahezu identisch - kleine Änderungen am Ende des um 40 Sekunden verlängerten “Mistreated“ einmal ausgenommen. Würde jemand behaupten, man habe für die On Stage die Düsseldorfer Aufnahmen von “Sixteenth Century Greensleeves“ oder “Catch the Rainbow“ genommen, hätte ich keinen Grund zu widersprechen.
Dann aber ändert sich der Ablauf. “Man on the silver Mountain”, das kann man schon im Booklet sehen, ist anderthalb Minuten länger, obwohl man auf den Einbau von “Starstruck“ im Mittelteil verzichtet hat.
Die Band steigt in Düsseldorf viel heftiger ein und Ronnie James Dio veranstaltet gleich zu Beginn Mitklatschspiele. Ab Minute 5 setzt auch hier der Blues ein, aber ganz anders als auf der alten CD. “The World needs Love” intoniert Dio - und gestaltet über diesen Worten den nächsten Mitklatsch-Teil. Es folgt eine bluesige acapella Gesangsimprovisation über die “Man on the silver MountainLyrics. Blackmore deutet das “Smoke on the Water Riff” an.
Die zweite CD beginnt mit einem sehr langen Synthesizer und Keyboard-Intro von Tony Carey, das einen Löwenanteil an den siebeneinhalb Minuten beansprucht, die “Stargazer“, das auf der Original On Stage überhaupt nicht vertreten war, im Vergleich zur Studioversion verlängert ist. Der eigentliche Song wird dann wie bekannt von Dios charismatischer Stimme getragen. Blackmore begleitet das ganze mit einer ganz eigenwilligen Gitarre. Sein Solo in der Mitte des Songs ist für seine Verhältnisse eher langweilig. Carey „hängt“ ein mystisches Keyboard Backdrop dahinter. Bevor Dio das Stück dann konventionell beendet, lässt Blackmore seine Axt noch einmal wild und verzerrt aufheulen.
Es ist letztlich verständlich, warum man 1977 für die Live-CD auf diese Aufnahem verzichtet hat. Der progressive Longtrack setzt seine Stimmng live nicht so gut um wie im Studio und gewinnt auch keine neue Power hinzu.
Die Diagnose bei “Still Im sad“ (Sieben Minuten länger als auf On Stage) lautet ähnlich. Das eingebaute Drum-Solo von Cozy Powell ist zu eindimensional Fast genau in der Mitte des Stückes läutet Tony Carey das erste Finale ein - icl. Kirchenglockenklang. Dann haben wir ein ewig dauerndes „Auslaufen“ der Drums bevor knapp sechs Minuten eine zweites Mal zum Finale angesetzt wird. Aber immer ist noch nicht Schluss - im Gegenteil. Es gibt noch einmal einen Neustart, nach dem das Ende die On Stage im Maßstab 1:1 wiederholt.
Tolle Sache dieses komplette Konzert, das als Doppelalbum mit ausführlichen Linernotes ins Haus kommt. Aber man muss auch den Compilern von vor 30 Jahren ein Lob aussprechen. Sie haben eine gute Wahl getroffen. Was uns hier entgegenkommt, hat im Konzert sicher gut gewirkt. Auf der Couch kommt es nicht ganz so gut rüber. On Stage kommt da präziser auf den Punkt.
Warum diese Konzerte, und gerade diese Konzerte nun veröffentlicht werden, darauf konnte man mir auch bei AFM keine befriedigende Antwort geben - zumal die Veröffentlichungspolitik ungewöhnlich ist. Drei Konzerte (Düsseldorf, Nürnberg, Köln) sind bei AFM erschienen. München gibt es über Spitfire. Das 30ste Jubiläum ist sicher ein Anlass. Und es gab wohl genug Nachfrage nach den Konzerten, die zum Teil bereits einmal als Vinyl zu haben waren.
Für On Stage-Nicht-Besitzer könnte eines dieser Doppelalben eine authentischere Alternative zu On Stage sein. Zusätzlich lohnt sich die Anschaffung sicherlich nur für Rainbow-Spezialisten.
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