Artikel
Info
Titel: Rasta Chant. Das Who-is-Who des Roots-Reggae
Verlag: 2006, Ventil Verlag, Mainz
ISBN: 3-931555-91
Preis: € 14,90
268 Seiten
Vor drei Jahren hat Volker Barsch mit Rastafari. Von Babylon nach Afrika die wohl erste kompetente deutschsprachige Gesamtdarstellung der Rastafari Religion vorgelegt. Dabei konnte er nur selten auf andere Darstellung der Rasta-Religion zurückgreifen. Denn Dogmatiken, Kompendien oder auch nur halbwegs allgemein akzeptierte Bekenntnisse und Positionspapiere existieren noch nicht. Die Rasta Religion befindet sich in dem Stadium, in dem sich Christentum und Judentum vor Abfassung des Alten bzw. neuen Testamentes befunden haben. Lieder, Gebete, einzelne Geschichten und kurze Bekenntnisse entstanden spontan dort, wo sie gebraucht wurden, machten die Runde, wenn sie als hilfreich empfunden wurden, oder wurde andernfalls wieder vergessen.
Die Rolle dieser Texte spielen bei der Rasta-Religion zu einem großen Teile Reggae-Songs. Und so zitierte Barsch in seinem ersten Buch auch immer wieder aus dem Fundus seines CD-Regals. Rasta-Chant ist die logische Ergänzung zu diesem ersten Buch. In über 500 Artikeln stellt Barsch die wichtigsten Musiker, Produzenten und Plattenfirma vor, die für die Formulierung der Rasta-Religion von Bedeutung sind.
Dementsprechend finden hier nicht alle Reggae-Künstler Aufnahme. Denn gerade in der populären Dancehall-Szene ist genauso wenig vom Rasta-Glauben zu hören, wie in der Techno-Disco vom Christentum. Die Auswahl, die Barsch trifft, ist also nicht stilistisch, sondern inhaltlich definiert. So sollte man im Titel vielleicht besser nicht von „Roots Reggae“, sondern von „conscious Reggae“ oder noch besser von „Rasta-Reggae“ sprechen. Denn auch ein religiöses Bewusstsein reicht nicht, um in Barschs Kompendium aufgenommen zu werden. Bewusst christliche Bands wie Christafari oder Heaven bound sucht man vergebens, während Artists, die sich gleichzeitig als Christen und Rastas bezeichnen (z.B. Luciano), mit dabei sind.
Rasta Chant ist also vordringlich für die Leser gedacht, die sich mit Rastafari beschäftigen, obwohl das Buch als Darstellung der Religion wenig bringt. Dafür gibt es ja bereits Rastafari. Von Babylon nach Afrika. Die Artikel erwähnen besondere theologische oder spirituelle Positionen der Künstler nur selten, sondern konzentrieren sich auf die musikalische History der Künstler. Daher ist Rasta Chant auch für den normalen Reggae-Musik-Fan durchaus interessant. Er muss nur wissen, dass Slackness Größen wie Elephant Man, Bounty Killer oder Beenie Man hier nicht anzutreffen sind.
Gefehlt haben mir in dem Buch vor allem Internetadressen. Im Zeitalter des www ist bei einem Nachschlagewerk der Verzicht auf die Angabe dieser Informationsquellen ziemlich unverständlich.
Zurück zur Artikelübersicht |