Artikel
Info
Zeit: 15.09.2006
Interview: Telefon
Stil: Rock
Motivation hatte der Sechser aus dem britischen Chichester mit Sicherheit nicht nötig, hatte man mit The Lost Riots doch ein wunderbar gelungenes und dabei noch angenehm erfolgreiches Album in petto, das schon etwas beruhigter in die Zukunft blicken ließ. Aber nicht etwa, dass sich Hope Of The States dazu verleiten ließen, ein The Lost Riots Part 2 einzuspielen, weil Left trotz aller für die Band so typischen Elemente wie dezent aggressive Gitarrenparts, dementsprechende Vocals, die dennoch bis auf die Ebenen verzückenden Schwermuts hinab gleiten können und opulente Streicherparts, doch ein wenig anders klingt.
„Es muss doch langweilig sein, wenn man beim zweiten Album hinsichtlich der Sounds und Arrangements das gleiche Ding abzieht, wie auf dem Debüt“, bestätigt Sänger Sam Herlihy diese Vermutung. „Viel interessanter ist es doch, sich mit neuen Dingen zu beschäftigen und auch innerhalb der Band etwas neues zu kreieren. Und das neue Album klingt einfach besser, weil wir selbst in vielen Dingen besser geworden sind.“
Da ist erst einmal eine Großtat wie „Blood Meridian“, für die gleich einmal ein 25-köpfiges Stringensemble herangezogen wurde und das die Band so gleich auf den Zenith aller pathetischen Möglichkeiten wuchtet, ein leichter Anflug von Muse-Pathos inklusive. „Das könnte daran liegen, dass wir nichts, was gerade hip und angesagt ist, auch selber hören. Selbst mögen wir nämlich alles Obskure und Undergroundige, also alles das, was sich großer Popularität von sich aus entzieht. Mit dem ganzen Neuartigen britischen Kram können wir leider nicht so viel anfangen. Auf Muse stehen wir übrigens, sie machen tolle Platten, aufwändige Shows und so auch nur das, was sie wollen. Aber vergleichen würde ich uns mit ihnen nicht unbedingt.“ Aber nicht nur das. „The Good Fires“ baut sich mit jubilierenden Gitarren und einem ebenso eingestellten Männerchor (!) zur Hymne schlechthin auf, womit nun wirklich alles auf Left möglich ist. Diese Möglichkeiten werden von Sänger Sam Herlihy dann auch ausgeschöpft, versinken er und seine Jungs auf dem Titeltrack in nicht zu wenig Tränen vergießenden Herzschmerz, gehen mit ihnen etwas später auf „Four“ ihre Vorlieben für Brit-Rock durch und machen sie mit den Breitwandepen „January“ und „The Church Choir“, auf denen noch einmal alle Vorzüge Hope Of The States, von denen es nicht wenige gibt, zum Vorschein treten, den Sack zu. Ob das aber auch live funktioniert? Sam: „Wir können unsere Alben und das, was wir auf die Bühne bringen, schon als verschiedene Herangehensweisen an unserer Musik betrachten. Da es uns hier unmöglich ist, die Strings und Chöre mit hinzu zunehmen sind wir live sehr viel lauter als auf Platte. Und das genießen wir.“
Was dann übrigens das Letzte war, was die Band genießen konnte, da sie sich kurz darauf auflöste. Was blieb, das ist wunderbare Musik auf zwei wunderbaren Platten.
Carsten Agthe
Zurück zur Artikelübersicht |