BAP
Ahl Männer, aalglatt
| | Info | Musikrichtung:Deutsch-Rock
VÖ: 25.08.2006 (1986)
(Capitol / EMI)
Gesamtspielzeit: 86:00
Internet:
http://www.bap.de |
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Einige Monate vor Veröffentlichung dieser LP war Heinrich Böll gestorben, der große alte Mann der deutschen Nachkriegsliteratur. Ahl Männer, aalglatt war ihm gewidmet, als einem der alles andere als aalglatt war. Natürlich, er stand politisch für vieles, für was auch BAP immer schon standen. Für mich - gut 10 Jahre jünger als Niedecken - war diese Widmung damals dennoch ein Stich. Sie schien mir etwas fortzusetzen, was ich auch sonst zu bemerken schien. Die Stundenten- und Demo-Kapelle verabschiedete sich in die etablierte Kulturszene der Feuilletons.
Verabschieden war zu viel gesagt. BAP bleiben ihren alten Fans ja durchaus erhalten. Sie hatten ihren Zuhörerkreis aber zumindest erweitert und waren zum bundesdeutschen Kulturgut geworden. Ahl Männer, aalglatt merkt man das nicht großartig an. Die Scheibe ist eine gute Fortführung dessen, was auf dem Vorgänger zu hören gewesen war. Lediglich die Highlights fehlten. Vor allem für die sensiblen Stücke “Jojo“ und den “Sendeschluss“ fehlten entsprechende Nachfolger.
Der Titelsong und “Time is Cash“ sind korrekte, aber nicht sonderlich originelle Gesellschaftskritik. “Globus“ thematisiert das, was heute als Globalisierung durch die Zeitungsspalten geistert. Niedeckens persönliche Situation wird zunehmend Thema. Als das ist eigentlich nichts Schlechtes, nur im Vergleich mit den Vorgängeralben, die die Latte nun auch wirklich extrem hoch gelegt haben, schleicht sich weitere Enttäuschung ein. BAP-Musik beginnt zur sehr hochwertigen Routine zu werden.
Musikalisch ist von Ballade bis Uptempo-Rocker alles dabei. “Time is Cash“ widmet sich auch mal wieder dem Reggae.
Die optische Aufmachung der Remaster fällt zumindest der LP gegenüber ab. Häufig bezieht Niedecken sich in seinen warmen Worten auf die Bilder des Albumbeihefts, die in der CD der Größe zum Opfer gefallen sind. Und der Gag mit den Spiegelbildern im Klappcover der LP geht auch verloren.
Lohnen tut sich dieses Mal wieder die Bonus-CD, obwohl das Manko der fehlenden Interview-Fortsetzung wiederholt. Passend zum allgemeinen Eindruck ordnen BAP sich in die Kulturlandschaft ein, und sind als Gäste, bzw. Gastgeber für diverse Deustch-Rock-Größen zu erleben. Der Opener lässt etwas bootlegig die Reggae-Atmosphäre noch besser zum tragen kommen. Die beiden Lindenberg-Tracks sind okay, aber ebenso wie das folgende “Lisa“ und das sowieso von dem Live-Album …affrocke bekannte “Ahl Männer“ nichts ganz besonderes. Drum herum und danach aber gibt es drei Perlen zu entdecken
Platz drei belegt dabei der Live-Standard “Nemm mich met“. Der ist zwar auf diversen Live-Vös enthalten, schmückt sich hier aber mit ganz eigener Keyboardverzierung. Nicht nur für BAP-Fans, die die Niedecken-Solo-Scheiben nicht besitzen, ist “Vatter“ ein Gewinn. Viel grooviger und rhythmischer als das Original und mit einer tollen Percussion- und Drum-Strecke kommt das Stück mit sehr viel Live-Atmosphäre rüber. Das steigert sich noch einmal bei der All-Star-Darbietung des Dylan-Klassikers “Like a rolling Stone“. Eine geile Stimmung, wenn Kevin Coyne wie der Altmeister himself ins Mikro röhrt.
Norbert von Fransecky
Trackliste | 1 Ahl Männer, aalglatt (4:09) 2 Endlich allein (4:05) 3 Lisa (4:19) 4 Globus (4:27) 5 Breef an üch zwei (4:35) 6 Bunte Trümmer (4:17) 7 Time is Cash, Time is Money (5:21) 8 Halt mich fest (4:55) 9 Almanya (5:17)
Bonus-CD 1 Time is Cash, Time is Money (Bläck Fööss & Fründe, live, Köln 1988) (5:44) 2 Denn sie brauchen keinen Führer (live, Wackersdorf 1986, Udo Lindenberg und BAP) (5:14) 3 Das kann man ja auch mal so sehen (live, Wackersdorf 1986, Udo Lindenberg und BAP) (4:29) 4 Lisa (live, Wackersdorf 1986) (4:31) 5 Vatter (live, Köln 1988) (7:07) 6 Ahl Männer, aalglatt (live, 1991, von "…affrocke") (3:57) 7 Like a rolling Stone (live, Wackersdorf 1986, mit Anne Haigis, Wolfgang Ambros und Kevin Coyne) (6:39) 8 Nemm mich mit (live, Wackersdorf 1986) (6:42) |
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| | Besetzung | Manfred Boecker (Perc) Steve Borg (B) Alexander Büchel (Keys) Jan Dix (Dr) Klaus Heuser (Git) Wolfgang Niedecken (Voc, Git)
Gast (auf der Studio-CD): Curt Cress (Dr)
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