Artikel
Info
Titel: Electric Don Quixote – Die ultimative Geschichte von Frank Zappa
Verlag: Verlag, Bosworth Music GmbH, Berlin, 2006
ISBN: 3-86543-042-2
Preis: € 22,95
451 Seiten
Frank Zappa gilt als einer der umstrittensten amerikanischen Musiker des 20. Jahrhunderts. Aber Frank Zappa war noch mehr. Er war als Präsidentschaftskandidat im Gespräch. Dabei hätte er zwar weniger Chancen gehabt als ein deutscher Direktkandidat für das Kanzleramt, der von den Grünen aufgestellt würde, aber ganz unernst gemeint war der Vorschlag nicht. Später war Zappa sogar Kulturbotschafter von Tschechien. Vor diesem Hintergrund ist Electric Don Quixote, das sich als “ultimative Geschichte von Zappa“ anpreist, eine Enttäuschung.
Für Zappa-Exegeten, die jede Note ihres Helden unter die Lupe nehmen, stellt der 451-seitige Wälzer dagegen ein unverzichtbares Hilfsmittel dar. Akribisch wird jede Session, jedes Konzert, jedes Album unter die Lupe genommen. Wann hat Zappa wo welches Stück gespielt und auf welchem Album sind Teile dieser Aufnahmen veröffentlicht worden. Dabei wird eine Arbeitsweise Zappas, die viele „ehrliche“ Rocker entsetzen dürfte, überdeutlich. Zappa hat gesamplet, was das Zeug hält. Ein Solo von diesem Konzert, ein Intro von dort, Gitarrenspuren von da und etliches an Studionachbearbeitung konnte schnell in einem Stück zusammenkommen.
Ganz nebenbei entdeckt man dabei in dem amerikanischen Exzentriker einen fast schon manischen technischen Innovator. Neue Technik wurde oft als Prototyp angeschafft, einfach um zu sehen, was mit ihr zur Manipulation und Ausgestaltung der Aufnahmen möglich war. Kein Wunder, dass Zappa einer der ersten Künstler war, dessen Gesamtwerk von Rykodisc auf CD veröffentlicht wurde.
Mit seinen Musikern ging Zappa oft ähnlich sensibel um, wie mit den Aufnahmen. Wer das Ergebnis brachte, das der Maestro brauchte, der blieb dabei, wer nicht, der nicht. Punkt. Bei Zappa war der Musiker als Werkzeug zur möglichst perfekten Ausführung des von ihm Kreierten gefragt, nicht als Künstler, der eigene Identität und eigenen Ausdruck entwickelt.
Die oben genannten politischen Aktivitäten Zappas werden gegen Ende des Buches eher kurz gestreift, als wirklich behandelt. Aus dem Duktus des Buches wirken sie eher überraschend. Zwar erscheint Zappa durchweg als ewiger Nörgler und Grantler, der von der Arbeit der politischen Kaste rein gar nichts hält. Seine „Kritik“ erscheint in der Darstellung von Slaven allerdings sehr platt. So wie sie in Electric Don Quixote zitiert wird, bewegt sie sich in der Form allgemeiner Verunglimpfung fast ausschließlich auf Stammtisch-Niveau. Dass sich dahinter jemand verbirgt, der von visionären Politikern, wie Vaclav Havel, ernst genommen wurde, wird dabei jedenfalls nicht plausibel.
Wer sich intensivst mit der Musik Zappas beschäftigen will, kommt an Electric Don Quixote nicht vorbei. Die ultimative Geschichte Zappas ist das jedoch nicht.
Zurück zur Artikelübersicht |