Gleich mit dem zweiten Versuch wagen sich die Eagles an ein Konzeptalbum. Desperado beschäftigt sich mit dem Treiben der Doolin' Dalton Gang um 1890 herum. Und es passiert das, worunter meiner Ansicht nach viele Konzeptalben leiden - vor allem wenn das Ende tragisch ist. Das Album stirbt mit der Geschichte. So schlimm ist es hier nun nicht. Aber das, was wohl einmal die zweite Seite des Albums war, fällt gegenüber der ersten Runde doch deutlich ab. Insgesamt verlieren die Eagles im Gesamteindruck - Auch das könnte etwas mit der „schweren“ Thematik zu tun haben. - viel von ihrer Leichtigkeit.
Nach einer 08/15 Westcoast-Einleitung setzt die Band einen ersten Höhepunkt. “Twenty-One” ist eine reinrassige Country-Nummer, bei der das Banjo im Vordergrund steht. Flott und voller Lebensfreude. “Out of Control” werkelt auf einer ganz anderen Baustelle. Die Jungs vom Lande scheinen ins harte Leben der Großstadt verwickelt worden zu sein. Superber Hardrock mit viel Rock’n’Roll-Flair. Ein paar Jahre später sind Boston mit “Smokin’“ ähnlich abgegangen. Aber der Ausflug in die Stadt bleibt ein solcher. “Tequila Sunrise“, einer der beiden großen Klassiker des Albums ist eine Country Ballade mit Westcoast Appeal. Und dann kommt der Song, wegen dem alleine dieses Albums ins Regal gehört. Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich "Desperado" bislang als Eagles-Original gar nicht kannte - und daher beim Hören immer wieder Udo Lindenbergs gelungene deutsche Version im Ohr hatte. Wer diese übergroße, dramatische Ballade einmal gehört hat, weiß warum Lindenberg sie für den zweiten Teil seiner Rock Revue, seinem Tribut an die amerikanische Rockmusik, mit ausgewählt hat.
Und dann fängt es wirklich an zu schwächeln. Okay, das Banjo-Instrumental ”Doolin-Dalton (Instrumental)” ist ganz nett, die Buzuki in der “Saturday Night“ lässt noch einmal aufhorchen und der ziemlich müde “Outlaw Man“ dreht zum Ende hin doch noch etwas auf. Aber das genügt nicht, um diese zweite LP-Seite aus der Belanglosigkeit zu retten
Aufgrund der ersten Seite sicher ein großes Album. Aber ich glaube in Vinyl-Zeiten hätte ich die Flip-Side sehr geschont.
Da die Informationen auf der Vinyl Replica ähnlich ausführlich“ sind, wie beim Debüt, bleibt die Besetzungsliste eher eine begründete Vermutung, als eine harte Information.