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Ort: 15.05.2006
Interview: Telefon
Stil: Alternative Rock
Das ist doch einmal Material für diejenigen, welche mit dem letzten Album des Black Rebel Motorcycle Club nicht viel anfangen können. Dabei wurde der Grundstein für die musikalische Wesensfindung von Emil Nikolaisen wirklich durch „Heroin“ von Velvet Underground gelegt, womit wir in etwa wissen, wohin er und seine Serena-Maneesh im Endeffekt wollen. Vordergründige Gitarren, leicht schräge, weil irgendwie durch den Wind gedrehte Gesänge und Garage-Psychotische Atmosphären, die schon ganz viel mit Velvet Underground, etwas mit Jesus & Mary Chain und dem Black Rebel Motorcycle Club und ein wenig mit (den frühen) Pink Floyd zu tun haben, sind so neu nicht, aber immer wieder wirksam und überaus effektiv. Und woher kommt das alles? Wohl wieder einmal aus Norwegen. Womit uns Emil selbst erst einmal erklärt, was genau Sache ist.
MAS:
Emil, wie kommt man als Norweger zu einem solchen Namen?
Emil:
Meine Mutter ist Finnin und mein Vater Norweger. Irgendwie standen meine Eltern beide auf ein Buch von Astrid Lindgren, und zwar „Emil aus Lönneberga“. Und der stellte immer sehr merkwürdige Dinge an. Und nichts lag natürlich näher, als mich dann nach eben diesem Emil zu benennen.
MAS:
Der hieß in Deutschland, weil es hier schon einen jugendlichen Kinderbuch-Rabauken mit Namen Emil gab, aber Michel. Aber Serena-Maneesh selbst hingegen wirkt fast schon wie ein spirituelles Mantra.
Emil:
Ich mag Dinge, die zusammenwirken. Sozusagen eine Art ganz spezielles Teamwork. Serena ist ein spanischer Frauenname, er besitzt in seinem Wortstamm aber noch eine Menge mehr, wie beispielsweise Serenade, Sirene oder auch Serinity (Gelassenheit). Maneesh ist von einem norwegischen Wort abgeleitet, was den Zustand auf der Bühne beschreibt, in dem der Funke überspringt und man wirklich alles geben möchte. Sozusagen eine Art Stage-Power. Und diese Kombination ist es, die erst einmal einen gut klingenden Namen ergibt und dann auch noch eine nicht unbedingt sofort zu erkennende Bedeutung besitzt.
MAS:
Auf der Platte wirkt es, gerade wegen der Schnelligkeit, in der von Song zu Song die Mitmusiker um dich herum rotieren, dass du ganz allein Serena-Maneesh bist?
Emil:
Ja, das mag auf der Platte durchaus den Anschein haben, dass ich die einzige konstante Person bin. Aber ich kann dich beruhigen. Serena-Maneesh ist wirklich eine richtige Band. Und es ist wirklich wichtig für mich, eben das an dieser Stelle klarzustellen. Es ist eben wie mit einer richtigen Familie, in der die Leute auch kommen und gehen und man es schwer hat, einmal alle unter einen Hut zu bekommen. Es ist bei uns wie in den alten Jazzkapellen, wie beispielsweise Sun Ra. Du hast hier eine Art Dirigenten, der es schaffen muss, die verschiedensten Charaktere unter einen Hut zu bringen. Dieser Dirigent bei Serena-Maneesh bin ich. Und gerade durch die Unterschiedlichkeit der hier beteiligten Musiker erreicht man dann auch, dass man sich nie wiederholt oder diverse Sachen gleich klingen.
MAS:
Was ist wichtiger für dich? Die Sechziger mit den frühen Floyd, die Siebziger mit Bands wie MC5 und den Stooges oder die 80er der Jesus & Mary Chain sowie Sonic Youth?
Emil:
Ehrlich gesagt haben es mir die frühen Siebziger über alle Maßen angetan. Das war vielleicht die interessanteste Periode der Rockmusik. Vor allem die deutsche Rockmusik dieser Zeit und Bands wie Neu!, Cluster oder Can haben mein musikalisches Verständnis geprägt. Aber auch die frühe Inkarnationen des Underground wie die Stooges waren an meiner Entwicklung mehr als maßgeblich beteiligt. Und genau wie hier gibt es bei Serena-Maneesh dann das Underground-Ding, das psychedelische Ding, das sinfonische und das Rock’n Roll Ding. Eigentlich gibt es zu viel, um alles für mich Wichtige an dieser Stelle anzuführen. Aber das alles bricht ja nicht mit einmal auf einen herein, es ist eine stetige Entwicklung, die manchmal erst nach einer langen Zeit zu dem führt, was wichtig ist.
MAS:
Auf einer US-Media Webpage habt ihr gar eine Band wie Franz Ferdinand geschlagen. Seid ihr bereit für den ganz großen Erfolg?
Emil:
Eigentlich kann man uns überhaupt nicht mit einer Band wie Franz Ferdinand vergleichen, weil wir eigentlich einfach unser Ding machen, wohingegen bei dieser Band doch ein gewisser durch einen Hype begünstigter Trend auszumachen ist. Aber, wenn es Spaß macht... Ich finde die ganze Sache über alle Maßen langweilig, obwohl wir auch schon einmal mit einer Band wie Art Brut zusammen gespielt haben und die Typen eigentlich recht lustig fanden.
MAS:
Wieder einmal eine interessante Band aus Norwegen. Das wird wirklich langsam unheimlich!
Emil:
Vielleicht liegt das wirklich daran, dass hier jeder das macht, was er mag. Hier versucht wirklich jeder das zu realisieren, was kein anderer macht. Vielleicht deswegen gibt es gerade in Norwegen so eine vielschichtige musikalische Kultur. Man muss eigentlich nur auf seine innere Stimme hören, um das richtige zu machen.
MAS:
Was liegt sonst noch an?
Emil:
Die Platte wird zwar gerade erst veröffentlicht, aber ich platze schon wieder vor Ideen und Kreativität. Ich weiß jetzt, wie man alles noch besser machen und in Sachen Trance und Psychedelic noch einen draufsetzen kann. Man kann somit gespannt sein, auf die Dinge, die dann noch kommen werden.
MAS:
Rock’n Roll oder Space? Was liegt dir mehr am Herzen?
Emil:
Es ist Rock’n Roll. Aber auch Space. Ich denke, die Leute sollen sich das für sie wichtige selber aus unserer Musik heraus selektieren. Nennen wir das, was wir machen, doch einfach Astronaut-Rock.
Carsten Agthe
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