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Titel: Meine letzten 48 Stunden mit den Böhsen Onkelz
Verlag: IP-Verlag Jeske/ Mader, Berlin, 2006
ISBN: 3-931624-36-6
Preis: € 19,90
96 Seiten
Internet:
http://www.gonzomusic.com
http://www.RLCompany.de
Meine letzten 48 Stunden mit den Böhsen Onkelz. Der Titel von Gonzos Hochglanz-Buch steht gleichermaßen für Zweierlei. Vordergründig für die 48 Stunden am 17. und 18. Juni letzten Jahres, in denen sich die Onkelz mit einem zweitägigen Festival aus dem aktiven Dienst verabschiedet haben. Zum anderen natürlich für das Ende einer deutschen Musik-Legende. Für Gonzo selber bedeuten diese Stunden den Abschied von seinem bisherigen Leben. So etwas geht natürlich nicht ohne Emotionen vor sich.
Und so betrachtet das Buch gleichermaßen die Vorbereitung und den Ablauf des Festivals und die Gefühle, die Gonzo dabei bewegt haben.
Der Festivalbericht ist nicht zuletzt eine Aneinanderreihung von Zahlen und Superlativen - Techniker, Equipment, Zuschauer, Tracklist. Immerhin wird von einem der aufwendigsten Konzerte der letzten Jahre in Deutschland berichtet. Dass so etwas unter der Regie und Kontrolle einer einzelnen Band geschehen ist, dürfte ziemlich einzigartig sein. Nur im Blick auf das liebe Geld, auf Kosten und Gewinne, hält der Böhse Onkel sich auffällig zurück. Davon spricht ein Onkel nicht.
Gonzos Gefühle pendeln zwischen Stolz, Wehmut und Tatendrang. Denn neben der Vergangenheit spielt auch die Zukunft eine Rolle. Die erste CD von Gonzo post Onkelz - Daran lässt das Buch kaum einen Zweifel. - wird nicht lange auf sich warten lassen. Und dieses Album ist Gonzo - Auch das wird deutlich. - im Moment wesentlich wichtiger, als die Vergangenheit.
Meine letzten 48 Stunden mit den Böhsen Onkelz ist kein textlastiges Werk. Fotos und Design des sehr ästhetisch aufgemachten Buches sind mindestens ebenso wichtig. Oft stehen nur wenige Zeilen Text auf einer aufwendig gestalteten Doppelseite.
Wer aber auf bunte Bilder vom Geschehen rund um das Festival hofft, der sei gewarnt. Ralph Larmann ist mehr Fotokünstler, als Fotograf. Seine Bilder kommen mit wenigen Ausnahmen (einige Stage-Pics und Fotos von Gonzo im Luxus-Hotel) stark bearbeitet. Sie sind künstlich verzerrt, gegeneinander montiert oder auf stilisierende Silhouetten reduziert. Oft bilden sie eher einen zwei-farbigen Hintergrund für den Text. Manchmal sind die abgebildeten Motive kaum noch als Bild zu erkennen.
Aber darstellen kann man das, was auf dem Laussitzring abgegangen ist, wohl sowieso nicht. Und Bilder und Text gemeinsam regen die Fantasie so an, dass man den lebendigen Eindruck einer rauschenden und mehr als beeindruckenden Abschiedsvorstellung gewinnt.
Die Onkelz - mögen sie in Frieden ruhen. Mit ihrem Abschiedsfestival haben sie nicht nur ein kulturelles Highlight geliefert, sondern auch einen Abgang inszeniert, der ihr Denkmal in der Erinnerung der Fans zementiert. Sie werden auch in Zukunft gehasst, verdammt und vergöttert werden. Hätten sie weiter gemacht, hätte es wohl nicht mehr lange gedauert und sie wären zu einer weiteren alternden Rockband geworden. Auch das spricht für den Instinkt für die richtige Inszenierung, den die Onkelz immer bewiesen haben und in dem ein Teils des Geheimnises ihres Erfolgs bestanden haben dürfte.
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