Artikel
Info
Titel: Hey Ho Let’s go – Die Story der Ramones
Verlag: Bosworth, Berlin, 2005
ISBN: 3-86543-039-2
Preis: € 15,95 (Amazon)
417 Seiten
Was erwartet man von einer durchschnittlichen Band-Biographie? Eine intensive Recherche über die Ursprünge, die Herkunft und die Wurzeln der Band, eine minutiöse Darstellung ihrer Entwicklung zu einem Act, der es verdient hat, dass ihm ein Buch gewidmet wird und einem kurzen Nachklang, der das beschreibt, was danach geschah. Aber wie heißt es so schön bei den Ramones “I don’t care about this world.“ Und getreu dieses Mottos verfährt auch ihr Biograph Everett True. Auf die Erwartung der Welt wird fröhlich geschissen und jeder Phase der Bandgeschichte wird dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt.
Für wen die Geschichte der Ramones mit den legendären ersten vier Alben und der sie dokumentierende Live-Scheibe It's alive im Wesentlichen beendet ist, für den wird Hey Ho Let’s go ab etwa Seite 158 zur Tortur werden.
Und auch für andere Leser wird sich ein Stück weit Langeweile einschleichen und die weitere Lektüre kein reines Vergnügen sein. Hey Ho Let’s go verlangt tatsächlich etwas Standvermögen. Denn die Heldengeschichte ist spätestens mit It’s alive geschrieben. Die wichtigsten Fakten liegen auf dem Tisch, z.B. dass die Ramones die eigentlichen Erfinder des Punk sind und mit den angeblichen Erfindern, den Sex Pistols, wenig zu tun hatten und wenig anfangen konnten. Wir wissen, dass Blondie (die Band - nicht nur die Sängerin, die heißt Debbie) zu den engsten Weggefährten gehören. Wir haben mit Überraschung zur Kenntnis genommen, dass die Ramones eher als Pop- denn als Punk-Band zu sehen ist und die Bay City Rollers(!) ein wichtigster Einfluß waren. Und wir konnten Johnny Ramone als Menschen erleben, für den Punk-Musiker keine Lebenseinstellung war, sondern ein Job, wie Zahntechniker, den er am liebsten gemeinsam mit der Gitarre an der Bühnentür abgegeben hätte.
Nachdem alles das gesagt ist, erzählt True die Geschichte weiter. Noch ein Studienaufenthalt und noch ein Album; noch eine Tour und noch x Auftritte - und immer wieder die Hoffnung auf den doch noch großen Hit, der so bestimmend und so fern ist, wie der Jüngste Tag.
Aber gerade durch sein Weitermachen, bei dem True weder seine Enttäuschungen verschweigt, noch seine Begeisterung verliert, liefert der Biograph eine sehr authentische Darstellung des Phänomens Ramones und zeigt eine Band, die einzigartig ist ohne ein Super-Album, eine Super-Single oder einen Super-Virtuosen zu haben. Die Ramones sind Punk geblieben, die Jungs von nebenan. Sie haben nie abgehoben. Sie sind nie aufgestiegen. Und sie waren doch die Größten.
Das soll erst mal jemand nach machen.
True (Welch passender Name!) hat dazu das Denkmal geliefert, ohne aus den Dargestellten etwas zu machen, was sie nie gewesen sind.
Das soll ihm erst mal jemand nach machen.
Zurück zur Artikelübersicht |