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Am 7. März 1902 wurde Heinz Rühmann in Essen geboren. In den 30er Jahren wurde er zu einem der beliebtesten Schauspieler Deutschlands. Er hat in über 100 Filmen Hauptrollen gespielt. Auch als Regisseur und Produzent war er aktiv. Im Jahr nach seinem Tod am 3. Oktober 1994 wurde er mit einer Goldenen Kamera als „Größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts“ geehrt.
Bekannt ist er vor allem für seine Rollen in komödiantischen Filmen, in denen er in der Regel einen Mann aus kleinen Familienverhältnissen spielt, der den Großen oft mit verschmitzter Naivität eine Nase dreht. In diesen Kontext passen auch die fröhlichen Lieder, die 1992 unter dem Titel Die Rühmann Revue von einer ganzen Riege deutscher Künstler neu aufgenommen wurden.
Später konnte er sich aber auch ernsteren Themen widmen. So ist z.B. Der Hauptmann von Köpenick (1956) zwar durchaus eine Komödie, setzt sich aber auch mit dem schweren Schicksal von Ex-Häftlingen auseinander. Einer seiner letzten Filme „Ein Zug nach Manhattan“ (1981) ist eine beeindruckende Auseinandersetzung mit dem Thema Glaube und Zweifel. Rühmann spielt in ihm einen jüdischen Kantor, der seinen Glauben verliert.
Rühmanns schauspielerische Fähigkeiten sind unbestritten. Der Wert seiner Filme wird gelegentlich etwas geringschätzig als leichte und eher substanzlose Unterhaltung eingeschätzt. Besonders umstritten ist seine Rolle in der NS-Zeit, in der er einer der höchstbezahlten Schauspieler Deutschlands war. Vorgeworfen werden Rühmann, der in guten Kontakt mit Goebbels und auch mit Göring stand, zum einen, dass er sich von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim scheiden ließ, um seine Karriere fortsetzen zu können. Zum anderen sieht man ihn als Teil von Goebbels Propagandamaschine, die mit leichten fröhlichen Filmen von dem ablenken wollte, was im Lande geschah.
Letzteres ist kaum zu bestreiten, wie man es bewerten soll, sei dahingestellt. Letztlich tat Rühmann es wohl nicht, weil Goebbels das von ihm forderte, sondern er drehte einfach weiter die Art von Filmen, die er auch schon zuvor gemacht hatte.
Die Kulturszene Deutschlands hat ihm seine fehlende Distanzierung vom NS-Staat jedenfalls offenbar verziehen. Denn die, die ihm 1992 ihren Tribut erwiesen, gehören ganz gewiss nicht zu den unkritischen Geistern. Und man kann Künstlern wie Wolfgang Niedecken, Heinz Rudolf Kunze, Udo Lindenberg oder Jürgen Zeltinger alles mögliche, aber sicher keine Rechtslastigkeit nachsagen.
Die Trennung von Maria Bernheim muss man dagegen differenziert sehen. Er hat sie dadurch nicht einfach im Stich gelassen, sondern ihr durch die Scheidung möglicherweise sogar das Leben gerettet. Zum Zeitpunkt der Scheidung (1938) war Bernheim als eine mit einem noch dazu sehr prominenten Arier verheiratete Jüdin recht gut geschützt. Das sollte sich in den folgenden Jahren aber immer stärker ändern. Durch die Scheidung gab Rühmann ihr die Möglichkeit den schwedischen Schauspieler Rolf von Nauckhoff zu heiraten. Dadurch konnte sie als die Situation auch für mit Ausländern verheiratet Juden und Jüdinnen immer gefährlicher wurde 1943 nach Stockholm emigrieren. Rühmann, der ein Devisenausfuhrgenehmigung erhalten hatte, hat das materiell schlecht gestellte Paar sowohl vor wie nach der Ausreise finanziell unterstützt.
Das Verhältnis von Rühmann und Maria Bernheim war darüber hinaus wohl bereits vor der Scheidung erkaltet. Jedenfalls sagt man ihm ein längeres Verhältnis zu einer Filmpartnerin nach. Ganz schlecht kann das Verhältnis der beiden Ex-Eheleute zueinander aber auch nach der Scheidung nicht gewesen sein. Bernheim war 1939 Gast bei Rühmanns zweiter Heirat mit Herta Feiler, auch sie übrigens in der Sprache der Nürnberger Rassegesetze „Vierteljüdin“. Aber sie stand 1944 auf der Liste der Gottbegnadeten, auf der das NS-Propagandaministerium über 1.000 Künstler aufführte, die als für das Regime besonders wichtig und daher schützenswert galten.
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