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Titel: Our Darkness. Gruftis und Waver in der DDR
Verlag: Ventil
ISBN: 978-3-95575-167-8
Preis: € 30
232 Seiten
Die Staatsführung der DDR hat versucht ihre Jugend vor der „westlichen Müllkultur“ (Udo Lindenberg) zu „schützen“. Das hat natürlich nicht funktioniert. Sascha Lange und Dennis Burmeister beschreiben ausführlich, wie melancholische, depressive und düstere Bands in der DDR, in der der Fortschritt Staatsraison war, Raum gewinnen konnten.
Die beiden Autoren bemühen sich dabei, die dunkle Szene in die verschiedenen Subkulturen, die es auch in der DDR gab, einzuordnen und sie gleichzeitig von ihnen abzugrenzen. Da gab es Punks, Metal-Fans und rechte Skinheads. Von den Bluesern, die für viele ältere „Ossis“ die eigentliche DDR-Musik-Szene waren, sprechen die beiden überhaupt nicht mehr. Das ist wohl eine Frage der Generationszugehörigkeit.
Dafür wird viel von den Radiosendern und -Programmen gesprochen, die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Spielraum gewannen, unangepasste Bands nicht nur zu spielen, sondern ihnen in ihren Studios die Möglichkeit zu geben ihre Musik überhaupt erst einmal aufzunehmen, was Amiga, das staatliche – und einzige – Label, das in der DDR Rock- und Pop-Musik veröffentlichte, erst in den letzzten Monaten der DDR und sehr zögerlich zugelassen hat.
Im Detail wird beschrieben, wie sich die Fans der dunklen Musik ihre Ausstattung im Do-it-yourself-Verfahren beschafften. Während im Westen Punk, Gothic, Metal und anderes mehr schnell in den Regalen der Kaufhäuser landete, um das Geld der Jugendlichen in den eigenen Taschen zu versenken, mussten die Ost-Jugendlichen kreativ und findig das, was eben angeboten wurde, so verwandeln, dass es sie zu Grufties oder Wavern machte.
Lange und Burmeister gelingt mit Our Darkness ein spannender Blick auf ein Stück deutscher Kulturgeschichte, das der „Wessi“ noch weniger auf dem Schirm hat als der „Otto-Normal-Ossi“.
Interessant für mich (Wessi) war die völlig andere Zuordnung einiger Bands. Die wichtigsten Bands der dunklen Szene sind in Our Darkness Depeche Mode, The Cure, Die Ärzte und Anne Clark. Nach meinem Erleben im Westen hätte ich lediglich The Cure, und die auch vor allem in ihren frühen Jahren, bei den Dunklen eingeordnet.
Depeche Mode waren für mich Popper, die man eher in einer neonfarbenen Linie mit Human League, Duran Duran, Spandau Ballett oder Visage sah. Die Ärzte waren (vor der Reunion) debiler Deutsch-Punk und Anne Clark völlig irrelevant. Zur dunklen Szene gehörten Goethes Erben, die Sisters of Mercy, Joy Division oder Dead can Dance.
Gerade deshalb ist Our Darkness ein eminent wichtiger Beitrag zur deutsch-deutschen Kulturgeschichte.
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