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Lieblingslieder 36: Anonymus / August von Haxthausen - “Maria durch ein Dornwald ging“

Alle Jahre, nein alle zwei Jahre wieder beglückt uns Ingo mit seiner Interpretation eines Weihnachtslieds, seit er im Dezember 2020 mit dieser Kolumne begonnen hat. Und seitdem hat er einen spannenden Wechsel zwischen Punk und Besinnlichkeit gewählt.
Im Dezember 2020 ging es los mit Blink-182. 2021 folgte „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius. Im letzten Jahr waren es dann die Ramones. Und nun „Maria durch ein Dornwald ging“.
Mal sehen, was es im Dezember 2024 auf die Ohren gibt – die Sex Pistols?, The Clash?, Bad Religion? – oder ist der bisherige Wechsel gar nicht Programm? Ihr seht: Es bleibt spannend im Hause MAS.


Als ich mit meiner Kolumne Lieblingslieder begonnen hatte, war mir nicht wirklich klar, wie viele Lieder sich nach und nach ansammeln würden. Dass ich mit der neuen Ausgabe bereits in das vierte Jahr gehen würde, hätte ich sicherlich nicht gedacht. Und weil das Kirchenjahr zu Ende geht und mit der Adventszeit neu beginnt, habe ich mir wieder ein Lied für die Adventszeit ausgesucht. Erwähnt hatte ich es schon, als ich „Es ist ein Ros entsprungen" vorgestellt habe. Es handelt sich um “Maria durch ein Dornwald ging“, von einem anonymen Meister, welches in einem Liederbuch von August von Haxthausen 1850 erstmals erschien.

August von Haxthausen ist allerdings nicht der Autor des Liedes, sondern hat es in seinem Buch „Geistliche Volkslieder mit ihren ursprünglichen Weisen gesammelt aus mündlicher Tradition und seltenen Gesangbüchern“ veröffentlicht. Wer der Autor und Komponist ist, bleibt dabei unklar. Oft wird vermutet, dass das Lied deutlich älter sein könnte, denn es erinnert an die sogenannten ‚Leisen‘ des 16. Jahrhunderts, welche mit einem Kyrie eleison enden. Doch das ist ungewiss. Vielleicht wurden auch mehrere Lieder oder Texte zusammengefügt. Bei August von Haxthausen sind insgesamt sieben Strophen abgedruckt, wobei nur die ersten drei Strophen eine wirkliche Einheit bilden.

Wirklich bekannt wurde das Lied dann erst im 20. Jahrhundert, vor allem durch die sogenannte ‚Wandervögel‘-Bewegung und durch Liederbücher wie der ‚Zupfgeigenhansel‘. Durch die Verkürzung auf drei Strophen kann man den Text – ursprünglich als Wallfahrtslied gedacht - dann als Adventslied deuten, welches sich auf das Lukasevangelium (Lk 1, 38-56) und den Besuch der schwangeren Maria bei Elisabeth bezieht. Ausgeschmückt wird der Text dann mit den Dornenbüschen, die sieben Jahre lang kein Laub trugen und nach der Wanderung Mariens, wieder erblühten.

Die Musik ist in einem ruhigen, eher melancholischen Duktus ausgeführt. Harmonisch ist es in Moll gesetzt (ich spiele es in E-Moll), wodurch ein etwas mystischer Grundklang entsteht und die Melodie perfekt mit dem Text harmoniert.



“Maria durch ein Dornwald ging“ ist nach „Es ist ein Ros entsprungen" das Adventslied, welches ich am häufigsten und liebsten spiele und singe. Schon seit meiner Kindheit begleiten mich diese Lieder und sind für mich wichtige Ankerpunkte in der Adventszeit, daher auch eines meiner Lieblingslieder!

Ingo Andruschkewitsch


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