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Gut, kein geistreicher Einstieg, aber dafür ist in diesem Fall auch nicht der Verfasser verantwortlich, sondern der Künstler. Wieso man das in diesem Fall hervorheben muss? Weil zum einem Tiefe, Scharfsinn und das Spiel mit Worten nicht bei allen Musikern zu den Paradedisziplinen gehört und weil Oliver Marc Schulz, so mit bürgerlichen Namen, eben dieses Spiel gekonnt beherrscht.
Die neue Platte Das beige Album bestätigt das Debüt Brichst du mir das Herz, dann brech’ ich dir die Beine! (siehe Review-Archiv) eindrucksvoll und beweist, dass Tiefgang ein Augenzwinkern nicht ausschließt. Im Gegenteil. Ein Beispiel: "Und ich weiß nicht mehr, ob wir jemals glücklich waren, alles scheint so fern und fremd. Doch heut Nacht schmeiß ich Dich raus aus meinem Kopf, Goodbye my spooky Girlfriend." ("Spooky Girlfriend").
Aber eigentlich, ob mit oder ohne Augenzwinkern, ist man einfach überrascht von so einfachen Zeilen, wie: "Das war ja wirklich ein gelungener Abend bei Deinen Freunden, wir waren richtig gut. Wir waren so wie wir sein sollten, witzig und klug." ("Schon lange was defekt") die einem bekannt vorkommen, weil sie Gefühltes widerspiegeln.
Das zieht sich durch das ganze Album und somit darf an dieser Stelle nicht der Hinweis auf die Entstehungsgeschichte in verkürzter Fassung vergessen werden. Mann textet und singt Lieder für sich und Freunde, einer der Freunde ist Sänger und Mitbegründer eines Plattenlabels namens Grand Hotel van Cleef und schon ist die erste CD im Kasten. So oder so ähnlich soll es gewesen sein, doch hat man die Wiedergabetaste gedrückt, gerät auch dies in den Hintergrund. Denn aufmerksam zuhören muss man schon, sonst entgehen einem leicht Sätze wie "Doch alle deine Fehler hatten einen Sinn. Du solltest sie erst machen, um sie später zu verstehen".
Man kann es streckenweise auch trivial nennen, oder Naivität in Zeiten von harten, allgemeinen Wahrheiten. Doch hört man zu und lässt sich auf diese Platte ein bekommt man mehr als ein paar Weisheiten aus der Konserve. Etwas, wofür man dankbar sein sollte, wenn man eine Platte gekauft hat: Das Gefühl von Verbundenheit. Musikalisch wird Olli unterstützt vom Hund Marie alias Max Schröder. Gitarren dominieren das Geschehen, doch auch eine Querflöte ist zu hören. Entspannt also, ja ruhig geht es zu.
"Das was ihr die Hölle nennt, nenn ich mein Zuhause", ist so ein Satz, den wohl jeder schon mal im Kopf hatte. Aber bestimmt nicht so gemeint hat wie Olli Schulz in dem Lied "Keine Zeit zu Bluten". Das macht das Anhören noch spannender.
Die Platte ist schon erschienen, das Duo befindet sich seit dieser Woche auf Tour. Wer sich also selbst ein Bild machen will und auf CD-Kaufempfehlungen eines selbsternannten Schreiberlings gut verzichten kann, der ist jetzt gefragt. In 17 Städten, u.a. auch in Österreich und in der Schweiz mit jeweils einem Gig, touren die zwei Musiker für insgesamt acht Wochen quer durchs Land...
Alexander Kitterer
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