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Seit über zwölf Jahren schreibe ich diese Kolumne und jeden Monat blicke ich dabei 25 Jahre zurück. Da ist viel Biographisches angefallen – Zäsuren, Brüche, Erfolge, Abbrüche und Neuanfänge. Im vergangenen Monat habe ich von einem mir sehr wichtigen Neustart berichtet: dem ersten Gottesdienst, den ich in der St. Nikolai Kirche gehalten habe. So wichtig mir diese Arbeit bis heute ist, so hat sie mein Leben doch nur am Rande geprägt.
Bedeutend wichtiger wurde ein Neuanfang im November 1998, dem Monat, in dem ich Sarah Brendels Debüt-EP Higher Hopes erhalten habe. Er hängt eng mit dem Nikolai-Neuanfang zusammen und wäre ohne ihn kaum geschehen. Manchmal sind es Zufälle, die im Leben wichtige Weichen stellen.
Wegen der Übernahme des Predigtauftrags musste ich ein Gespräch mit dem Superintendenten des Kirchenkreises Spandau führen, bzw. mit dem Kollegialen, der für St. Nikolai zuständig war, denn Spandau wurde im guten 68er Geist nicht von einer geistlichen Autorität geleitet, sondern von einem Kollegium, das aus Geistlichen und Laien bestand. Aber das Thema würde diese Kolumne sprengen.
In besagtem Gespräch jedenfalls berichtete ich dem Kollegialen von meiner derzeitigen Situation als Religionslehrer mit einer 50%-Anstellung zu Ost-Gehalt, die mich dauerhaft nicht tragen könne. Jener Kollegiale war kurz darauf im Gespräch mit der Beauftragten für den Religionsunterricht im Kirchenkreis Spandau. Die hatte auch ein Problem. Eine Religionslehrerin an einer besonders wichtigen Schule war dauerhaft erkrankt und musste ersetzt werden.
In der Berlin-Brandenburger Landeskirche bestand zu diesem Zeitpunkt aber ein vollständiger Einstellungsstop; einzige Ausnahme: der Aufbau des Religionsunterrichts in Brandenburg. Die Neueinstellung eines Religionslehrers im Berliner Kirchenkreis Spandau war daher nicht möglich. Die Beauftragte sah sich so in der Zwangslage eine Religionslehrkraft aus einer anderen Schule abzuziehen, um den Religionsunterricht an der wichtigen Wolfgang-Borchert-Oberschule aufrecht zu erhalten.
In dieser Situation wurde ich zum Joker. Ich wurde in Potsdam, also in Brandenburg, auf eine ganze Stelle befördert. Das war möglich. Und dann wurde ich zu 50% an die ARU (Arbeitsstelle für den evangelischen Religionsunterricht) Spandau ausgeliehen. So begann vor 25 Jahren im November 1998 meine Tätigkeit an der Wolfgang-Oberschule, die erst mit und nach den Corona-Jahren endete.
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