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Wenn ich in meinem 1998er Terminkalender in den Oktober schaue, ist da auf den ersten Blick wenig Spektakuläres zu sehen. Der 25. 10., ein Sonntag, ist eingekreist. Daneben stehen die Buchstaben „GoDi“. Unspektakulär: Denn das hieß nichts anderes, als dass ich an diesem Sonntag einen Gottesdienst übernommen habe. Und das war nun schon jahrelange Routine. Während des Vikariates habe ich natürlich regelmäßig Gottesdienste gehalten. Und nach dem Vikariat hatte ich einen ehrenamtlichen Predigtauftrag in der Johann Sebastian Bach-Gemeinde in Lichterfelde übernommen. Darüber ist schon berichtet worden.
Und dennoch: Es ist auch bereits davon berichtet worden, dass wir Anfang 1997 nach Spandau gezogen sind. In Deutschland existiert in der Kirche das so genannte „parochiale System“, d.h. jede Straße, jedes Haus ist einer bestimmten Gemeinde zugeordnet. Wenn man umzieht, wechselt man automatisch die Gemeinde. So wurden wir Mitglieder der Wichern Gemeinde, einer Gemeinde, die perfekt zu mir, bzw. zu meiner Vergangenheit passte. Der damalige Pfarrer, Claas Ehrhardt, war besonders im Bereich der Jugendarbeit stark, so dass die Arbeit der Wichern Gemeinde große Ähnlichkeiten mit der Matthäus-Gemeinde in Hannover hatte, in der ich vor dem Studium aktiv war und die mich überhaupt erst zu dem Studium motiviert hatte.
Aber ich war nicht mehr 17, sondern Mitte 30, und die Gottesdienste in Wichern nährten mich nicht wirklich. Wir besuchten die Gottesdienste in verschiedenen Spandauer Kirchen und waren relativ schnell sicher: Die St. Nikolai-Kirche sollte unser neues gemeindliches Zuhause werden. Es war zum einen der Raum der über 600 Jahre alten gotischen Hallenkirche, der uns ansprach, aber auch die donnernden Predigten des „Spandauer Luthers“ Winfried Augustat, obwohl politisch Welten zwischen ihm und uns lagen.
Und so saßen wir irgendwann ein Jahr nach unserm Umzug nach Spandau in seinem Amtszimmer, um nicht nur über unseren Wechsel in die St. Nikolai Gemeinde zu sprechen. Denn nach einem Wechsel auf der Pfarrstelle der Johann Sebastian Bach-Gemeinde funktioniert es mit dem ehrenamtlichen Predigtauftrag in Lichterfelde nicht mehr und ich wollte ihn nun an meiner neuen Gemeinde versehen. Winfried Augustat stimmte mit einer kleinen Einschränkung zu.
Abnehmende Gemeindegliederzahlen und Finanzen führten immer häufiger zu Gemeindefusionen. So geschah es auch der St. Nikolai Gemeinde. Zwei Gemeinden, die sich in den Jahren des Wirtschaftswunders von St. Nikolai abgespalten hatten, waren allein nicht mehr lebensfähig und waren sozusagen in den Schoß von St. Nikolai zurückgekehrt. Augustat wollte mir den Dienst an St. Nikolai nicht verwehren, aber er wies daraufhin, dass der Bedarf an den beiden wieder inkorporierten Gemeinde eigentlich größer sei. Drei Predigtstätten wollte ich mir im Ehrenamt nicht zumuten. So übernahm ich in nun im Wechsel Gottesdienste in St. Nikolai und in der Ladenkirche. Ich denke, ich werde in einer der folgenden Kolumnen mehr zum Konzept der Ladenkirche sagen.
Aber zurück zum Anfang der Kolumne. Der Kreis um den 25.10. markiert meinen ersten Gottesdienst in St. Nikolai. Mit anderen Worten. Ich feiere in diesem Monat mein silbernes Jubiläum als Prediger an St. Nikolai. Und da der 25.10.1998 der 20. Sonntag nach Trinitatis war, habe ich darauf bestanden, dass ich auch am 20. Sonntag nach Trinitatis 2023 auf der Kanzel von St. Nikolai stehen werde. Das ist in diesem Jahr der 22. Oktober.
In den frühen Tagen des Oktobers hatte ich mir das Album A deeper Kind of Slumber von Tiamat zugelegt, sicher kein im kirchlichen Sinne frommes Album, immerhin stammt der Bandname von einer babylonischen Göttin, aber ein Album, das in seiner Spiritualität gut in diese Kolumne passt.
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