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Zeit: 16.06.2023
Ort: Augsburg - Spectrum
Das Interesse an den Hooters ist nach wie vor ungebrochen. In Augsburg war das Konzert am 16.6.23 so schnell ausverkauft, dass gleich für den 15.6.23 ein Zusatzkonzert veranschlagt wurde. Das scheint die Band so beflügelt zu haben, dass sie erstmals seit 2010 mit Rocking & Swing wieder ein Studioalbum veröffentlicht haben. Darauf befindet sich die neue Single „Why Won’t You Call Me Back“ und etliche Songs, die sie früher bereits live gespielt haben.
Das Spectrum ist knallevoll, als wir dort ankommen. Am Merchandise-Stand gibt es die neue CD sowie alte und neue Tourshirts zu überaus fairen Preisen. Eine Vorband gibt es nicht. Ein Raunen geht durchs Publikum, als die Band die Bühne betritt. Sie beginnen mit der Rolling-Stones-Nummer „Connection“, die komplett ohne Gesang auskommt. Eric Bazilian spielt ein feines Saxofon-Solo dazu und die Truppe groovt sich ein. Soundmäßig ist alles vom Feinsten, man hört jedes Instrument perfekt heraus. Die Hooters wären nicht die Hooters, wenn sie danach nicht wie üblich „I’m Alive“ nachschieben würden.
Sofort wird mitgesungen und gefeiert. „Hanging On A Heartbeat“ und „Day By Day“ halten die Stimmung oben. Das Spectrum entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Partymeile. Bazilian und Hyman sind stolz auf das neue Werk und freuen sich, aktuelle Stücke präsentieren zu können. „Why Won’t You Call Me Back“ und „Pete Rose“ sind heute erstmals live zu hören, beide kommen sehr gut an.
Bazilian macht ein paar Ansagen auf Deutsch. Er freut sich sehr, wieder hier zu sein. Diesmal sind sie rechtzeitig da, letztes Jahr hätten sie dummerweise die Spargelzeit verpasst. Hyman dauert dies zu lange, er fordert gleich danach: „Ok, and now back to the music“. Ein Stück folgt auf das nächste, Pausen gibt es keine. „500 Miles“ gibt Bazilian die Gelegenheit, seine musikalische Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Er glänzt an der Mundharmonika, die er nach allen Regeln der Kunst durchpustet. Das Beatles-Cover „Lucy In The Sky With Diamonds“ lässt Gitarrist Tommy Williams glänzen. Er legt eine eindrucksvolle Gesangsdarbietung hin und rotzt später noch ein unterhaltsames Gitarrensolo raus.
„All You Zombies“ gerät mit seinem hypnotischen Rhythmus und dem unbändigen Groove zu einer Art Stammestanz, der die Menge magisch in Bewegung bringt. Das ist genau das, was mir bei den Hooters so gut gefällt. Sie präsentieren ihre „Gassenhauer“ so, als würden sie diese zum ersten Mal live vor Publikum spielen. So eine Begeisterung und Spielfreude ist nicht selbstverständlich. Das Spectrum tobt und ergibt sich hemmungslos den melodischen Hymnen für die Ewigkeit. „Boys Will Be Boys“ ist für mich die Überraschung des Abends, da es nicht so häufig zum Einsatz kommt. „Karla With a K“, „Twenty-Five Hours A Day“ und das unsterbliche „Satellite“ mit Discokugeleinsatz halten das Energielevel hoch.
Unbeeindruckt von der Hitze haut David Uosikkinen ein wuchtiges Schlagzeugsolo raus, das mit dem Jingle von der Sendung mit der Maus beendet wird. Gelächter im Publikum und Szenenapplaus sind dem unermüdlichen Arbeiter sicher. Zusammen mit Bassist Fran Smith Jr. hält er den Laden optimal zusammen.
Der Sauerstoffgehalt im Spectrum scheint auf einen bedrohlichen Prozentsatz zu schrumpfen, worauf die Hooters jedoch keine Rücksicht nehmen. Sie sind auch heute wieder hochmotiviert und schonen sich zu keiner Sekunde. Auf der Bühne stehen zwar einige Ventilatoren, trotzdem läuft ihnen das Wasser in Strömen runter. „Johnny B.“ lässt das Spectrum kollektiv mitsingen, „Engine 999“ beendet das reguläre Set. Ich lasse mich von der besonderen Stimmung und den Songs einfach treiben und genieße den Abend. „Silver Lining“ bringt das Sextett blitzschnell wieder zurück auf die Bühne, sie lassen sich dazu nicht lange bitten. „Give The Music Back“ sorgt für etwas Gemächlichkeit. Bei einer Akustikversion von „Pissing In The Rhine“ stellt Bazilian noch einmal seinen speziellen Humor unter Beweis. Die Band wird vorgestellt und der laut Hyman eleganteste Musiker auf der Bühne, Gitarrist John Lilley, bekommt seinen verdienten Applaus.
Eine Abrissbirnen-Version von „Major Tom“ lässt das Dach bedrohlich wackeln. Das Lied haben die Amerikaner mittlerweile zu ihrem eigenen Stück umfunktioniert. „One Of Us“ und das treibende „Time After Time“ holen noch einmal alles aus dem wunderbaren Publikum raus. „Goodnight“ von der neuen Scheibe sorgt für einen beschwingten Abschied von der Bühne. „Rocking And Swing“ eben. Nach geschlagenen zweieinhalb Stunden verlassen die Hooters unter ohrenbetäubendem Jubel die Bühne. Überall blickt man in glückliche Gesichter. Ich bin immer wieder erstaunt, wie scheinbar mühelos es der Band gelingt, ihr Publikum unter Strom zu setzen. Später unterhalte ich mich noch mit einem Fan aus dem Allgäu, der meint: „Genau deswegen gehe ich jedes Jahr zu den Hooters. Besser geht’s nicht!“.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Setlist:
Connection
I'm Alive
Hanging on a Heartbeat
Day by Day
Why Won't You Call Me Back
Pete Rose
South Ferry Road
500 Miles
Lucy in the Sky With Diamonds
All You Zombies
Boys Will Be Boys
Karla With a K
Twenty-Five Hours a Day
Drum Solo
Satellite
Johnny B
And We Danced
Engine 999
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Silver Lining
Guitar Solo Tommy Williams
Give the Music Back
Pissing In The Rhine
Major Tom (Völlig losgelöst)
One of Us
Time After Time
Good Night
Stefan Graßl
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