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Wenn man sich Jahrzehnte lang CDs zulegt, dann bleibt der eine oder andere Griff ins Klo nicht aus. Im Juni 1998 habe ich einen solchen getan. Für die Kolumne habe ich eben diesen Griff ins Klo ausgewählt; zum einen, weil er stilistisch in meiner CD-Liste ziemlich solitär dasteht; zum anderen, weil er paradigmatisch für meine Bemühungen steht, musikalisch immer wieder Grenzen zu überschreiten.
Als ich Burning the Temple of God am 15. Juni 1998 bei City Music in der Potsdamer Fußgängerzone verhaftete, hatte ich bestenfalls eine vage Vorstellung davon, was mich musikalisch erwarten würde.
Der Name der Band muss mir geläufig gewesen sein. Sie dürfte daher in den Monaten zuvor – Das Album ist bereits 1995 erschienen. – gelegentlich auf den „schwarzen Seiten“ der Rock Hard Erwähnung gefunden haben. Alben, die dort besprochen werden, werden nur in einem sehr begrenzten Interessentenkreis gehört und finden sich daher nur äußerst selten in den Regalen „normaler“ Plattenläden wieder.
Als ich Burning the Temple of God in einem Regal mit Sonderangeboten entdeckt habe, habe ich die seltene Chance genutzt in eine Region des extremeren Metals vorzustoßen, in der ich mich bis dato nur selten aufgehalten hatte. CD-Titel und Cover reizen mich darüber hinaus, da ich mich gerade in den 90ern gerne mit dem auseinandergesetzt habe, was in der satanistischen Szene abging. Während mich Mephiskapheles, die ich ziemlich genau ein Jahr zuvor aus ähnlichen Gründen (ebenfalls in Brandenburg) eingesammelt hatte, musikalisch sehr positiv und vor allem fröhlich überrascht haben, bin ich mit MZ 412 aber wohl wirklich auf der ganz bösen Seite und mitten im Ritual gelandet.
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