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Info
Zeit: 18.05.2023
Ort: Hannover, Pavillon
Fotograf: Norbert von Fransecky
Internet:
http://www.subwaytosally.com
http://www.blitzunion.com
Es war erst das zweite Mal „nach Covid“, dass Norbert einen Abstecher in seine Geburtsstadt machte. Familiäre Dinge waren der letztliche Grund. Das Himmelfahrt-Wochenende bot sich aus zweierlei Gründen an. Zum einen gab der Brückentag den entsprechenden zeitlichen Rahmen; zum anderen konnte unser Chef-Red. auch gleich zwei Konzerte mitnehmen. Da waren zum einen die Scorpions mit ihrem vielleicht letzten Heimspiel am Freitag. Besonders passend war das Subway to Sally-Konzert am Himmelfahrt-Tag. Denn die Potsdamer stellten ihr aktuelles Album Himmelfahrt vor. In beiden Fällen war Norbert auch von den Vorbands sehr angetan.
Die Bühne wirkte beim Betreten des Großen Saals im Pavillon beindruckend. Auf der Bühne leuchteten vor dem noch fast leeren Raum vier mannshohe weiße Lichtsäulen. Mit den Worten "Vision", "Power", "Spirit" und "Desire" schwarz bedruckt, dominierten sie den Aufbau. Dahinter das Schwarz-weiß-Konzept der Bühne aufnehmend ein schwarz-weißes Backdrop mit den im ersten Moment verwirrenden Worten "Blitz Union". Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass Subway to Sally ihrem - soweit ich weiß, nicht angekündigten - Support Act einen Raum gewährt haben, der einem Headliner angemessen gewesen wäre. Eine alles andere als selbstverständliche Haltung.
Und die Prager nutzten ihre Chance. Der Sound ging eindeutig in die Richtung Elektro-Rock. Dazu passte das Intro, bei dem ein Fahnenträger mit Cape und geschlossenen Helm, der entfernt an Star Wars Gestalten erinnerte, das Konzert mit einer pathetischen Ansage eröffnete. Auch die Kleidung und die Haarschnitte der Band waren einer Elektro-Rock-Band angemessen. Akustisch muss wohl einiges vom Band gekommen sein, denn auf der Bühne waren keinerlei Synthies oder andere Tasteninstrumente zu sehen. Die vier Herren traten in der klassischen Rock-Band-Besetzung - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang - an. Und das erwies sich als äußerst positiv.
Außer dem Fotograben befand sich so nichts zwischen den Musikern und dem Publikum. Das nutzten diese, um von der ersten Sekunde an voll auf Angriff zu schalten. Insbesondere Frontmann Mark Blitz (wohl ebenso wie Schtorm, Governor und Shodushi ein Künstlername) erwies sich als echte Rampensau und perfekter Entertainer. Auch seine Mitstreiter, icl. des gut zu sehenden Schlagzeugers, ließen nichts anbrennen. Sänger und Band hatten das komplette Publikum praktisch sofort im Griff. Spätestens beim zweiten Stück ging die Meute bis in die letzte Reihe mit. So etwas habe ich bei einem Opening Act noch nie erlebt. Blitz bedankte sich gegen Ende des Auftritts ausdrücklich. So etwas sei selten. Oft würden die Zuschauer beim Opener noch gar nicht im Saal sein oder mit verschränkten Armen im Hintergrund stehen. Zuvor hatte er es geschafft einen großen Teil des Publikums dazu zu bewegen mehrfach in die Hocke zu gehen, um auf ein Signal hin auf- und dann zur Musik zu springen.
Mark Blitz in Aktion |
Bei so einem Auftritt und einer derartigen Reaktion des Publikums dürfte es manch einem Main Act Angst und Bange werden. Es konnte zwar am Ende des Abends in keinster Weise die Rede davon sein, dass Blitz Union Subway to Sally die Show gestohlen haben. Aber genau wie am folgenden Abend beim Konzert der Scorpions hätte sich der Besuch des Konzertes definitiv mehr als gelohnt, auch wenn der Main Act ausgefallen wäre.
Blitz Union im Uhrzeigersinn, beginnend oben links: Mark Blitz (Voc), Govenor (Dr), Schtorm (B), Shodushi (Git) |
Das Timing war perfekt. Blitz Union standen exakt von 20.00 bis 20.40 Uhr auf der Bühne. Auch Subway to Sally starteten ziemlich genau zum Stundenschlag und standen dann knappe zwei Stunden auf der Bühne.
Bodenski, der Dünenkrieger |
Der Bühnenaufbau der Potsdamer war wesentlich zurückhaltender. Außer dem Backdrop gab es lediglich schmucklos abgehängte Podeste – in der Mitte erhöht das Schlagzeug; rechts und links daneben etwas niedrigere Podeste für Gitarrist und Bassist; davor über die ganze Länge noch ein wiederum etwas niedrigeres Podest, das von den anderen vier Musikern – Geige, Gesang, Drehleyer, Trumscheit – immer wieder einmal benutzt werden konnte. Für die Optik mussten die sieben Musiker also selbst sorgen - unterstützt von einer recht effektiven Lichtanlage.
Aktivposten waren dabei vor allem drei Personen: der massige Sänger Eric Fisch, der das Feld mit geradezu animalischer Intensität beherrschte. Auch Bodenski (Drehleyer) hatte sich für eine massive Optik entschieden. Seine schweren Boots und die dunkle Gewandung mit Cape und Mantel hätten einem Wüstenläufer auf dem Planeten Dune gut gestanden. Den Gegenpol zu den beiden bildete die schlanke Geigerin Ally Storch, die mit den goldenen Accessoires an der Kleidung und ihren knie(!)langen blonden Haaren die Einzige war, die Farben außerhalb des Spektrums Schwarz-Dunkelgrau-Dunkelbraun auf die Bühne bringen durfte und im Laufe der Show die eine oder andere besondere Verkleidung anlegte.
Das Publikum zeigte sich von Anfang an textsicher, obwohl unter den zehn Stücken der ersten Hälfte des regulären Sets gleich sieben Stücke des aktuellen Albums Himmelfahrt platziert waren. Nach „Böses Erwachen“, dem einzigen Stück in diesem Programmteil, das noch aus dem letzten Jahrtausend und damit der Frühphase der Band stammt, kam erstmals die b-Stage zum Einsatz – ein kleines Podest direkt vor dem Mischpult am hinteren Ende des Saals. Hier tauchte überraschend Ally auf, um einer sehr intensive Version des Instrumentals „Autumn“ vom aktuellen Album zu spielen. Nach Allys Solo erschienen auf der Hauptbühne Gestalten in Mönchskutten, die a cappella das gregorianische „Sanctus“ intonierten, das „Gott spricht“ vorbereitete.
Damit war die Promopflicht für das neue Album abgehakt. Im weiteren Verlauf des regulären Sets wurde es nur noch einmal berücksichtigt Nun kamen Klassiker wie die „Henkersbraut“ und der „Falsche Heiland“ zum Zug. Als Finale, das nach dem letzten Song aus dem aktuellen Album und dem treibenden „Besser Du rennst“ platziert war, hatten Subway to Sally das eher epische „Kleid aus Rosen“ gewählt – nicht gerade ein Show-Stopper, aber die Zugabe(n), die natürlich vorgeplant waren, boten noch genügend Raum um Gas zu geben.
Bei der Zugabe konnte Ingo Hampf die Hälse nicht voll kriegen. |
Die Zugabe begann auf der b-Stage, wo Ingo Hampf ein langes Gitarrensolo inszenierte. Zum Ende kam Eric Fisch dazu, um „Maria“ anzustimmen, das bislang älteste Stück vom 96er Album Foppt den Dämon!. Danach gab es kein Halten mehr. Es wurde im wahrsten Sinn zum „Tanz auf dem Vulkan“. Ein optisches Highlight war in dieser Phase Ingo Hampf, der sich mit der dreihälsigen Gitarre zeigte. Das treue Publikum wusste nicht nur, dass nach dem „Veitstanz“ noch nicht Schluss sein würde. Es wusste auch, wie es weiter gehen würde.
Und so erklangen die Zeilen „Blut, Blut, Räuber saufen Blut. Raub und Mord und Überfall sind gut.“ bereits als Da Capo Ruf bevor Eric Fisch mit Dudelsack auf der b-Stage erschien, um „Julia und die Räuber“ einzuleiten, das zweite Stück von Foppt den Dämon!, mit dem dann die komplette Band das Grande Finale einläutete und das erschöpfte Publikum in die hannoversche Nacht zu entließ – gut eine Stunde bevor nicht nur das Himmelfahrts-Konzert, sondern auch der Himmelfahrts-Tag sein Ende fand.
Set List:
Intro
Was ihr wollt
Leinen los
Alles was das Herz will
Eisblumen
Weit ist das Meer
Auf dem Hügel
Böses Erwachen
Autumn (B-Stage)
Sanctus
Gott spricht
Grausame Schwester
Henkersbraut
Falscher Heiland
Das Rätsel II
Ihr kriegt uns nie
Besser Du rennst
Kleid aus Rosen
Extro
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Maria (B-Stage)
Island
Sieben
Tanz auf dem Vulkan
Veitstanz
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Julia und die Räuber (B-Stage)
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