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Titel: Das Leben des Brian. Die Autobiographie
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-21837-6
Preis: € 25
428 Seiten
Vor dem Erscheinen von Highway to Hell waren AC/DC eine außerordentliche Band. Mit Highway to Hell wurden sie eine erfolgreiche außerordentliche Band. Seit Back in Black sind sie eine außerordentlich erfolgreiche Band.
Auch wenn sie natürlich ständig im Raum steht, ist von dieser erfolgreichen und außerordentlichen Band in Das Leben des Brian nur am Rande die Rede. Brian Johnson beschreibt in seiner Autobiographie in erster Linie sein Leben bis hin zu dem Moment, in dem er Sänger von AC/DC wird. Daher endet das Buch auch mit Back in Black, seiner Entstehung, seiner Veröffentlichung und den ersten Konzerten zum Album, bei denen Johnson seine Live-Premiere als Frontmann der Australier hatte.
Auf dem Foto, das den Schutzumschlag ziert, prangt im Hintergrund das AC/DC-Logo. Sinnvoll, denn hier wird schließlich die Autobiographie eines der beiden AC/DC-Sänger vorgelegt! Vom Inhalt des Buches her wären die Logos von Geordie, Geordie II oder sogar U.S.A., der Name den Johnsons Band vor dem Vertrag mit Red Bus Records hatte, allerdings angemessener gewesen.
AC/DC gelten als eine sehr disziplinierte, Skandal-freie Band, als harte Rock-Arbeiter. Das Leben des Brian beschreibt einen idealen Kandidaten für diese Band. Drogenexzesse, Abstürze oder ähnliches finden im Leben des Brian Johnson auch vor AC/DC kaum statt.
Als ihn nach dem Tod von Bon Scott der Anruf des AC/DC-Managements erreichte, war er bereits erstaunlich gut gesettelt. Er war Familienvater mit zwei Kindern. Den Lebensunterhalt verdiente er mit einem erfolgreichen Kleinunternehmen, das er gegründet hatte. Das gab ihm die Flexibilität regelmäßig mit einer überregional erfolgreichen Rock-Band auf der Bühne zu stehen.
Es macht nicht nur Spaß diese Autobiographie zu lesen, sie ist fesselnd wie ein Krimi, den man kaum aus der Hand legen kann, bevor das Ende erreicht ist. Zudem beschreibt Johnson immer wieder unterhaltsam humorvoll Alltagsituationen. Man erlebt hautnah, dass auch einer der größten Rockstars letztlich ein Mensch mit denselben Unsicherheiten ist, wie jeder von uns.
Aber es gibt auch Momente, die vor Überheblichkeit und Arroganz nur so strotzen. Kurz bevor er den AC/DC-Anruf bekam sei ihm der Posten des Sängers erst bei Mannfred Mann’s Earth Band und dann bei Uriah Heep angeboten worden, berichtet er. Beide Bands standen damals bei Bronze Records unter Vertrag. Bei Mannfred Mann hat Johnson sogar vorgesungen; beim Anruf vom Heep-Management angeblich gleich den Hörer aufgelegt.
Es mag ja sein, dass Manfred Mann ein Diktator war und seine Musiker nur Erfüllungsgehilfen. So kommentiert Johnson seine Erlebnisse beim Vorsingen. Aber die Charakterisierung, er sei „ein südafrikanischer Keyboarder, der in den Sechzigerjahren eine ganze Serie von Riesenhits gelandet hatte“ (S. 300), „der sehr lange sehr erfolgreich damit war, die Songs anderer Künstler neu aufzunehmen“ (ebd.), ist ein Zeichen von massiver Arroganz oder völliger Ahnungslosigkeit.
Zu dem Zeitpunkt war Mannfred Mann auf der Höhe seiner Karriere. Ja, auf dem Album Watch gab es eine Cover-Version von Bob Dylan’s „Mighty Quinn“. Die musikalische Umsetzung in einer Prog-Rock Band hatte aber wenig mit der ehemaligen Songwriter-Version zu tun. Daneben gab es grandiose Highlights wie „Martha’s Madman“, „Chicago Institute” und vor allem das grandiose „Davy’s on the Road again”, die Johnsons Diss ad absurdum stellen.
Der Verzicht auf den Job bei Mannfred Mann’s Earth Band und das Abwürgen eines Anrufs von Uriah Heep mit einem kurzen „Nein Danke“, kann aber auch als Zeichen realistischer Selbsteinschränkung gesehen werden. Johnson tut das in dem Buch nicht. Aber ob er, der den rauen Ton AC/DCs perfekt traf, mit den melodischen und hymnischen Parts der Earth Band und vor allem Uriah Heeps klar gekommen wäre, erscheint mir fraglich.
Spannend wäre das Uriah Heep-Experiment aus heutiger Sicht dennoch gewesen. Zum einen war der damals statt Dickinson bei Heep eingestiegene Sänger John Sloman eine eindeutige Fehlentscheidung, die die Band so nahe ans Ende ihrer Karriere gebracht hat, wie keine andere Krise in der Bandgeschichte; zum anderen wäre Johnson bereits hier mit dem späteren AC/DC-Drummer Chris Slade zusammen gekommen.
Aber wenn es mit ihm und Uriah Heep geklappt hätte, wäre er vielleicht nie der Sänger von AC/DC geworden.
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