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Lieblingslieder 27: Kraftwerk - “Das Model“

Ingo hat uns ja schon häufig überrascht, wenn er uns Songs auf der akustischen Gitarre präsentiert hat, bei denen wir überhaupt nicht damit gerechnet haben, dass das funktionieren könnte. Das gilt natürlich in besonderem Maße für die Elektronik-Pioniere Kraftwerk. Aber Ingo hat mich dieses Mal auch mit dem Text seiner Kolumne überrascht, denn die „Chartkarriere mit Umwegen“ des wohl populärsten Kraftwerk-Hits „Das Model“ war mir absolut nicht bewusst.

Meine erste Begegnung mit Kraftwerk war Ende der 1970-er Jahre “Autobahn“, der erste große Hit der Band (über die Plattensammlung meiner Brüder), der da allerdings schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Für mich als Teenager aber eine Sensation, die Lust auf mehr machte. Ich begann, mich mehr für die Band zu interessieren. So lernte ich nach und nach die Musik dieser großartig innovativen Gruppe kennen.

Neben ihren Glanztaten für das elektronische Genre wird manchmal etwas vergessen, wie eingängig und ohrwurmträchtig ein großer Teil der Musik ist. Clevere Arrangements, schlichte Melodien mit einem ganz eigenen Charme und großartige Klänge. Auch das 1978 auf der LP Mensch-Maschine veröffentlichte Lied „Das Model“ gehört für mich in diese Kategorie. Zunächst wurde die Singleveröffentlichung kein Hit. Das kam erst über den Umweg der englischsprachigen Version der Single „Computerliebe" von der gleichnamigen Platte (erschienen 1981), die als B-Seite auch die englischsprachige Version von „Das Model“ enthielt. Aufgrund des Erfolgs dieser Version wurde es 1982 nochmals als A-Seite herausgegeben und erreichte die Topposition in den britischen Charts. In diesem Zuge wurde „Das Model“ dann auch in Deutschland erfolgreich (Platz 7 der deutschen Charts), vielleicht auch durch die gerade grassierende Neue Deutsche Welle befeuert. Wie sehr Kraftwerk mit „Das Model“ beeinflussen konnten, zeigt sich auch in der unglaublichen Anzahl an weltweiten Coverversionen des Liedes. Jede hat so ihren Reiz. Doch das Original in sich ist einfach perfekt.

Harmonisch sind Intro, Strophen und Outro schlicht mit zwei Akkorden (A-Moll und E-Moll) ausgestattet und mit der Gitarre sehr leicht zu spielen. Doch gerade diese Schlichtheit ist so bedrückend, weil die gesungenen und gespielten Melodien einfach hängen bleiben. Im Zwischenspiel wechselt die Stimmung bis zum aufhellenden E-Dur. Der Text spiegelt etwas den damaligen Zeitgeist wider. Doch wer kennt als Teenager nicht das Gefühl, eine nicht erreichbare Person anzuhimmeln?

Meine rein akustische Version ist eng am Original, auch wenn ich kleine Stellen gekürzt habe, damit mit nur einer Gitarre der Spannungsbogen nicht abfällt. Wenn man die instrumentalen Melodien in die Begleitung einbaut, bekommt man ein sehr schönes Ergebnis, das auch im Live-Kontext immer wieder gerne angenommen wird.



Kraftwerk zählen für mich – neben Klaus Schulze und vielleicht noch Tangerine Dream - zu den großen deutschen Pionieren der elektronischen Musik. Ihr weltweiter Erfolg ist völlig gerechtfertigt und kann nicht genügend herausgestellt werden. „Das Model“ ist ein großartiger Song, der auch heute noch locker mithalten kann und somit völlig zurecht eines meiner Lieblingslieder ist.

Ingo Andruschkewitsch


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