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Im Juli 1997 sind eine ganze Reihe interessanter CDs in meinem Regal gelandet. Ausgewählt habe ich Morgana Lefays The secret Doctrine, um diese viel zu selten erwähnte schwedische Band ein wenig aus der Vergessenheit zu holen.
Das Album erfüllte die unabdingbare Voraussetzung, die ich in diesem Monat an die Monats-CD gestellt habe. Sie wurde in Hannover gekauft – wie ein ganzes Dutzend Silberlinge in diesem Monat. Dass sie an unterschiedlichen Tagen erworben wurde, lässt auf einen längeren Aufenthalt in Hannover schließen. Zu Recht! Und damit bin ich beim Thema dieser Kolumne. Es ist noch einmal meine Schwiegermutter Hildegard von Fransecky. Zwei runde Jahrestage liegen in diesem Jahr bereits hinter uns – ihr 100ster Geburtstag am 29. Mai und ihr 25. Todestag kurz vor ihrem 75sten Geburtstag am 24. März. An ihr Leben haben wir bereits vor einem Vierteljahr erinnert. Jetzt geht es um unseren Abschied.
Marias Eltern Oskar und Hildegard mit dem Enkel Janek - mittlerweile 47 Jahre alt |
Er fand in mehreren Schritten statt – einige davon kann man benennen. Da ist die Nacht nach ihrem Tod, die wir mit ihr in ihrer Wohnung verbracht haben, die Trauerfeier am Sarg (wohl in den Osterferien Anfang April) und die Urnenbeisetzung im kleinen Kreis am 15. Mai (?). Besonders intensiv haben wir den Abschied dann aber im Sommer erlebt. Wir hatten den Mietvertrag für Hildegards Wohnung weiterlaufen lassen und haben einen großen Teil der Sommerferien in Hannover verbracht. Maria hatte es nicht über’s Herz gebracht, die Wohnung, in der sie mit ihren Eltern, anfangs zusätzlich noch mit den Großeltern, aufgewachsen ist, einfach auflösen zu lassen.
Hildegards Gartenbank auf unserer Terrasse mit dem ebenfalls bereits lange verstorbenen Kater Murphy |
So räumten wir nun Zimmer für Zimmer, Schrank für Schrank die Wohnung und den Keller leer – immer mit dem Bemühen möglichst wenig einfach nur wegzuwerfen. Und vieles hat neue Besitzer gefunden. Das Schlafzimmer ging an eine Cousine Marias und wurde von mir und deren Mann sorgfältig abgebaut. Das gute Geschirr nahm eine ehemalige Mitschülerin Marias. Die Gartenbank aus Hildegards Schrebergarten steht bis heute auf unserer Terrasse.
Ein glücklicher Zufall bestand darin, dass sich eine Freundin gerade ein Ferienhaus in der Heide gekauft hatte und dabei war es einzurichten. Eine ganze Reihe von Kleinmöbeln wanderte so nach Suhlendorf in ein Haus, in dem wir in den kommenden Jahren immer wieder Ferien machen sollten und so auch immer wieder unserer Hildegard begegnen konnten.
Das Gedenkglas |
An manchen Tagen tratt uns die schlesische Seite von Hildegard unübersehbar entgegen. Weggeworfen wurde nichts. Es könnten ja einmal schlechte Tage kommen. Das hatte sie in ihrem Leben zur Genüge kennen gelernt.
Im Keller standen mehrere Regale dicht gefüllt mit Einmachgläsern – zu einem nicht unerheblichen Teil gefüllt mit Produkten aus ihrem Schrebergarten; insbesondere mit Bohnen und Kirschen, sorgfältig etikettiert, zum Teil mit Daten, die man nicht anders als historisch nennen konnte. Diese Mengen waren nirgendwo mehr unterzubringen. Die gefüllten Gläser jüngeren Datums haben wir natürlich behalten und verbraucht; der Rest wurde entsorgt. Das Altglas füllte unseren Polo zwei Mal bis unters Dach als ich das Glas zum Container fuhr. Ein Glas Kirschen steht bis heute in unserer Küche.
Zwei sorgfältig verschlossene Koffer, die sich unter Hildegards Bett befanden, hatten wir uns fast bis zum Schluss aufgehoben, gespannt was für Schätze unsere Mutter und Schwiegermutter dort hineingepackt hatte. Unsere Überraschung war groß. Beide Koffer waren prall gefüllt mit sorgfältig zusammengelegten …. Plastiktüten – mittlerweile fast Wertgegenstände, was man damals natürlich noch nicht ahnen konnte.
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