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Artikel

Die ELOY-History, Teil 2

Mit den ersten beiden Elektrola-Alben hatten Eloy sich in der deutschen Rock-Szene etabliert. Nun ist es Zeit für den großen Sprung, um sich den Ruf zu erarbeiten, mit dem die Band sich den Ruf einer der wichtigsten deutschen Bands der 70er Jahre für alle Ewigkeit gesichert hat.


Kapitel 2: Mit Fantasy und Power - Der Sprung an die Spitze

Der Sprung zum Konzeptalbum, das erste einer deutschen Band, hat sich für Eloy gelohnt. 30.000 verkaufte Exemplare bedeutete fast eine Vervierfachung im Vergleich zum Vorgänger. Das Album-Cover von Power and the Passion führt außerdem das bis heute gültige Eloy-Logo ein. (Die Remaster-Edition benutzt das Logo von Anfang an.) Ironischerweise löst sich die Band danach praktisch auf. Bornemann gibt heute dem damaligen Manager Jay Patridge die Hauptschuld daran, dass er sich von der Band getrennt hat. Die EMI akzeptierte die Trennung und Bornemanns Bemühungen ein neues Line up zusammenzustellen.

Nach einem relativ rockigen Einstieg, der inhaltlich eine Zeitreise ins 14. Jahrhundert bietet, folgt ein wesentlich ruhigerer Longtrack, der aber auch heftige Gitarren-Keyboard-Sequenzen enthält. Insgesamt erinnert das Stück sehr an Jane, bei denen Keyboarder Wieczorke nach Power and the Passion in Lohn und Brot stand. Das ist wohl kein Zufall. Immerhin führt Bornemann den deutlich moderner gewordenen Klang auf Wieczorkes Interesse an dem neuen Instrument Synthesizer zurück. Bei “Thoughts of Home“ scheint mir ein ziemlich deutlicher Diebstahl bei Rock Wakeman vorzuliegen. Bornemann will sich da nicht festlegen. “Wenn Wieczorke wirklich von Wakemann beeinflusst war, weiß ich das bis heute nicht.“ Er habe damals auch gar nicht alle Wakeman-Scheiben gekannt

Neben dem bekannten Quartett mischen bei Power and the Passion Detlev Pitter Schwaar als zweiter Gitarrist mit. Der Englisch-Fachberater Richard Smith hat die Texte des “zany Magician“ und seine Frau Mary die von Jeanne eingesprochen.



Eloy

Power and the Passion



Info

VÖ: 1975 / 04.02.2000

(EMI)

Gesamtspielzeit: 49:11


Ganz dem Zeitgeist verhaftet erzählt Power and the Passion eine Geschichte zwischen Fanstasy und Drogennebel. Als der Zeitreisenden Jamie im 14. Jahrhundert der Fürstentochter Jeanne begegnet, bekommt sie erst mal einen Joint angeboten, um neue Erfahrungen zu machen. Bornemann will mit der Handlung, bei der Jamie mit Jeannes Vater und der repressiv-autoritären Gesellschaftsordnung der Vergangenheit in Konflikt- und ins Gefängnis - gerät, deutlich machen, dass sich trotz technischem Fortschritt im Umgang der Menschen miteinander eigentlich nicht viel geändert hat. Hatte man es in den 70ern als „langhaarige Rockband“ doch auch schwer gesellschaftlich akzeptiert zu werden.

Poetischer, märchenhafter, harmonischer, phantasievoller - so kann man die Entwicklung von Power and the Passion, dem bis dato reifsten Werk von Bornemanns Combo, wohl am besten beschreiben. Man spürt echtes Bedauern, wenn man hört, dass er gerne mehr daraus gemacht hätte. Ein angestrebtes Doppelalbum sei durch Manager Patridge verhindert worden, sagt Bornemann. Schade, ich hätte gerne 90 Minuten Kraft und Leidenschaft gehört. Als Bonus gibt es aber lediglich den Remix eines Album-Tracks. Und weiteres unveröffentlichtes Material von der ursprünglich geplanten Doppel-LP gibt es nicht. Alles sei, so Bornemann, für das Folgealbum verwendet worden, das die Geschichte von Jamie und Jeanne wieder aufgreift.

Dawn dämmert mit völlig neuer Besetzung heran. Wieczorke hatte sich - wie bereits gesagt - bei Jane verdingt. Fritz Randow war zu Epitaph gegangen. Die neue Eloy-Besatzung bestand neben Bornemann (Voc, Git) aus dem Pädagogen und Grafik-Designer Klaus-Peter Matziol (B, Voc), Detlev Schmidtchen an allem, was Tasten hat, Gitarre und Gesang. Die Drums und allerlei Percussion-Zeug steuert Jürgen Rosenthal bei, der bislang bei den Scorpions härtere Brötchen gebacken hatte.

De Zeit von nur einem knappen Jahr zwischen den beiden Scheiben lässt die großen Veränderungen kaum ahnen. Für einen totalen Neuanfang gab es auch erstaunlich viel Kontinuität zwischen Power and the Passion und Dawn. Das beginnt bei dem Cover, das bei beiden Alben exakt dieselbe Struktur besitzt und geht bis in den Inhalt, denn die Geschichte von Jamie wird hier fortgesetzt. Allerdings auf einer anderen Ebene. Während Bornemann auf Power and Passion eine Fantasy-Geschichte erzählt hat, die gut zur Eloy-Musik passt, besteht Dawn überwiegend aus Reflexionen, die durch die Erinnerung an Jeanne ausgelöst werden.

Jeanne wird zur Symbolgestalt der eigenen Träume; die Zeit, die Jamie mit ihr in der Vergangenheit verbracht hat, zur eigentlich erstrebenswerten Zeit, die jetzt als nicht mehr erreichbar erscheint. Vor diesem Hintergrund macht Bornemann sich Gedanken über den Sinn des Seins und den Umgang mit scheinbar unerreichbaren Träumen. Die Stimme Jeannes, die er in sich hört, macht ihm dann Mut gegen die Mauern seiner Existenz anzukämpfen und - obwohl die Zweifel und Furcht an ihm nagen - an einen kommenden Sonnenaufgang (Dawn) zu glauben.





Trackliste
1Introduction1:11
2Journey into 13582:54
3Love over six Centuries10:09
4Mutiny9:08
5Imprisonment3:13
6Daylight2:38
7Thoughts of Home1:05
8The zany Magician2:35
9Back into the Present3:07
10The Bells of Notre Dame6:26
11The Bells of Notre Dame (Remix, 1999)6:26
Besetzung
Frank Bornemann (Voc, Git)
Manfred Wieczorke (Keys)
Fritz Randow (Dr, Perc)
Luitjen Janssen (B)
Detlev Pitter Schwaar (Git)

Gäste:
Richard Smith (Zany Magician
Mary Davis (Jeanne)






Eloy

Dawn



Info

VÖ: 1976 / 28.05.2004

(EMI)

Gesamtspielzeit: 47:51


Auf den ersten Blick erscheint die Remaster-Version von Dawn gegenüber der ursprünglichen LP/CD völlig umgemodelt. Die einzelnen Stücke erscheinen in einer völlig neuen Reihenfolge. Für ein Konzeptalbum eine merkwürdige Vorgehensweise. Bornemann entwarnt. An der Scheibe sei in der Hinsicht nichts verändert worden. Auf dem ursprünglichen Album sei ganz schlicht eine falsche Tracklist verwendet worden, die bis zu den Remasters bei sämtlichen Wiederveröffentlichungen mitgeschleppt worden sei.
Bonustracks enthält die Remaster-Edition nicht.

Wenn man die in den Lyrics aufgeworfene Sinnfrage auf die damalige Situation der Band bezieht, lautet die Antwort auf jeden Fall: Der Griff zu den Sternen lohnt sich. Denn mit Dawn brechen Eloy alle bisherigen Rekorde. Die Scheibe verkauft sich prächtig. Die Tourneen sind ausverkauft. Der Umgang mit Zeitungen und Fernsehauftritten wird zur Selbstverständlichkeit. Eloy haben die Spitze des deutschen Rock-Olymps erreicht. Bei vielen Fans gilt Dawn bis heute als das Meisterwerk der Band.

Gleich das Intro ist großes Ohrenkino. Nach einem sehr authentischen Gewitterregen begleiten Streicher die Band und setzen einen klassischen Akzent - nicht das letzte Mal auf dem Album. Der Einsatz eines großen Orchesters ist kennzeichnend für die aufwendigere Produktion, die Eloy sich nun leisten konnten. In der Öffentlichkeit, insbesondere der Presse, wurde das nicht nur wohlwollend aufgenommen. Überheblichkeit, Größenwahn warf man einer deutschen Band vor, die es sogar wagte, mit eigener Lichtanlage auf Tour zu gehen. Neid? Unverständnis? Was immer dahinter gesteckt haben mag, man übertrug die Kritik auf das gesamte Erscheinungsbild der Band. Bornemann kann sich noch Jahre später höchst lebendig aufregen, wenn er die Tiraden der Presse kommentiert. Besonders wild macht ihn, dass alles, was an Bands wie Pink Floyd, Jethro Tull oder Genesis geschätzt wurde, bei Eloy auf Kritik stieß.

Der Ärger ist verständlich, wenn man sich Scheiben wie Dawn oder Ocean anhört. Der bereits vorher etablierte eigene Stil wird höchst kompetent weiter entwickelt. Die Tracks kommen stimmig und in sich geschlossen daher. Wieczorkes Experimente auf den Tasten werden von Schmidtchen auf das songdienliche reduziert. (Einige merkwürdige Breaks bei “Lost!?? (The Introduction) mal ausgeklammert) Die weiter wachsenden Möglichkeiten des neuen elektronischen Equipments werden konsequent genutzt ohne sich davon beherrschen zu lassen. Auf der anderen Seite verankert sich die Band auch viel stärker in bodenständigen Rock-Klängen, die Dawn zum Teil einen echten Roch’n’Roll-Touch verpassen.





Trackliste
1Awakening2:39
2Between the Times6:07
2.1Between the Times
2.2Memory - Flash
2.3Appearance of the Voice
2.4Return of the Voice
3The Sun-Song4:24
4The Dance in Doubt and Fear4:28
5Lost !?? (Introduction)5:20
6Lost !?? (The Decision)5:01
7The Midnight-Flight / The Victory of mental Force8:07
8Gliding into Light and Knowledge4:16
9Le Reveil du Soleil / The Dawn6:48
Besetzung
Frank Bornemann (Voc, Git)
Klaus-Peter Matziol (B, Voc)
Detlev Schmidtchen (Keys, Git, Voc)
Jürgen Rosenthal (Dr, Perc, Voc)






Eloy

Ocean



Info

VÖ: 1976 / 28.05.2004

(EMI)


Gesamtspielzeit: 44:12



“PS. Alle lästigen Nebengeräusche sind pure Absicht!“ vermerken Eloy humorvoll auf dem Cover zu Ocean. Eigentlich hätte der Spruch eher auf frühere Alben gepasst. Denn was hier an Soundtüfteleien eingebaut wird, passt eigentlich immer phantastisch in den Rahmen der Stücke hinein. Wer sich in die ungeheurere und wechselvolle Emotionalität eines Songs wie “Decay of the Logos“ nicht verlieben und verlieren kann, dem fehlt irgendeine Art von Empfindsamkeit und ist eigentlich nur zu bedauern.

Im Vergleich zu Dawn steigert sich die Tendenz zu elegisch sphärischen Tracks parallel zur Länge der Stücke. Da ich Eloy durch diese Scheibe erstmals begegnet bin und mir die langen Keyboardpassagen von “Atlantis Agony“ als besonders typisch für dies Band erschienen, gehörte sie für mich lange Zeit eher in die Nachbarschaft deutscher Elektroniker wie Klaus Schulze und Michael Rother. Sicher ein völlig untreffendes Urteil, das ich für mich allerdings schon damals relativiert hatte. Die Erkenntnis, dass Eloy doch deutlich mehr rocken als alle Rothers dieser Welt zusammen, hat dazu geführt, dass ich der Band bis heute treu geblieben bin, während sich der Rother- und Schulze-Bestand weiterhin auf die Sampler-Beiträge reduziert, die ich mir vor Jahren zusammengekauft habe.

Ocean ist erneut ein Konzeptalbum, das wie der Vorgänger in der remasterten Version ohne Bonus-Tracks erscheint. Geschrieben wurden die Texte komplett von Rosenthal. Diesmal befasst man sich mit dem Mythos von Atlantis, einer Welt geschaffen und vernichtet von den Göttern, als die Menschheit sich überhoben und Unterdrückung und Ungleichheit in die Welt gebracht hat. Auch hier ist wieder ein gesellschaftskritischer Vergleich mit der damaligen Gegenwart intendiert.

Äußerlich ist für Eloy beim Entstehen von Ocean erste einmal Ruhe angesagt. Man geht in derselben Besetzung ans Werk wie auf Dawn. Der äußere Druck ist allerdings größer. Der Erfolg von Dawn hat Erwartungen geschürt, die erfüllt werden müssen. Man wechselt in einen größeren Proberaum, in einen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. (Passt textlich eher zu der Eingangspassage von Dawn.) Und die Erwartungen erfüllen sich. Ocean schlägt akustisch und optisch ein wie eine Bombe. Die Scheibe verkauft sich noch einmal doppelt so gut wie Dawn und setzt sich an die Spitze der Charts, wo sie sogar Bands wie Genesis, Pink Floyd und Queen auf die Plätze verweist. Die Presse goutiert das nicht. Die Häme, die man über die pompösen Tetutonen-Rocker ausschüttet gewinnt noch einmal an Schärfe. Hätte es den Satz “Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.“ nicht schon gegeben, man hätte ihn erfinden müssen.

Das aber galt nur für die „offizielle“ Meinung Deutschlands. Das zahlende Publikum sah das ganz anders. Die 2.000er Hallen, die für die nun folgende Tour gebucht wurden, waren erheblich zu klein. Oft stand die Hälfte der Fans vor der Halle und musste nach Hause geschickt werden. Bornemann stand mit seiner Mannschaft vor der Frage, ob man sich in größere Locations, wie die Düsseldorfer Phillipshalle, wagen sollte. Skepsis herrschte nicht nur wegen der Leistungsfähigkeit der Anlage. Man hatte auch Skrupel, weil die Akustik größere Hallen einfach nicht so gut ist und man aus den hinteren Reihen kaum etwas von den Musikern sehen kann. Aber Skrupel hin, Bedenken her, die Tour wurde ein einziger Triumphzug.





Trackliste
1Poseidon's Creation11:42
2Incarnation of the Logos8:25
3Decay of the Logos8:17
4Atlantis' Agony at June 5th - 8498, 13 p.m. Gregorian Earth Time15:38
Besetzung
Frank Bornemann (Voc, Git)
Klaus-Peter Matziol (B, Voc)
Detlev Schmidtchen (Keys, Xylophon, Engelsstimmen)
Jürgen Rosenthal (Dr, Perc, Flöte)



... Fortsetzung folgt...

Norbert von Fransecky


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