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Pop, Punk, Songwriter, Metal,... Ingo Andruschkewitsch hat sich schon an die unterschiedlichsten Stile herangewagt, um den einen oder anderen Klassiker nur von der akustischen Gitarre begleitet zu Gehör zu bringen. Nun wagt er sich sozusagen an die Königsklasse heran und hat sich die oft recht sperrigen Prog-Pioniere Gentle Giant vorgenommen. Wir sind gespannt.
Gentle Giant war für mich viele Jahre lang ein Mysterium. Ich hatte immer mal wieder von der Band gehört bzw. gelesen, doch Ende der 1980er und auch noch in den 1990er Jahren war es dank rein analoger Zeiten nicht so einfach, an Informationen zu kommen. Und Tonträger waren auf dem kleinen Dorf im Nordschwarzwald, meiner Heimat, auch nicht wirklich ein Massenprodukt. Und Gentle Giant kannte keiner meiner Freunde. Mit meinem Musikgeschmack (Genesis, Yes, King Crimson, Marillion aber auch Reinhard Mey, Klaus Hoffmann, Anacrusis, Impaled Nazarene, Klaus Schulze oder Arvo Pärt) ging eigentlich niemand konform.
Meine erste Veröffentlichung der Band, die ich mir kaufen konnte war die Zusammenstellung Scraping the Barrel (ca. 2004) mit über 12 Stunden an Outtakes, Soundschnipseln und anderen Besonderheiten. Ein erster erleuchtender Eindruck der großartigen Band. Und hier hörte ich auch erstmals das Lied “Think of Me with kindness“ in einer Demo-Version. Dieses Lied hat mich bis heute in seinen Bann gezogen. Noch mehr, als ich es dann Jahre später endlich auch im ‚Original‘ auf der grandiosen Platte Octopus hören konnte. Dieses Arrangement hat so gar nichts von einem gewöhnlichen Popsong und ist doch enorm eingängig. Songschreiber Kerry Minnear spielt einfühlsam das Piano und das Mellotron und singt auch die Lead Vocals. Dazu gesellen sich zeitweise noch John Weathers am Schlagzeug und Phil Shulman mit dem Mellophon, ein Blechblasinstrument aus der Familie der Hörner, mit dem er zwei einfühlsame Soli beisteuert. Der Rest der Band fehlt bei diesem Lied. Und gerade diese Beschränkung tut “Think of Me with kindness“ gut. Musik zum Eintauchen.
Inhaltlich ist es eigentlich ein Lied über eine zerbrochene Liebesbeziehung, doch kann man es auch als Abschiedslied für einen verlorenen lieben Menschen auffassen.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das Lied einmal nur mit Gitarre und Gesang einspielen würde. Doch für diese Kolumne habe ich mich doch daran gewagt und war überrascht, dass es so gut funktioniert. Die Basis des Songs ist eben über jeden Zweifel erhaben.
“Think of Me with kindness“ ist bis heute mein Lieblingslied von Gentle Giant, auch wenn die Band enorm viel großartige Musik geschrieben hat. Durch meine Kolumne wird der Song nun auch hin und wieder in meine Live-Programme übergehen, wenn Cover-Songs verlangt sind. Ein schöner Nebeneffekt dieser Kolumne und Würdigung für eines meiner Lieblingslieder!
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